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Die Bluterbin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
598 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am13.04.20171. Auflage
Ihre unerklärliche Gabe wird zum Fluch ... Das mitreißende Schicksal einer starken jungen Frau. Packende geschichtliche Details und ein Schuss Mittelalter-Mystik - spannend, dicht, atmosphärisch erzählt. Im Schatten der mächtigen Kathedrale von Bourges fristet Marie, die Tochter eines begüterten Tuchhändlers, ein einsames Dasein. Die Kathedrale ist es auch, die sie mit den drei Männern zusammenführt, die ihr Leben aus dem Gleichgewicht bringen werden: König Ludwig IX. stellt sie unter seinen Schutz; doch Bischof Radulfus, der eine krankhafte Leidenschaft für Marie hegt, liefert sie - von ihr zurückgewiesen - der Inquisition aus. Robert, ihrem Geliebten, bleiben nur wenige Tage, um sie vor dem Scheiterhaufen zu bewahren ...

Die Autorin Hildegard Burri-Bayer wurde 1958 in Düsseldorf als Hildegard Kantert geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Museumspädagogin und leitete ein privates Stadtmuseums für Ausgrabungen. Die faszinierende urgermanische Scheibe wurde 1999 in der Nähe von Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden. Hildegard Burri-Bayer gehört zu den wenigen Menschen, die diese 'für einen Moment' in ihren Händen halten konnte. Durch dieses Erlebnis beeindruckt schrieb sie den ersten Roman über den astronomischen und archäologischen Sensationsfund Deutschlands. 'Die Sternenscheibe'. Für ihren Roman 'Die Thronfolgerin' hat Hildegard Burri-Bayer die Silbermedaille beim 'Leserpreis - Die besten Bücher 2009' gewonnen.
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Produkt

KlappentextIhre unerklärliche Gabe wird zum Fluch ... Das mitreißende Schicksal einer starken jungen Frau. Packende geschichtliche Details und ein Schuss Mittelalter-Mystik - spannend, dicht, atmosphärisch erzählt. Im Schatten der mächtigen Kathedrale von Bourges fristet Marie, die Tochter eines begüterten Tuchhändlers, ein einsames Dasein. Die Kathedrale ist es auch, die sie mit den drei Männern zusammenführt, die ihr Leben aus dem Gleichgewicht bringen werden: König Ludwig IX. stellt sie unter seinen Schutz; doch Bischof Radulfus, der eine krankhafte Leidenschaft für Marie hegt, liefert sie - von ihr zurückgewiesen - der Inquisition aus. Robert, ihrem Geliebten, bleiben nur wenige Tage, um sie vor dem Scheiterhaufen zu bewahren ...

Die Autorin Hildegard Burri-Bayer wurde 1958 in Düsseldorf als Hildegard Kantert geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Museumspädagogin und leitete ein privates Stadtmuseums für Ausgrabungen. Die faszinierende urgermanische Scheibe wurde 1999 in der Nähe von Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden. Hildegard Burri-Bayer gehört zu den wenigen Menschen, die diese 'für einen Moment' in ihren Händen halten konnte. Durch dieses Erlebnis beeindruckt schrieb sie den ersten Roman über den astronomischen und archäologischen Sensationsfund Deutschlands. 'Die Sternenscheibe'. Für ihren Roman 'Die Thronfolgerin' hat Hildegard Burri-Bayer die Silbermedaille beim 'Leserpreis - Die besten Bücher 2009' gewonnen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955309039
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.04.2017
Auflage1. Auflage
Seiten598 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2359578
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Nachdem das letzte Gerüst entfernt worden war, konnte niemand mehr sagen, wie viele Jahre es insgesamt gedauert hatte, um die Kathedrale größer und mächtiger in die Höhe wachsen zu lassen als jedes andere Bauwerk in der Provinz Berry.

