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Fünf falsche Fährten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am22.07.20161. Auflage
Lord Peter Wimsey: sechs Verdächtige - fünf falsche Fährten Eigentlich hatte sich Lord Peter Wimsey auf einen geruhsamen Urlaub in schönen schottischen Gefilden gefreut. Er wollte fischen und die gelegentliche Partie Golf spielen. Doch dann wird ein Künstler in der Malerkolonie, in der Lord Peter Herberge fand, tot aufgefunden. Das Opfer hatte sich bei allen anderen Künstlern unbeliebt gemacht. Alle sechs Verdächtigen haben ein Motiv, aber nur einer kann es gewesen sein. The Queen of Crime: Dorothy L. Sayers

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts.
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Produkt

KlappentextLord Peter Wimsey: sechs Verdächtige - fünf falsche Fährten Eigentlich hatte sich Lord Peter Wimsey auf einen geruhsamen Urlaub in schönen schottischen Gefilden gefreut. Er wollte fischen und die gelegentliche Partie Golf spielen. Doch dann wird ein Künstler in der Malerkolonie, in der Lord Peter Herberge fand, tot aufgefunden. Das Opfer hatte sich bei allen anderen Künstlern unbeliebt gemacht. Alle sechs Verdächtigen haben ein Motiv, aber nur einer kann es gewesen sein. The Queen of Crime: Dorothy L. Sayers

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644218918
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum22.07.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1608 Kbytes
Artikel-Nr.1860636
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. Campbell â 

«Haben Sie wohl schon von Mr. Campbell gehört?», fragte Mr. Murdoch, der Wirt der McClellan Arms, indem er liebevoll ein Glas polierte, das er gleich mit Bier füllen würde.

«Wieso, was hat er sich denn seit gestern Abend schon wieder für neuen Ärger eingebrockt?», fragte Wimsey zurück. Er stützte einen Ellbogen auf die Bar, empfangsbereit für alles, was man ihm bieten mochte.

«Er ist tot», sagte Mr. Murdoch.

«Tot?», konnte Wimsey vor Schreck nur wiederholen.

Mr. Murdoch nickte.

«Ganz recht. McAdam ist eben mit der Nachricht aus Gatehouse gekommen. Heute um zwei haben sie in den Bergen bei Newton Stewart die Leiche gefunden.»

«Gütiger Himmel!», rief Wimsey. «Aber woran ist er denn gestorben?»

«In den Bach ist er gefallen», antwortete Mr. Murdoch, «und ertrunken, wie sie sagen. Die Polizei wird jetzt oben sein, um ihn runterzuholen.»

«Ein Unfall, nehme ich an?»

«Na klar. Die Leute vom Borgan haben ihn heute früh um zehn noch da malen sehen, auf dem kleinen Buckel bei der Brücke, und um zwei ist Major Dougal mit seinem Angelzeug vorbeigegangen und hat die Leiche im Bach liegen sehen. Ist ziemlich glitschig da oben und jede Menge Geröll. Ich vermute, er ist da hinuntergeklettert, vielleicht um Wasser zum Malen zu holen, und ist auf den Steinen ausgerutscht.»

«Für Ölfarben braucht man kein Wasser», meinte Wimsey nachdenklich, «aber vielleicht wollte er Mostrich für seine Sandwiches anrühren oder Teewasser kochen oder seinen Whisky verdünnen. Hören Sie, Murdoch, ich glaube, ich fahr da mal hin und seh mir das an. Sie kennen ja meine Schwäche für Leichen. Wo ist denn das genau?»

«Sie müssen die Küstenstraße durch Creetown bis Newton Stewart nehmen», sagte Murdoch, «und dann rechts über die Brücke und wieder nach rechts, dem Wegweiser nach, Richtung Bargrennan, und dieser Straße immer nach, bis Sie nach rechts auf die kleine Brücke über den Cree abbiegen, und dahinter wieder nach rechts.»

«Also immer nach rechts abbiegen», sagte Wimsey. «Ich glaube, ich weiß schon, wo das ist. Da kommt man an eine Brücke und noch ein Gatter und ein Flüsschen mit Lachsen drin.»

«Ja, das ist der Minnoch, wo Mr. Dennison voriges Jahr diesen großen Brocken gefangen hat. Also, und kurz vor dem Gatter nach links ab zur Brücke.»

Wimsey nickte.

