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Die Stimme der Ahnen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am29.08.2013
Die Saga der Krieger geht weiter!
Mit seinen Magiern hat Pierre Grimbert einen Meilenstein in der französischen Fantastik gesetzt. Jetzt begeben sich die Erben seiner Helden in »Die Krieger« erneut auf die Spuren des größten Rätsels der Welt: Was verbirgt sich hinter den geheimnisvollen Pforten der Insel Ji?

Pierre Grimbert, 1970 in Lille geboren, arbeitete einige Zeit als Bibliothekar, bevor er in Bordeaux Buchwissenschaften und Publizistik studierte. Die 'Magier'-Saga wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem 'Prix Ozone' als bester französischer Fantasy-Roman. Der Autor lebt im Norden Frankreichs.
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Produkt

KlappentextDie Saga der Krieger geht weiter!
Mit seinen Magiern hat Pierre Grimbert einen Meilenstein in der französischen Fantastik gesetzt. Jetzt begeben sich die Erben seiner Helden in »Die Krieger« erneut auf die Spuren des größten Rätsels der Welt: Was verbirgt sich hinter den geheimnisvollen Pforten der Insel Ji?

Pierre Grimbert, 1970 in Lille geboren, arbeitete einige Zeit als Bibliothekar, bevor er in Bordeaux Buchwissenschaften und Publizistik studierte. Die 'Magier'-Saga wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem 'Prix Ozone' als bester französischer Fantasy-Roman. Der Autor lebt im Norden Frankreichs.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641128043
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum29.08.2013
Reihen-Nr.3
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1556 Kbytes
Artikel-Nr.1299877
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

ERSTES BUCH
DER WISSENDE

Nach dem neunten Dekant war abermals ein Gewitter aufgezogen, und der Regen hatte kurz vor dem Morgengrauen nachgelassen, als hätten die Schrecken der Nacht auch ihn erschöpft. Verstohlen beobachtete Nolan die wenigen Goroner, die so früh schon auf den Beinen waren: fleißige Handwerker, müßige Greise oder zerlumpte Bettler. Viele Passanten trugen schlichte Masken, die ihn unweigerlich an die Angreifer erinnerten, die sie bis auf die Dächer der kaiserlichen Stadt verfolgt hatten, zusammen mit ihrer rätselhaften Kreatur. Der bloße Gedanke an den Kampf jagte ihm einen Schauer über den Rücken, und er betrachtete die Menschen auf den Straßen, als stammten sie aus einer anderen Welt.

Neben ihm stapfte Amanón über das regennasse Pflaster. Wie Nolan selbst hatte er zahllose Schnitte und Prellungen im Gesicht und an den Händen, und an der Stelle, wo Keb ihn mit der Lowa erwischt hatte, verfärbte sich seine Schläfe zu einem ungesunden Gelb. Manó erwähnte den Vorfall mit keinem Wort und beklagte sich nicht, doch die Grimassen, die er bei jeder abrupten Kopfbewegung zog, sprachen Bände. Nolan selbst hatte eine tiefe Schnittwunde am Oberkörper, die sie notdürftig verbunden hatten. Am schlimmsten jedoch hatte es Bowbaq und vor allem Zejabel erwischt.

Obwohl es Nolan schwergefallen war, die bewusstlose Zü mit den anderen allein zu lassen, wäre es ihm nie und nimmer in den Sinn gekommen, Amanón die Hilfe zu verweigern. Nach dem Kampf hatten sich die Erben zwar in Sicherheit bringen können, aber ihre Feinde hatten die Verfolgung vermutlich nicht aufgegeben. So lief er nun mit Amanón zum Hafen, wo die Rubikant vor Anker lag, und sah sich in den schmuddeligen Gassen immer wieder wachsam um. Auch wenn sie davon ausgingen, dass die Gabiere noch an ihrem Platz war, wollten sie sich vergewissern, dass der Hafen nicht bewacht wurde und sich keine Mörder an Deck verbargen.

Im Hafenviertel, in dem vor allem Fischer und einfache Kaufleute wohnten, herrschte um diese Tageszeit bereits reges Treiben. Als sie die Kais erreichten, begriff Nolan, warum alle so früh auf den Beinen waren: Gut ein Drittel der Schiffe war schon zum Auslaufen bereit, und auch auf den übrigen wuselte die Besatzung herum. Ihm fiel ein, dass im Großen Kaiserreich niemand bei Nacht die Flüsse befuhr. Die Kapitäne verließen den Hafen erst bei Tagesanbruch und versuchten dann, bis Sonnenuntergang möglichst viele Meilen hinter sich zu bringen.

