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Der Weg ins Dunkel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am02.01.20131. Auflage
Eine Reise ins Herz der Finsternis Der britische Arzt Joshua Milton ist spurlos verschwunden. Letzte Station: Kongo. Zutiefst beunruhigt macht sich sein Freund Luca auf die Suche, unterstützt von der Geologin Beatrice Makuru. Eine gefährliche Expedition: Das Gebiet ist Sperrzone, das Land verwaist, von der Bevölkerung fehlt jede Spur. Die beiden merken bald, dass auch sie dort unerwünscht sind. Ihre Verfolger dicht auf den Fersen, kämpfen sie sich durch den tiefen Dschungel. Einer Katastrophe entgegen ...

Patrick Woodhead ist selbst ein Abenteurer, wie er im Buche steht: Er hat den Südpol bereist, als Erster einige Gipfel in Tibet und Kirgisien erklommen, per Kajak den Atlantischen Ozean überquert. Wenn er nicht unterwegs ist, leitet er die ?White Desert Adventure Holiday Company?, eine Firma, die Abenteuerreisen organisiert (www.white-desert.com).
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Produkt

KlappentextEine Reise ins Herz der Finsternis Der britische Arzt Joshua Milton ist spurlos verschwunden. Letzte Station: Kongo. Zutiefst beunruhigt macht sich sein Freund Luca auf die Suche, unterstützt von der Geologin Beatrice Makuru. Eine gefährliche Expedition: Das Gebiet ist Sperrzone, das Land verwaist, von der Bevölkerung fehlt jede Spur. Die beiden merken bald, dass auch sie dort unerwünscht sind. Ihre Verfolger dicht auf den Fersen, kämpfen sie sich durch den tiefen Dschungel. Einer Katastrophe entgegen ...

Patrick Woodhead ist selbst ein Abenteurer, wie er im Buche steht: Er hat den Südpol bereist, als Erster einige Gipfel in Tibet und Kirgisien erklommen, per Kajak den Atlantischen Ozean überquert. Wenn er nicht unterwegs ist, leitet er die ?White Desert Adventure Holiday Company?, eine Firma, die Abenteuerreisen organisiert (www.white-desert.com).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644484115
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum02.01.2013
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
SpracheDeutsch
Dateigrösse784 Kbytes
Artikel-Nr.1248616
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


[zur Inhaltsübersicht]

Kapitel 3


Der Amerikaner wandte dem Rest der Gruppe den Rücken zu und sprach laut in ein Satellitentelefon. Im Licht der untergehenden Sonne war nur seine Silhouette zu sehen, die auf beiden Seiten von hoch aufragenden Himalajagipfeln eingerahmt wurde.

Auf dem unebenen Boden versuchte er das Gleichgewicht zu halten, während er zu den nepalesischen Trägern hinübersah, die jetzt über den Grat kamen. Die Männer gingen in kurzen Abständen hintereinander, ihre Nackenmuskeln waren von den schweren Lasten geschwollen, die sie an Stirngurten trugen. Sie blieben stehen, sahen den Amerikaner an und warteten auf Anweisungen zur Errichtung des Lagers.

«Sie verstehen nicht», sagte der Mann ins Satellitentelefon, wandte sich wieder dem Bergpanorama zu und ignorierte die Träger. «Das hier ist kein beschaulicher Gebirgsspaziergang. Wir sind im Himalaja.»

Dann horchte er auf die nächste Frage des Journalisten am anderen Ende der Leitung.

«Klar, Angst ist immer dabei.» Er nickte, als wollte er seine Aussage bekräftigen. «Aber man muss sie bezwingen, genau wie man den Berg bezwingen muss. Die meisten Zivilisationsmenschen können nicht verstehen, was mich dazu treibt, solche Herausforderungen zu suchen. Es ist ...»

Er unterbrach sich und sah auf das Telefon in seiner Hand, das plötzlich keinen Empfang mehr hatte. Er fragte sich, was der Journalist wohl noch gehört hatte. Langsam ließ er die Schultern sinken.

«Bob, die Männer wollen wissen, wo sie das Lager aufschlagen sollen», rief eine kleine blonde Frau, die ein Stück unterhalb des Grats stand. Sie trug die gleiche leuchtend gelbe Goretex-Jacke wie der Rest der Bergsteiger, aber ihr schien sie ein paar Nummern zu groß zu sein.

Bob schaute auf und zeigte geistesabwesend auf eine größere Grasfläche hinter sich.

Erleichtert setzten die Sherpas ihre Lasten ab und packten die Zelte aus.

Bob ging auf die blonde Frau zu und schwenkte das Telefon, als könnte es dadurch wieder Empfang bekommen. «Was ist bloß mit diesem verdammten Iridiumnetz los, Sally?», fragte er sichtlich genervt. «Alle zwei Minuten verliert man das Satellitensignal. Warum benutzen wir eigentlich kein sichereres System?»