«Bin schon weg», sagte er. «Den Spaß will ich mir nicht entgehen lassen. Bis später, mein Alter. Wissen Sie was - ich wette, Campbell hat sich noch nie so beliebt gemacht. Die beste Tat in seinem Leben war, aus demselben zu scheiden, wie?»

 

Es war ein herrlicher Augusttag, und Wimseys Seele schnurrte vor Vergnügen, als er seinen Wagen durch die Gegend kutschierte. Die Strecke zwischen Kirkcudbright und Newton Stewart ist von einer abwechslungsreichen, schwer zu übersehenden Schönheit, und mit einem Himmel voll strahlendem Sonnenschein und aufgetürmten Wolkenbänken, den blühenden Hecken, einer gut ausgebauten Straße, einem temperamentvollen Motor und der Aussicht auf eine schöne Leiche am Ende der Reise fehlte Lord Peter nichts zu seinem Glück. Er war ein Mensch, der sich an kleinen Dingen freuen konnte.

Er kam durch Gatehouse, wo er dem Besitzer des Anwoth Hotel fröhlich zuwinkte, stieg unter dem schwarz dräuenden Schloss Cardoness in die Berge empor, sog zum tausendsten Mal die fremdartige japanische Schönheit der Mossyard-Farm in sich hinein, die wie ein rotes Juwel unter büscheligen Bäumen am blauen Meer stand, genoss die italienische Lieblichkeit von Kirkdale mit seinen malerisch verbogenen, schlanken Bäumen, die blaue Küste von Wigtownshire, die über die Bucht herüberleuchtete. Dann das alte Grenzhaus von Barholm, umgeben von weiß gekalkten Bauernhäusern; plötzlich ein leuchtender Fleck grünen Grases, wie der Rasen von Avalon, unter dem Schatten dichter Bäume. Für den wilden Knoblauch war die Zeit vorbei, aber sein Geruch hing noch wie zum Andenken in der Luft und füllte sie mit dem Schauder von Vampirflügeln und Erinnerungen an die dunklere Seite der Geschichte dieses Grenzlandes. Dann die alte Granitmühle auf dem weißen Felsvorsprung, eingehüllt in dichte Wolken von Steinstaub, den Ladebaum in den Himmel gereckt, darunter ein Schlepper vor Anker. Dann die Lachsnetze und der weite, halbkreisförmige Bogen der Bucht, wie jeden Sommer rosarot von Strandlichtnelken und rötlich braun vom Schlick der Flussmündung, ein majestätischer Anblick, und darüber das gewaltige Cairnsmuir, das sich finster über Creetown erhob. Dann wieder die offene Landstraße voller Steigungen und Windungen - zur Linken die weiße Jagdhütte mit den darüberziehenden Wolkenschatten, die Sommerhäuschen mit dichten Rosen- und Asternbeeten vor weißen und gelben Mauern; dann Newton Stewart, ein graues Dach neben dem andern bis hinunter zum steinigen Flussbett des Cree, mit schlanken Türmchen vor dem Horizont. Über die Brücke und am Friedhof ab nach rechts, auf die Straße nach Bargrennan, windungsreich wie eine Achterbahn, und immer wieder blitzte der Cree zwischen den Baumstämmen und den großen Blüten und goldenen Farnen am Straßenrand auf. Dann die Jagdhütte und die lange Rhododendronallee - darauf ein Silberbirkenwäldchen, immer höher und höher hinauf, bis vor die Sonne. Ein paar steinige Häuschen - und dann die Brücke, das Gatter und die steinige Bergstraße, die sich dahinwand zwischen Erdhügeln so rund wie der Berg des Königs vom Elfenland, bedeckt von grünem Gras und rötlicher Heide und lang gezogenen Schatten.

Wimsey bremste, als er an die zweite Brücke mit dem rostigen Gatter kam, und lenkte den Wagen ins Gras. Es standen schon andere Autos dort, und links sah er ein Grüppchen von Männern am Bachrand stehen, vierzig bis fünfzig Schritt neben der Straße. Er näherte sich ihnen über einen kleinen Viehpfad und fand sich oberhalb einer steil abfallenden Granitwand wieder, die in Stufen zu den tosenden Wassern des Minnoch hinunterführte. Gleich neben ihm, dicht am Abgrund, stand eine Staffelei mit Schemel und Palette. Und unten am Rand eines klaren braunen Tümpels, der von dichtem Weißdorngestrüpp umstanden war, lag ein armseliges Bündel, über das sich ein paar Leute beugten.