Diesen sonderbaren Brauch, der auf einen alten Aberglauben zurückging, hatten die Erben in der vergangenen Nacht immer wieder verflucht. Nachdem sie die Unbekannten und ihre schauderhafte Kreatur bezwungen hatten, wären sie am liebsten sofort zum Hafen gerannt und aus der Stadt geflohen. Doch da die Rubikant um diese Zeit nicht auslaufen konnte, ohne Aufsehen zu erregen, und sie Bowbaq und Zejabel auch nicht den weiten Weg bis zum Hafen hätten tragen können, hatten sie in der Stadt nach einem Unterschlupf gesucht. Zum Glück kannte sich Keb in Goran gut genug aus, um den Weg zu einer alten Kapelle zu finden, die der Göttin Mishra geweiht war und offenbar nicht mehr benutzt wurde. Dort verschanzten sich die Freunde und verarzteten die Verwundeten, während ein Gewitter nach dem anderen über Goran niederging und alle jeden Augenblick damit rechneten, dass eine affenähnliche Bestie die Kapellentür einschlug.

Selbst jetzt, in den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages, konnte Nolan nicht aufatmen. Sie waren zwar erneut knapp dem Tod entronnen, aber diesmal hatte es wirklich böse für sie ausgesehen, und um Zejabel mussten sie weiter bangen. Die Zü hatte mehr Verletzungen davongetragen als alle anderen zusammen; nicht einmal um Bowbaq stand es so schlimm, obwohl er aus großer Höhe vom Dach gestürzt war. Allen stand noch lebhaft vor Augen, wie Zejabel mit einem gewaltigen Satz über den Abgrund gesprungen war, um Niss und Eryne zu Hilfe zu kommen. Damit war ein für alle Mal bewiesen, dass Zejabel zu ihnen gehörte. Die Vorstellung, sie zu verlieren, war unerträglich.

»Hier ist es gut«, sagte Amanón unvermittelt.

Er hatte einen Beobachtungsposten gefunden, der so weit von den Anlegern entfernt war, dass sie unentdeckt blieben und trotzdem gute Sicht auf das Deck der Rubikant hatten. Erleichtert sahen sie, dass die Gabiere nach wie vor am Anleger dümpelte.

»Was hast du vor?«, fragte Nolan, während er dem Treiben im Hafen zusah.

»Zuerst warten wir eine Weile. Wenn sich einer von Phrias´ Anhängern auf unserem Schiff blicken lässt, können wir es abschreiben.«

Phrias der Verfolger, auch »der Verderbliche« genannt. Amanón hatte die Sekte, die diesem Dämon huldigte, schon in seine Überlegungen einbezogen, obwohl sie gerade erst von ihrer Beteiligung an der Verschwörung gegen die Erben erfahren hatten - und zwar von Eryne! Mitten in der Nacht, als sie mit gesenkter Stimme darüber diskutiert hatten, welche Feinde sich unter den goronischen Masken und Mänteln verborgen haben mochten, hatte seine Schwester ihnen die Antwort geliefert. Obwohl sie verschwiegen hatte, woher sie es wusste, ahnte Nolan, dass wieder einmal ihre wundersamen Kräfte im Spiel gewesen waren. Trotz allem konnte er einfach nicht glauben, dass Eryne tatsächlich eine Göttin aus dem Jal´dara war! Er musste zugeben, dass sie einige unerklärliche Fähigkeiten besaß, aber sie auf eine Stufe mit Eurydis, Zuïa und den anderen Unsterblichen zu stellen, widersprach seinen religiösen Überzeugungen.

Eine ganze Dezime lang blieben Amanón und Nolan auf ihrem Posten. Glücklicherweise waren auf den Anlegestegen und in den angrenzenden Straßen so viele Menschen unterwegs, dass die beiden jungen Männer nicht weiter auffielen. Wenn ein Passant vorbeikam, plauderten sie bemüht unbefangen über das Wetter oder andere unverfängliche Themen, doch sobald sie wieder allein waren, sprachen sie kaum ein Wort. Die Erben mussten die Ereignisse der vergangenen Nacht erst verarbeiten, bevor sie sich darüber austauschen konnten. Unwillkürlich dachte Nolan an Cael, der vor Scham und Verzweiflung am Boden zerstört war, weil er seinen eigenen Cousin mit dem Rapier bedroht hatte. Sie würden ihn nur mit sehr viel Geduld und Feingefühl wieder aus seinem Schneckenhaus hervorlocken können, und dafür hatten sie in der gegenwärtigen Lage keine Zeit.