Sally senkte den Kopf.

«Wenn uns hier unten schon so was passiert, möchte ich lieber nicht wissen, was weiter oben noch alles schiefgeht.» Bobs Miene wurde immer finsterer, als sähe er die bevorstehenden Missgeschicke bereits vor sich. «Hörst du mir überhaupt zu, Sally? Es geht nicht um mich, es geht um das ganze Team.» Er blickte zu den Sherpas hinüber.

Ein sechzehnjähriger Junge öffnete gerade den Pelican-Koffer, den er getragen hatte, und entwirrte die Computerkabel, die ihm entgegenquollen.

«Nicht anfassen!», brüllte Bob, lief auf den Jungen zu und wedelte mit dem Zeigefinger vor dessen Nase herum. «Das nicht anfassen!»

Sally ärgerte sich so sehr über ihn, dass sie rot anlief. Vorsichtshalber drehte sie sich um und blickte ins Tal hinunter. Dann atmete sie tief durch und versuchte sich zu entspannen. Warum waren diese Wall-Street-Typen bloß immer so anstrengend? Im einen Moment wollten sie Bergsteiger sein, im nächsten Astronaut. Sie hätte es wissen müssen. Jeden Tag neue Vorwürfe und Beschwerden, dass sie ein unerfahrener Nobody sei. Trotzdem hatte sie sich auf das Unternehmen eingelassen. Eine Himalaja-Expedition allein zu finanzieren, überstieg ihre Möglichkeiten.

Plötzlich sah sie aus dem Augenwinkel, dass jemand den Gebirgspfad heraufkam. Es war ein Mann, der angesichts seines schweren Gepäcks erstaunlich schnell vorankam. Er ging nicht, er rannte fast.

Kurz darauf erreichte Luca Matthews den Grat. Er blieb stehen und blickte sich unter den Sherpas und Bergsteigern um.

Überrascht sah Sally ihn an. Sein schulterlanges, ungepflegtes Haar hatte er mit einem braunen Lumpen aus der Stirn gebunden. Sein Gesicht war tief gebräunt, und seine hohlen Wangen verrieten, dass er trotz der großen Anstrengung, die hinter ihm lag, schon länger zu wenig aß. Seine blonden Barthaare waren unterschiedlich lang, weil er sich offenbar seit Tagen ohne Spiegel rasierte. Als er die Richtung änderte und auf Sally zukam, konnte sie seine hellen blauen Augen sehen. Sie starrten blicklos in die Ferne, als sei irgendwo auf den endlosen Himalajapfaden jegliches Leben in ihnen erloschen.

«Hi», sagte sie, und hinter ihr riefen alle «Namaste!». Die Nepalesen standen mit aneinandergelegten Händen da - die traditionelle Begrüßung - und sahen Luca an.

Das plötzliche Stimmengewirr ließ Bob aufschauen, und seine Miene verfinsterte sich noch mehr, als er sah, dass Luca am Rande des Lagers sein Gepäck absetzte. Er streckte eine Hand aus, als wollte er Luca fernhalten, und statt ihn zu begrüßen, ballte er die Hand zur Faust.

Luca beugte sich über seinen Rucksack und kramte einen verbeulten Flachmann hervor. Er nahm einen großen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, ehe er den Alkohol an die Sherpas weiterreichte.

Bob bellte den Anführer der Träger an: «Gygme, was zum Teufel hat das zu bedeuten? Ein fremder Bergsteiger teilt unser Lager, ohne mich um Erlaubnis zu fragen?»

Gygme lächelte höflich. «Aber, Sir, er ist kein Bergsteiger. Er gehört zu meinen Trägern.»

Bob rümpfte die Nase, als hätte er etwas Unangenehmes gerochen. «Wie bitte?»

«Luca ist Träger, genau wie die anderen hier. Er arbeitet seit sechs Monaten für mich und hat sich bestens bewährt.»

«Aber er ist ein Weißer.» Bob zeigte auf Luca, als müsste er Gygme auf Lucas Hautfarbe aufmerksam machen.

«Das stimmt.» Gygmes Lächeln verblasste. «Aber bislang hat sich das nicht als Nachteil erwiesen.»

 

In den frühen Morgenstunden zog Sally den Reißverschluss ihres Zeltes auf und trat in den kalten Morgen hinaus. Das Gras war steif gefroren und knisterte unter ihren Schritten.

Sie ging an den anderen Zelten vorbei und blieb am Rande des Lagers stehen. Die Luft war so kalt, dass es in der Lunge brannte, wenn sie tief einatmete. Sie legte den Kopf in den Nacken und ließ den gewaltigen Himmel auf sich wirken. In der klaren Kälte wirkte er geradezu zerbrechlich. Langsam wandelte sich das Nachtschwarz zu einem dunklen Blau, während die östlichen Gipfel schon wie von einem Heiligenschein umstrahlt wurden.