Bischof Henri de Sully, der zu Ehren des Allmächtigen mit dem gewaltigen Bau begonnen hatte, war schon vor geraumer Zeit in dessen Reich eingegangen und genauso aus dem Gedächtnis der Lebenden verschwunden wie der Schweiß und das Blut mehrerer Generationen von Baumeistern, Handwerkern und Arbeitern, deren Leben allein durch den Bau der Kathedrale bestimmt worden war.

Das fünfschiffige, lichtdurchflutete Bauwerk mit seinen unzähligen Pfeilern und Bögen war schlichtweg überwältigend und erschien den Menschen wie ein Wunder, und so kamen jeden Tag mehr Besucher, um es zu bestaunen und zu begaffen. Mochten sie sich im ersten Augenblick im Schatten dieses machtvollen Bauwerkes auch armselig und klein fühlen, letztendlich überwog in ihnen doch stets das triumphale Gefühl, die Schwerkraft überlistet zu haben. Die unermesslichen Waldgebiete, die dem Bau zum Opfer gefallen waren, zählten nicht mehr und auch nicht die vielen menschlichen Dramen, die sich in den vergangenen Jahren rund um die Baustelle herum abgespielt hatten.

Obwohl es noch früh am Morgen war, hatte sich bereits eine lange Schlange gottesfürchtiger Menschen vor dem Westflügel gebildet, die geduldig darauf wartete, eingelassen zu werden, um auch das Innere dieses Wunders bestaunen zu können.

Die vierzehnjährige Marie, Tochter eines ehrgeizigen Tuchhändlers, hatte an diesem Morgen von ihrer Mutter den Auftrag erhalten, der Bäckerswitwe die übrig gebliebenen Reste einiger Stoffballen zu bringen, aus der sie Kleider für ihre neun Kinder nähen konnte.

Die Menschen, die ihr unterwegs begegneten, starrten Marie, deren ungewöhnlich helle, fast schon weiße Haut an jungfräulichen Neuschnee erinnerte, neugierig an. Ihr lockiges, dunkelbraunes Haar fiel ihr offen bis auf die schmale Taille herab und wurde nur am Kopf durch einen schmalen bronzenen Reif gebändigt. Das Auffälligste an Marie waren jedoch nicht ihre feinen ebenmäßigen Gesichtszüge, sondern ihre Augen, die so ungewöhnlich dunkel und dabei von solch außergewöhnlichem Glanz waren, dass sie dem Betrachter bis tief in die Seele zu blicken schienen. Nicht wenige, die ihr begegneten, drehten sich nach ihr um und sahen dem schlanken hochgewachsenen Mädchen hinterher, das in ihrem blauen Kleid mit den weiten Ärmeln und dem langen Mantel aus feinstem flandrischen Tuch, der von einer kupfernen Fibel zusammengehalten wurde, wie ein Engel wirkte.

Schüchtern nahm sie die Dankbarkeit der verhärmt aussehenden Frau entgegen, die ihr und ihrer Mutter Gottes Segen wünschte. Auf dem Rückweg konnte sie nicht widerstehen, den kleinen Umweg an der Kathedrale vorbei zu nehmen.

Das erhabene Bauwerk war Maries Freund, seitdem sie denken konnte. Innerhalb seiner breiten Mauern fühlte sie sich sicher und geborgen und glaubte Gott näher zu sein. Hier hing sie ihren kindlichen Träumen nach und wagte es leise flüsternd, den stummen, mit Gold bemalten Heiligenfiguren ihre Ängste und Hoffnungen anzuvertrauen.

In stiller Erwartung lief sie durch das Goldene Tor und betrat die »Heilige Stadt«, die sich weit über die Häuser der Handwerker und Kaufleute erhob.

Sie war eine Stadt in der Stadt, in der die hohen Kirchenherren, umgeben von einem Heer aus Mönchen, Dienern, Knechten und Mägden, nahezu ungestört für sich lebten.

