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Mord braucht Reklame

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am22.04.20161. Auflage
Das letzte Wort Kopfüber stürzt der junge Victor Dean die gusseiserne Treppe bei Pyms Werbedienst in London hinunter - er ist sofort tot. Ein Unfall? Oder hat jemand nachgeholfen? Nur wenige Tage nach Deans Beerdigung schleust Lord Peter Wimsey sich inkognito als Texter in die Agentur ein. Als Werber macht er sich gar nicht schlecht, doch in Wirklichkeit interessiert ihn nur, wie es zu dem tödlichen Sturz seines Bürovorgängers kommen konnte. Steht die Firma womöglich in Verbindung mit einem Rauschgiftring?

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts.
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Produkt

KlappentextDas letzte Wort Kopfüber stürzt der junge Victor Dean die gusseiserne Treppe bei Pyms Werbedienst in London hinunter - er ist sofort tot. Ein Unfall? Oder hat jemand nachgeholfen? Nur wenige Tage nach Deans Beerdigung schleust Lord Peter Wimsey sich inkognito als Texter in die Agentur ein. Als Werber macht er sich gar nicht schlecht, doch in Wirklichkeit interessiert ihn nur, wie es zu dem tödlichen Sturz seines Bürovorgängers kommen konnte. Steht die Firma womöglich in Verbindung mit einem Rauschgiftring?

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644219113
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum22.04.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.8
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1188 Kbytes
Artikel-Nr.1860652
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1 Der Tod kommt zu Pyms Werbedienst


«Ach, übrigens», sagte Mr. Hankin zu Miss Rossiter, die gerade aufstehen und gehen wollte, «wir bekommen heute einen neuen Texter.»

«Ja, Mr. Hankin?»

«Bredon heißt er. Viel kann ich Ihnen nicht über ihn sagen; Mr. Pym hat ihn persönlich eingestellt; aber Sie werden bitte dafür sorgen, daß man sich um ihn kümmert.»

«Ja, Mr. Hankin.»

«Er bekommt Mr. Deans Büro.»

«Ja, Mr. Hankin.»

«Ich würde meinen, daß Mr. Ingleby sich seiner annehmen und ihm zeigen könnte, was er zu tun hat. Sie könnten Mr. Ingleby mal zu mir schicken, wenn er einen Augenblick Zeit hat.»

«Ja, Mr. Hankin.»

«Das wär´s. Und - ach ja! Bitten Sie Mr. Smayle, mir die Dairyfield-Kladde zu überlassen.»

«Ja, Mr. Hankin.»

Miss Rossiter klemmte sich ihren Stenogrammblock unter den Arm, zog die verglaste Tür geräuschlos hinter sich zu und trippelte flink den Korridor entlang. Bei einem verstohlenen Blick durch eine andere Glastür sah sie Mr. Ingleby auf einem Drehstuhl sitzen, die Füße auf dem kalten Heizkörper, und sich angeregt mit einer jungen Frau in Grün unterhalten, die auf der Schreibtischkante saß.

«Verzeihung», sagte Miss Rossiter, um der Höflichkeit Genüge zu tun. «Mr. Hankin läßt fragen, ob Sie einen Augenblick Zeit für ihn haben, Mr. Ingleby.»

«Wenn´s wegen Tomboy-Toffees ist», antwortete Mr. Ingleby abwehrend, «das wird gerade getippt. Hier, nehmen Sie die zwei Dinger lieber mit, damit die kühne Behauptung einen gewissen Anstrich von Wahrhaftigkeit -»

«Es geht nicht um Tomboy-Toffees, es geht um einen neuen Texter.»

«Was, jetzt schon?» rief die anwesende junge Frau. «Bevor die Schuh´ verbraucht! Mein Gott, der kleine Dean ist erst am Freitag beerdigt worden.»

«Das ist das Tempo der modernen Zeit», sagte Mr. Ingleby. «Sehr betrüblich für so einen altehrwürdigen, vornehmen Laden. Vermutlich darf ich mal wieder das Knäblein abrichten. Warum nur immer ich?»

«Quatsch!» meinte die junge Frau. «Sie brauchen ihm nur einzuschärfen, daß er das Direktionsklo nicht benutzen und nicht die Eisentreppe runterfallen darf.»

«Sie sind die Herzlosigkeit in Person, Miss Meteyard. Na ja, solange sie den Kerl nicht auch noch zu mir reinsetzen -»

«Da können Sie beruhigt sein, Mr. Ingleby. Er bekommt Mr. Deans Büro.»