»Der Dara-Stein hängt immer noch am Mast«, stellte Nolan fest. »Damit ist das Schiff für Götter und Dämonen ebenso unsichtbar wie wir selbst. Ich glaube nicht, dass wir uns in Gefahr begeben, wenn wir es uns aus der Nähe ansehen.«

»Aber wenn wir einem Dämon direkt in die Arme laufen, wirkt der Schutz nicht«, erinnerte ihn Amanón. »Die Kreatur von heute Nacht konnte uns ja auch sehen. Außerdem könnten wir einem der maskierten Verrückten begegnen. Sie wissen bestimmt, dass wir mit dem Schiff gekommen sind, und ich bin fast sicher, dass sie den Hafen überwachen - jedenfalls würde ich das an ihrer Stelle tun.«

Nolan nickte gereizt. Er wusste, dass Amanón recht hatte, aber er hätte am liebsten alle Vorsicht in den Wind geschlagen, um rasch wieder zu Zejabel und den anderen zurückzukehren. Wenn die Zü in seiner Abwesenheit ihren Verletzungen erlag, würde er sich das nie verzeihen.

»Ich glaube eher, dass sie an der Hafenausfahrt auf der Lauer liegen«, mutmaßte er. »Es wäre doch unsinnig, alle Anleger bewachen zu lassen, wenn es ohnehin nur eine einzige Ausfahrt gibt.«

Amanón rieb sich seufzend die unrasierten Wangen. Bisher hatte er seinen Bart stets sorgfältig gestutzt, aber nach den grauenvollen Erlebnissen der letzten Nacht sah er zerzaust und mitgenommen aus. Zwar hatten die Gefährten Erfahrungen gesammelt und ihre Freundschaft vertieft, doch die Prophezeiung der Undinen lastete schwer auf ihnen, und die Erschöpfung stand allen ins Gesicht geschrieben.

»Ich gehe hin«, beschloss Nolan unvermittelt. »Dann haben wir wenigstens Gewissheit.«

»Nein, ich gehe«, protestierte Amanón erschrocken. »Ich habe dich nicht gebeten mitzukommen, damit du dich an meiner Stelle in Gefahr begibst.«

»Mir passiert schon nichts. Und falls doch, kommst du mir eben mit Keb zu Hilfe.«

Nolan kehrte Amanón den Rücken, ohne eine Antwort abzuwarten, und schlenderte zum Hafen hinunter. Er mahnte sich zur Ruhe, obwohl er immer nervöser wurde, je weiter er sich von dem einzigen vertrauten Menschen weit und breit entfernte. Der Stockdegen, den er umklammert hielt, kam ihm auf einmal viel zu dünn und leicht vor, um sich gegen ihre Feinde zur Wehr zu setzen, und seine schmerzenden Glieder würden sicher schnell ermüden, wenn es zum Kampf kam.

Doch trotz aller Angst und Erschöpfung spürte Nolan auch neue Zuversicht. Bei dem Kampf gegen das Ungeheuer hatte er ungeahnte Kräfte in sich entdeckt. Als er sich eher aus Verzweiflung denn aus Heldenmut in die Schlacht gestürzt hatte, war er über sich hinausgewachsen. Es war nicht nur die Todesangst gewesen, die ihn so entfesselt hatte kämpfen lassen, sondern auch die Kraft des Glaubens, das Gefühl, einen heiligen Feldzug für das Gute in der Welt zu führen. Im Eifer des Gefechts hatte er sogar zum ersten Mal ernsthaft in Erwägung gezogen, er selbst könnte der Erzfeind sein.

Dieser Gedanke hatte ihn seither nicht mehr losgelassen, aber er behielt ihn für sich. Im Grunde kam es ihm unwahrscheinlich vor, dass einer seiner Gefährten oder er selbst einen so mächtigen Dämon wie Sombre bezwingen konnte. Nur wenn er sich von der Erinnerung an seinen Kampf gegen das Affenungeheuer überwältigen ließ, schien ihm ein Sieg möglich. Im entscheidenden Moment war der Glaube seine wirkungsvollste Waffe gewesen, und darum war...

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Autor

Pierre Grimbert, 1970 in Lille geboren, arbeitete einige Zeit als Bibliothekar, bevor er in Bordeaux Buchwissenschaften und Publizistik studierte. Die "Magier"-Saga wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem "Prix Ozone" als bester französischer Fantasy-Roman. Der Autor lebt im Norden Frankreichs.