Ein Mann, vielleicht ein Kätner, sprach Wimsey mit verhaltener Erregung in der Stimme an.

«Da unten liegt er, Sir. Klar, ist ausgerutscht und runter. Da hinten ist Sergeant Dalziel mit Konstabler Ross; die untersuchen jetzt alles.»

Der Unfallhergang erschien kaum zweifelhaft. Auf der Staffelei stand ein mehr als zur Hälfte fertiges Gemälde, dessen Farben noch feucht glänzten. Wimsey konnte sich vorstellen, wie der Künstler aufgestanden und ein Stück zurückgetreten war, um sein Werk zu begutachten - und immer weiter zurück auf den tückischen Felshang zu. Dann ein ausgleitender Absatz auf dem glitschigen Granit, ein verzweifelter Kampf ums Gleichgewicht, rutschende Ledersohlen auf kurzem, trockenem Gras, Taumeln, Überkippen, und holterdiepolter die Felswand hinunter in die Schlucht, wo die spitzen Steine wie Zähne aus dem schäumenden Wasser grinsten.

«Ich kenne den Mann», sagte Wimsey. «Dumme Geschichte, wie? Ich glaube, ich geh mal runter und seh mir das an.»

«Aber passen Sie gut auf», warnte der Kätner.

«Ganz bestimmt», sagte Wimsey und kletterte im Krebsgang zwischen den Steinen und Farnen hinunter. «Ich will der Polizei ja nicht noch mehr Arbeit machen.»

Der Sergeant sah auf, als er Wimsey nahen hörte. Die beiden kannten sich, und Wimseys Interesse an Leichen, mochten die Umstände noch so gewöhnlich sein, war Dalziel nicht neu.

«Sieh an, Seine Lordschaft!», rief er gut gelaunt. «Hab mir schon gedacht, dass Sie bald aufkreuzen würden. Kennen Sie Dr. Cameron?»

Wimsey begrüßte den Arzt, einen schlaksigen Menschen mit nichtssagendem Gesicht, und fragte, wie sie vorankämen.

«Nun ja, ich hab ihn untersucht», sagte der Arzt. «Tot ist er jedenfalls - und zwar schon ein paar Stunden. Die Totenstarre ist nämlich weit fortgeschritten.»

«Ist er ertrunken?»

«Das kann ich noch nicht sicher sagen. Aber nach meiner Meinung - meiner vorläufigen Meinung, wohlgemerkt - ist er nicht ertrunken. Hier an der Schläfe ist der Schädelknochen zertrümmert, und ich würde eher sagen, er ist schon beim Sturz oder beim Aufschlag auf die Steine hier unten im Bach gestorben. Aber etwas Endgültiges kann ich natürlich erst sagen, wenn ich eine Autopsie gemacht und festgestellt habe, ob Wasser in der Lunge ist.»

«Ganz recht», sagte Wimsey. «Die Schädelverletzung könnte ihn auch nur betäubt haben, und die eigentliche Todesursache wäre dann doch Ertrinken.»

«So ist es. Als wir ihn zuerst sahen, lag er mit dem Mund unter Wasser, aber die Strömung kann ihn ebenso gut umhergewälzt haben. Er hat Abschürfungen an Kopf und Händen, die zum Teil - aber das ist auch wieder nur meine vorläufige Meinung - erst nach seinem Ableben entstanden sind. Sehen Sie mal, hier - und hier.»

Der Doktor drehte die Leiche um, damit man die fraglichen Stellen sehen konnte. Der Körper ließ sich an einem Stück drehen, obwohl er so verrenkt und zusammengekrümmt war, als ob er mitten in dem Versuch erstarrt wäre, das Gesicht vor den grausamen Zähnen der Felsbrocken zu schützen.

«Aber der eigentliche Schlag war hier», fuhr der Arzt fort und führte Wimseys Hand an Campbells linke Schläfe, wo der Knochen unter dem sanften Druck von Wimseys Fingern nachgab.

«Die...
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Autor

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts. Otto Bayer (1937-2018) übersetzte zahlreiche Autoren und Autorinnen, u.a. Patricia Highsmith und Agatha Christie. Für seine Neuübersetzung der kompletten Werke von Dorothy L. Sayers wurde er mit dem Literaturpreis der Stadt Stuttgart geehrt, damit war er der erste Übersetzer der auf dem Gebiet der Unterhaltungsliteratur einen Preis erhielt.