«Aha! Was ist er für einer?»

«Mr. Hankin sagt, er weiß es auch nicht. Mr. Pym hat ihn eingestellt.»

«Ach du lieber Himmel! Ein Günstling der Direktion», stöhnte Mr. Ingleby.

«Dann habe ich ihn schon gesehen, glaube ich», sagte Miss Meteyard. «Farblos, wirkt ziemlich eingebildet. Ich bin ihm gestern über den Weg gelaufen, wie er aus Pymies Büro kam. Hornbrille. Kreuzung zwischen Ralph Lynn und Bertie Wooster.»

«Tod, wo ist dein Stachel? Na ja, dann sollte ich mal Leine ziehen und mich um ihn kümmern.»

Mr. Ingleby nahm die Füße vom Heizkörper, rekelte sich langsam zur vollen Höhe empor und trottete unglücklich davon.

«Na, das bringt wenigstens ein bißchen Abwechslung», meinte Miss Meteyard.

«Finden Sie nicht, daß wir davon in letzter Zeit eher etwas zuviel hatten? Übrigens, könnte ich wohl Ihren Obolus für den Kranz haben? Ich sollte Sie daran erinnern.»

«Ach ja, natürlich. Wieviel macht´s? Einen Shilling? Hier haben Sie zweieinhalb, davon können Sie dann gleich meinen Einsatz mit abziehen.»

«Heißen Dank, Miss Meteyard. Hoffentlich ziehen Sie diesmal ein Pferd.»

«Wird höchste Zeit. Ich bin schon fünf Jahre in diesem Laden und habe noch nie einen Platz gezogen. Ich glaube, ihr mogelt bei der Auslosung.»

«Bestimmt nicht, Miss Meteyard, sonst würden wir die Pferde nicht immer in die Druckerei gehen lassen. Wollen Sie nicht mal selbst ziehen? Miss Parton tippt gerade die Namen.»

«Na schön.» Miss Meteyard ließ sich langbeinig von der Schreibtischkante gleiten und folgte Miss Rossiter ins Schreibzimmer.

Das Schreibzimmer war eine kleine, ungemütliche Zelle und im Augenblick zum Bersten voll. Ein pummeliges junges Mädchen mit Brille, den Kopf zurückgelegt und die Augen zusammengekniffen, um den Rauch ihrer Zigarette nicht hineinzubekommen, hämmerte auf einer Schreibmaschine die Namen der für das Rennen gemeldeten Pferde herunter, assistiert von einer Freundin, die ihr aus dem Morning Star diktierte. Ein gelangweilter junger Mann in Hemdsärmeln schnitt die Namen der Tototeilnehmer von einer vorgetippten Liste und drehte die Zettel zu geheimnisvollen kleinen Rollen zusammen. Ein magerer, lebhafter junger Mann, der auf einem umgedrehten Papierkorb saß, blätterte in den Durchschlägen in Miss Rossiters Ablagekorb und gab ironische Kommentare zu den Texten ab, während der stämmige, dunkelhaarige junge Mann mit Brille, an den seine Bemerkungen gerichtet waren, in einen Roman von P.G. Wodehouse vertieft saß und aus einer großen Dose Kekse stibitzte. An den Türpfosten lümmelten sich, so daß sie den Eingang versperrten, ein junges Mädchen und ein weiterer junger Mann, anscheinend Besucher aus einer anderen Abteilung, und unterhielten sich rauchend über Tennis.

«Hallo, ihr Süßen!» rief Miss Rossiter fröhlich. «Miss Meteyard nimmt heute die Ziehung vor. Und wir kriegen einen neuen Texter.»

Der stämmige junge Mann sah kurz auf, sagte: «Armer Teufel!» und vertiefte sich wieder in sein Buch.

«Einen Shilling für den Kranz und sechs Pence fürs Toto», fuhr Miss Rossiter fort und kramte in einer Blechdose herum. «Kann mir einer zwei Shilling wechseln? Wo ist die Liste, Parton? Streich Miss Meteyard durch, ja? Hab ich Ihren Beitrag schon, Mr. Garrett?»

«Bin pleite bis Samstag», sagte der Wodehouse-Leser.

«Hört euch den an!» rief Miss Parton entrüstet. «Man sollte uns glatt für Millionäre halten, wenn wir hier immer die Abteilung finanzieren müssen.»

«Zieht mir mal einen Gewinner», antwortete Mr. Garrett, «dann könnt ihr´s nachher davon abziehen. Ist der Kaffee noch immer nicht da?»

