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Die Töchter von Sankt Petersburg

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
562 Seiten
Deutsch
dotbooks Verlagerschienen am01.07.2021
Die letzte Blütezeit des Zarenreichs: Der opulente Historienroman »Die Töchter von Sankt Petersburg« von Andreas Liebert jetzt als eBook bei dotbooks. Zwischen Glanz und Untergang ... Russland, Ende des 19. Jahrhunderts: Als ein Attentat auf den Zaren das Land in Aufruhr versetzt, scheinen die Schuldigen bald gefunden zu sein - doch dies führt zu schrecklichen Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung. Im letzten Moment kann die junge Sarah aus ihrem Heimatort fliehen. Nur der russische Offizier Gregor Nikolajewitsch steht auf ihrer Seite ... oder verfolgt er eigene Interessen? Denn schließlich verfügt Sarah über eine besondere Heilergabe, die viele Leben retten könnte, sie aber bisher nur zur Zielscheibe für Aberglauben und Hass machte. Als sie an der Seite ihres neuen Vormunds in das prachtvolle Sankt Petersburg kommt, lernt Sarah die ebenso faszinierende wie geheimnisvolle Adlige Tatjana kennen. Aber welche Geheimnisse verbergen sie und Gregor vor ihr? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die historische Saga »Die Töchter von Sankt Petersburg« von Andreas Liebert - bereits erschienen unter dem Titel »Die Handheilerin«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg. Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.
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Produkt

KlappentextDie letzte Blütezeit des Zarenreichs: Der opulente Historienroman »Die Töchter von Sankt Petersburg« von Andreas Liebert jetzt als eBook bei dotbooks. Zwischen Glanz und Untergang ... Russland, Ende des 19. Jahrhunderts: Als ein Attentat auf den Zaren das Land in Aufruhr versetzt, scheinen die Schuldigen bald gefunden zu sein - doch dies führt zu schrecklichen Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung. Im letzten Moment kann die junge Sarah aus ihrem Heimatort fliehen. Nur der russische Offizier Gregor Nikolajewitsch steht auf ihrer Seite ... oder verfolgt er eigene Interessen? Denn schließlich verfügt Sarah über eine besondere Heilergabe, die viele Leben retten könnte, sie aber bisher nur zur Zielscheibe für Aberglauben und Hass machte. Als sie an der Seite ihres neuen Vormunds in das prachtvolle Sankt Petersburg kommt, lernt Sarah die ebenso faszinierende wie geheimnisvolle Adlige Tatjana kennen. Aber welche Geheimnisse verbergen sie und Gregor vor ihr? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die historische Saga »Die Töchter von Sankt Petersburg« von Andreas Liebert - bereits erschienen unter dem Titel »Die Handheilerin«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg. Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955204549
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.07.2021
Seiten562 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1377 Kbytes
Artikel-Nr.5803913
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog

Ohne länger nachzudenken fingerte Sarah das Buch aus der kotigen  Schlammpfütze und wischte es mit dem Ärmel ihres neuen Kittels sauber. Für sie, die Jüdin, die selbstverständlichste Sache von der Welt. Denn ein Buch war grundsätzlich wertvoll und eines, das Kommentare zum Talmud enthielt, geradezu ein Kleinod.

Dieses hier gehörte Josua, dem jüngsten Sohn von Rabbi Jankovic. Mit zerdelltem Filzhut und klappernden Zähnen stand er vor ihr in der Pfütze, wobei ihm das Wasser vom Kaftan und den Schläfenlocken tropfte.

»Sie sind weg!«, rief Sarah ihm zu und schaute sich um. »Komm! Schnell! Sonst wirst du Gott behüte krank. Du musst sofort heißen Tee trinken, ein Schwitzbad machen und dann mit der Wärmflasche ins Bett gehen. Aber mit Strümpfen und vorher gurgeln und ganz viel essen.«

Sarah plapperte, wie es ihr in den Sinn kam, packte Josua am Ärmel und zog ihn aus der Pfütze. Mit seinen sechzehn Jahren bot Josua das Bild des studierten jüdischen Jungen schlechthin: lang aufgeschossen, blass, das Gesicht vom vielen Studieren aufgezehrt. Das Ebenbild des richtigen Juden. Wenig Muskeln, dafür mit dunkel schimmernden Augen, kantiger Nase, schlanken Gliedern und gesegnet mit einer Stimme, die schon fast so würdevoll klang wie die eines Propheten.

Aber, Jude bleibt Jude, befanden die stets gleichen zaristischen Kreise. Weswegen Josua auch Gewalt angetan worden war Gewalt, die seit den Attentaten auf Zar Alexander II. in so ziemlich allen Städten an der Tagesordnung war. Jüdische Terroristen, hatten die Zeitungen geschrieben, hätten die Bombe gebaut. Was nur logisch sei: Erst mordeten sie Christus, jetzt den Zar.

Sarah wusste von dieser Propaganda. Trotzdem hatte sie keine Angst. Weshalb Gott sich ihrer gerade eben als Werkzeug bedient hatte.