Obwohl sie nur wenig geschlafen hatte und die Höhe ihr Kopfschmerzen bereitete, machte sich eine majestätische Ruhe in ihr breit. Der Himalaja war einfach spektakulär.

Sie wollte schon zu ihrem Zelt zurückgehen, als sie zu ihrer Rechten jemanden stöhnen hörte. Verwundert drehte sie sich in die Richtung und sah Luca praktisch vor seinem Zelt liegen. Der größte Teil seines Körpers lag auf dem steinharten Boden, und er war nur locker mit einer Wolldecke bedeckt. Seine Füße steckten in seinem Rucksack, sein Haar hatte ihm der Frost an die Schläfen geklebt.

Sally ging zu ihm und beugte sich zu ihm hinunter, um ihn bequemer zu betten, als ein Ruck durch seinen Körper ging. Erschrocken sah sie ihn an, aber seine Augen waren geschlossen. Nur seine Lider zuckten, als hätte er einen Krampfanfall.

Dann wurde ihr klar, dass er weder einen Anfall hatte noch vor Kälte zitterte, sondern träumte.

Wieder zuckte er zusammen und verzog das Gesicht, als hätte er große Schmerzen. Dann stöhnte er noch einmal, aber gleich darauf lag er ganz still und friedlich da.

Sally beobachtete ihn fasziniert, als sie plötzlich von hinten angesprochen wurde.

«Sie brauchen sich seinetwegen keine Sorgen zu machen, Miss Sally.»

Sie drehte sich um und sah Gygme vor seinem Zelt stehen. Mit ausgestreckten Armen verschaffte er sich Bewegung, um die vom Schlaf steifen Glieder in Schwung zu bringen.

«Er schläft oft schlecht. Manchmal ist es so schlimm, dass er uns alle wach hält. Aber er steht jeden Morgen auf und trägt seine Last wie alle anderen. Kommen Sie, ich mache uns einen Tee. Luca geht es gut.»

Sally wischte einen imaginären Fleck von ihrer Jacke und ging mit Gygme auf die Mitte des Lagers zu. Auch in den anderen Zelten regte sich jetzt Leben, nach und nach schälten sich die anderen Träger aus ihren Schlafsäcken, und bald drängten sie sich um die glimmenden Reste des Lagerfeuers.

Eine Stunde später war alles zusammengepackt, und die Bergsteiger hatten sich unter Bobs Leitung bereits auf den Weg gemacht. Die Sherpas folgten ihnen schwer bepackt über einen gewundenen Pfad, der sie an die Schneegrenze führen würde.

Im Laufe des Vormittags schoben sich Wolken vor die Sonne und verdeckten bald auch die Berggipfel. Aus den Tälern stieg dichter Nebel auf, beschleunigt von einem scharfen Wind, der Regen mitbrachte und die Kletterer bis auf die Knochen durchnässte.

Die Sherpas wickelten sich in dünne Plastikplanen und banden sie mit Seilen fest, aber das war ein dürftiger Schutz, und bald rann ihnen das Wasser an den Beinen herunter in ihre rissigen Schuhe. Trotzdem setzten sie ihren Weg ungerührt fort und ignorierten das Wetter.

Bald mündete der Pfad in den ersten Gletscher, der von Schneefeldern umgeben war. Weiter oben suchten die Bergsteiger an einer hohen Felswand Schutz vor Regen und Wind, die leuchtenden Jacken hochgeschlossen. Einer nach dem anderen schlossen die Sherpas zu ihnen auf.

«Hinter dem nächsten Grat errichten wir Lager eins», rief Bob ihnen zu.

«Sir -», begann Gygme und blinzelte gegen den Regen an.

«Okay, Leute, dann weiter!», schnitt Bob ihm das Wort ab und ging weiter.

Kurz vor der Felswand setzte Luca seine Last im Schnee ab, holte heraus, was ihm gehörte, und machte den Rucksack sorgfältig...
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Autor

Patrick Woodhead ist selbst ein Abenteurer, wie er im Buche steht: Er hat den Südpol bereist, als Erster einige Gipfel in Tibet und Kirgisien erklommen, per Kajak den Atlantischen Ozean überquert. Wenn er nicht unterwegs ist, leitet er die , eine Firma, die Abenteuerreisen organisiert (white-desert.com).geboren 1953 in Bremen. Sie studierte Anglistik und Politik sowie Diplompädagogik in Marburg. Seit 1980 lebt und arbeitet sie als freie Autorin, Übersetzerin und Redakteurin in Hamburg.