«Sehen Sie mal nach, Mr. Jones», sagte Miss Parton zu dem jungen Mann am Türpfosten, «ob der Laufjunge nicht bald kommt. Und du geh noch mal die Pferde mit mir durch, Kindchen. Meteor Bright, Tooralooral, Pheidippides II, Roundabout -»

«Roundabout ist gestrichen», sagte Mr. Jones. «Und da kommt der Laufjunge.»

«Gestrichen? Nein, wann denn? Wie schade. Auf den hab ich doch beim Morning Star-Wettbewerb gewettet. Wer sagt das?»

«Der Evening Banner. Extraausgabe. Im Stall ausgerutscht.»

«Mist!» sagte Miss Rossiter kurz und bündig. «Da geht mein Tausender flöten! Ach ja, so ist das Leben. Danke, mein Kleiner. Stell´s auf den Tisch. Hast du an die Gurke gedacht? Brav. Wieviel? Einen Shilling, fünf Pence? Leih mir mal ´nen Penny, Parton. Hier, bitte. Moment noch, Mr. Willis, ja? Ich brauche mal ´nen Bleistift und Radiergummi für den Neuen.»

«Wie heißt er?»

«Bredon.»

«Wo kommt er her?»

«Weiß Hankie auch nicht. Aber Miss Meteyard hat ihn schon gesehen. Bertie Wooster mit Hornbrille, sagt sie.»

«Aber älter», sagte Miss Meteyard. «Guterhaltener Vierziger.»

«Du liebes bißchen! Wann kommt er?»

«Heute morgen. Ich an seiner Stelle hätte noch bis morgen gewartet und wäre zum Rennen gegangen. Ah, da kommt Mr. Ingleby. Der wird´s wissen. Kaffee, Mr. Ingleby? Haben Sie schon was gehört?»

«Star of Asia, Twinkletoes, Sainte-Nitouche, Duke Humphrey ...»

«Zweiundvierzig», sagte Mr. Ingleby. «Danke, keinen Zucker. War noch nie in der Werbung. Balliol College.»

«O Gott!» stöhnte Miss Meteyard.

«Sie sagen es. Wenn etwas noch widerwärtiger ist als alles andere, dann ist es Balliolität», pflichtete Mr. Ingleby ihr bei, denn er hatte am Trinity studiert.


«Bredon ging aufs Balliol

Und saß zu Füßen von Gamaliel»,


sang Mr. Garrett, indem er sein Buch zuklappte.


«Um nichts er sich scherte,

Ganz wie sich´s gehörte»,


ergänzte Miss Meteyard. «Wetten, daß Sie jetzt keinen Reim mehr auf Balliol finden?»

«Flittermouse, Tom Pinch, Fly-by-Night ...»


«Und seine Sprache war universiell»


«Welch klassische Verskunst!»

«Man tut, was man kann.»

«Dreh die Zettel ganz fest zusammen, Kindchen. Leg sie in den Deckel der Keksdose. Zum Teufel! Das ist Mr. Armstrongs Summer. Stell eine Untertasse auf meinen Kaffee. Wo ist mein Stenoblock?»

«Zwei Doppelfehler hintereinander, und da hab ich gesagt ...»

«Ich finde die Durchschläge von Magnolia nicht ...»

«Angefangen mit fünfzig zu eins ...»

«Wer hat meine Schere eingesteckt?»

«Entschuldigen Sie, Mr. Armstrong möchte seine Nutrax-Durchschläge ...»

«Und gut durchschütteln ...»

«Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen ...»

«Mr. Ingleby, haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?»

Bei Mr. Hankins leicht sarkastischem Ton löste das Gruppenbild sich wie von Zauberhand auf. Die Pfostensteher und Miss Partons Busenfreundin verzogen sich unauffällig auf den Korridor; Mr. Willis, den Ablagekorb in der Hand, sprang hastig auf, riß wahllos einen Durchschlag heraus und starrte ihn zürnend an; Miss Partons Zigarette fiel ohne großes Aufheben zu Boden;...
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Autor

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts. Otto Bayer (1937-2018) übersetzte zahlreiche Autoren und Autorinnen, u.a. Patricia Highsmith und Agatha Christie. Für seine Neuübersetzung der kompletten Werke von Dorothy L. Sayers wurde er mit dem Literaturpreis der Stadt Stuttgart geehrt, damit war er der erste Übersetzer der auf dem Gebiet der Unterhaltungsliteratur einen Preis erhielt.