Sie, die fünfzehnjährige Tochter des Schmuckmachers, Blechschmieds und Schusters Jankl, war rechtzeitig dazugekommen, als drei junge Burschen Josua wegen seines selbstvergessenen Gehens erst verspotteten, ihn dann ein paar mal um die eigene Achse drehten und schließlich in die Pfütze stießen. Josua platschte hinein wie betrunken, mit Gesicht und Buch voran. Doch damit nicht genug: Die Burschen machten sich den Spaß, ihm den Kaftan nach Strich und Faden durchzuweichen und hatten sogar den demütigenden Einfall, ihm mit einem Jagdmesser die Schläfenlocken absäbeln zu wollen. Doch dazu kamen sie nicht mehr, denn just in diesem Moment bog sie um die Ecke.

Sarah hatte sofort begriffen, was sie sah und gehandelt und zwar, indem sie sich vom jüdischen Mädchen in eine orientalische Furie verwandelte. Im selben Ton wie die betrunkenen Njeschiner Vetteln, wenn sie den Juden Würmer in den Leib wünschten und ihnen den bösen Blick anhexten, beschimpfte sie Josuas Peiniger als räudige Rotte stinkender Hunde. Dabei schwang sie ihre Flasche mit dem gerade gekauften Lampenöl wie eine Keule, was die gerade mal zwölfjährigen Burschen so erschreckte, dass sie von Josua abließen und das Weite suchten.

Jetzt war alles vorbei.

»Sieh doch, Gott schickt uns ein Zeichen«, sagte Sarah wieder ruhig und selbstbeherrscht und zeigte in den aufleuchtenden Himmel, der sich nach dem Regenschauer plötzlich über ihnen auftat.

Josua blickte gen Himmel, doch dadurch fand er sein Gleichgewicht genauso wenig wieder wie eine vernünftige Antwort. Wenigstens schnaufte er anschließend nicht mehr so heftig. Erst als Sarah ihm sein Buch mit dem Talmud-Kommentar in die Hand drückte, beruhigte er sich. Sie spürte seinen dankbaren Blick und sah ein verlegenes Lächeln, das aber plötzlich einem höchst verwunderten, wenn nicht erschrockenen Gesichtsausdruck wich. Sarah seufzte nachsichtig. Derlei Reaktionen waren ihr alles andere als fremd. Längst hatte sie sich daran gewöhnt und maß ihnen keinerlei Bedeutung mehr bei. Josua reagierte wie jeder andere auch, der sie bewusst das erste Mal sprechen hörte.

Es lag an ihrer Stimme. Sie klang anders. Nicht so, wie man sie von einem fünfzehnjährigen Mädchen erwartete, sondern wie junge erwachsene und zuweilen vor allem reiche Frauen sie zuweilen besaßen: kräftig und voll, in sich ruhend, warm und sinnlich. Sarah selbst hörte sich gerne, und auch in der Familie und Verwandtschaft hatte sich jeder so ziemlich an ihre Stimme gewöhnt. Doch die meisten ihrer Freundinnen taten sich schwer damit, noch schwerer freilich deren Mütter und Väter. Was auch daran lag, dass sie ein Heißsporn war und sich von niemandem etwas sagen ließ. Irgendwie schien sie nie das rechte Maß zu finden. Wenn sie mit ihren Freundinnen Hochzeit spielte, artete dies schnell in ein wirres Durcheinander aus, in dessen Folge  Schränke und Schubalden zerwühlt und irgendwann sämtliche Kleider, Pelze, Krinolinen und Hüte auf dem Boden lagen. Wobei Sarah ihre Freundinnen sogar dazu anstiftete, die Schmuckschächtelchen der Mütter und Tanten auszuleeren. Dann wurde getanzt und gesungen, bis es Sarah eines Tages einfiel, einen der jüngeren Brüder zu holen. Ihren Freundinnen befahl sie, beide ins Schlafzimmer zu führen. Zum Kindermachen, wie sie sagte.

Die Mütter waren entsetzt.

Woher das Kind denn so etwas wisse, klagten sie Sarahs Mutter an, die nichts anders darauf zu erwidern wusste, als ihre Tochter zu rufen und sie selbst zu fragen. Worauf Sarah unbekümmert sagte:

»Ich habe Bilder davon gesehen.«

»Bilder?« schrien die Mütter entsetzt und zogen sich voller Entrüstung alle gleichzeitig ihr Kopftuch vor die Augen.

»Ein Bild«, verbesserte sich Sarah. »Ein betrunkener Offizier hat es mir geschenkt. »Guck, so geht´s, hat er gesagt und sich dabei vor Lachen in die Hose gemacht.«

»Und wo ist das Bild?«

»Hier.«

Sarah griff unter ihre Schürze und holte eine Photographie heraus. Sie zeigte Eindeutiges in einem plüschigen Boudoir auf einem riesigen Bett. Sarah bekam eine Ohrfeige, dann machte das Photo die Runde. Kein Wort wurde dabei gesprochen. Tags darauf war das Photo verhökert und das Geld für neue Kerzen ausgegeben.

Dies war der eine, ungebärdige Wesenszug Sarahs.

Der andere war ihre Verstocktheit. Tagelang konnte sie schwermütig herumsitzen, ohne ein Wort zu sagen. Oft betrachtete sie dabei ihre Hände, spreizte die Finger oder ballte sie zu Fäusten.  Dann wieder schnappte sie mit raubtierhaften Bewegungen in die Luft, als wolle sie irgendwelche Dämonen schlagen. Dabei hatte sie es am liebsten, wenn ihre Mutter ihr irgendwelche Reise-Märchen vorlas. Einmal war es vorgekommen, dass sie wie von der Tarantel gestochen auffuhr, Sessel und Stühle zusammenstellte und einen Zug daraus baute. Weil auch sie irgendwann fortreisen wollte, wie sie leidenschaftlich verkündete. Darauf weinte sie zwei Tage lang.

Die Familie machte sich Sorgen. War Sarah eine Besessene?

Nein. Bis sie wirklich Frau wäre, sollte die Familie all diese Eigenwilligkeiten ohne Gram akzeptieren, riet Rabbi Jankovic ihrem Vater anderntags im Dampfbad und tröstete ihn damit, dass Sarahs Stimme, für sich genommen, in wenigen Jahren ein Vorzug sei wenn er wüsste, worauf er hinauswollte. Und ihr Vater begriff. Der Schadchen, der Ehevermittler, werde einst das, was viele jetzt als Makel betrachteten, als Vorzug preisen. Rabbi Jankovic hatte sehr geschmunzelt damals und dann in seinen Bart gemurmelt, strafen würde Gott allenfalls den Mann, der sich einst von so einer Stimme vom Thora-Studium ablenken ließe.

Wäre Josua nicht der Sohn von Rabbi Jankovic gewesen, Sarah hätte sich kaum an dessen Worte erinnert. Jetzt aber sah sie Rabbi Jankovic vor sich, wie er die Augen zusammenkniff und mit seiner ihm eigenen Singsang-Stimme ihren Vater tröstete, ihn zugleich aber auch ärgerte. Denn welcher Jude wollte schon gerne eine Tochter haben, der der Rabbi höchstselbst verführerische Eigenschaften prophezeite.

Sarah bekam Lust, Rabbi Jankovic eins auszuwischen. Wenn er in ihr schon eine halbe Lilith sah, sollte sein Sohn der Erste sein, der unter ihren Verführungskünsten litt. So sanft und schmelzend wie sie konnte, sagte sie Josua, dass sie ihn nach Haus begleiten werde, Gott habe sie schließlich nicht umsonst geschickt.

Josua, der immer mehr zu frieren begann, fühlte sich außerstande, Sarah zu widersprechen. Man würde sich die Mäuler zerreißen, Sarah und ihn als Paar betrachten, beide Familien in Zugzwang setzen. Schon tauchten die ersten Gesichter hinter den Fenstern auf. Ob Sarah dies beabsichtigte?

Nein, dazu war sie zu jung.

Oder wollte es etwa Gott, gepriesen sei er?

Josua spickte zur Seite, beschleunigte seine Schritte. In ein paar Jahren Sarah war nicht hässlich. Nein, im Gegenteil. Obwohl sie nicht unbedingt dem Ideal jüdischen Liebreizes entsprach, war sie gut anzuschauen. Sie war schlank, statt aufgedunsen, die Augen feurig, fast wild, nicht bloß schwarz. Ihre sanft geschwungenen aber schrägen Augenbrauen verliehen ihrem Gesicht etwas Strenges. Doch das dichte, fast bläulich schimmernde Haar war engelgleich gelockt und die Lippen zum Reinbeißen schön. Josua blickte noch einmal in den Himmel, der sich jetzt über ihnen wölbte, als wäre er aus Gold. Wie ein Chuppa durchfuhr es ihn, ein kosmischer Traubaldachin.

Sarahs Blick folgte seinem. Ein nasser Tropf, dachte sie, doch einer mit viel Gefühl und Einbildungskraft. Spöttisch sah sie ihn von der Seite an. Josua wiederum glaubte sich verraten zu haben, sein Herz schlug aufgeregt. Mit aller Willenskraft bemühte er sich, das Peinliche seiner Empfindung beiseite zu schieben. Der Überfall schien so gut wie vergessen.

Um seiner Schamgefühle Herr zu werden, besann er sich auf das, was sein eigentliches Wesen war: Er begann...
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Autor

Andreas Liebert ist Kulturwissenschaftler mit dem Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Seit Jahren arbeitet er als Schreibcoach für eine bundesweite Romanwerkstatt, gleichzeitig engagiert er sich als Lehrkraft im zweiten Bildungsweg.Bei dotbooks veröffentlichte Andreas Liebert seinen Weinkrimi »Schwarze Reben« sowie seine historischen Romane »Die Pianistin von Paris«, »Die Töchter von Sankt Petersburg«, »Das Blutholz«, »Die Töchter aus dem Elbflorenz«, »Corellis Geige«, »Die Tochter des Komponisten«, »Die Hexe von Rothenburg« und »Die Hexe von Tübingen«.