Die »Heilige Stadt« besaß ihre eigenen Kornspeicher und Ställe, gut gefüllte Weinkeller, Kräuter-, Obst- und Gemüsegärten und natürlich die Zehntscheune, in der jeder Bürger einmal im Jahr seine Abgaben an den Klerus entrichtete. Zwischen der Zehntscheune und den unscheinbaren Holzhäusern der Dienerschaft lagen wiederum Bade- und Krankenstuben, und sie alle wurden vom Glanz des Bischofspalastes überstrahlt.

Marie hatte das Ende der Menschenschlange bei der Kathedrale schon beinahe erreicht, als plötzlich zwei halb verhungerte Straßenköter knurrend und zähnefletschend auf sie zugejagt kamen. Erst kurz vor ihr stoben sie auseinander, um sich direkt hinter ihr wieder aufeinanderzustürzen. Der kleinere der beiden hielt eine laut fiepende, aus mehreren Wunden blutende, fette Ratte im Maul und versuchte sie mit allen Mitteln gegen seinen größeren Rivalen zu verteidigen.

Maries Herz zog sich vor lauter Schreck und Mitleid mit der im Todeskampf zuckenden Ratte zusammen. Auch wenn die meisten Menschen Ratten für Ausgeburten der Hölle hielten, waren sie doch gleichfalls Geschöpfe Gottes, die wie jedes andere Lebewesen Schmerz empfanden.

Marie glaubte die unerträglichen Schmerzen des Tieres am eigenen Leib zu verspüren, und sie bekam zunehmend immer weniger Luft zum Atmen. Der Raum um sie herum begann auf einmal leer und kleiner zu werden. Was übrig blieb, war allein das furchtbare Knacken der Knochen im Leib der Ratte, das ihr in den Ohren dröhnte. Ein heftiger Schwindel ließ den Boden unter ihren Füßen wanken, und obwohl sie versuchte dagegen anzukämpfen, gelang es ihr nicht. Mit weit geöffnetem Mund rang sie verzweifelt nach Luft, dann schwanden ihr die Sinne, und sie sank bewusstlos auf das harte Kopfsteinpflaster.

Für die Gassenjungen, die überall stets dort auftauchten, wo es Fremde gab, und nur auf eine Gelegenheit lauerten, diese zu bestehlen, waren die Hunde eine willkommene Abwechslung. Vergnügt bildeten sie johlend einen Kreis um die miteinander kämpfenden Tiere. Beide Hunde hatten ihre Reißzähne jetzt tief in der Ratte vergraben und zerrten sie knurrend zwischen sich hin und her. Niemand achtete dabei mehr auf Marie, die sich mittlerweile von schweren Krämpfen geschüttelt auf dem harten Kopfsteinpflaster wand.

Stattdessen wurden schon die ersten Wetten auf die Hunde abgeschlossen und per Handschlag bekräftigt. Endlich war es den Tieren gelungen, die Ratte in zwei Teile zu reißen. Mit ihrer Beute im Maul suchten sie sich einen Weg zwischen den Beinen der Neugierigen und stoben in verschiedene Richtungen davon.

Erst jetzt wurden die Menschen auf das bewusstlos am Boden liegende Mädchen aufmerksam. Dunkle, weit aufgerissene Augen starrten den Gaffern blicklos entgegen, während der schmale Mädchenkörper immer wieder von Krämpfen geschüttelt wurde. Schaum rann Marie aus beiden Mundwinkeln und bildete eine kleine Pfütze auf den Steinen, und ihr vorher ebenmäßiges Gesicht war durch den Anfall zu einer hässlichen Fratze verzerrt, die den Menschen kleine Schauer über den Rücken laufen ließ.

Wieder bildete sich ein Kreis, und die Menschen stierten nunmehr genauso auf das zuckende Mädchen herab, wie sie zuvor auf die Hunde gestarrt hatten. Keiner der Zuschauer kam Marie zu Hilfe. Die Vorsichtigen unter ihnen hielten einen wohl berechneten Abstand zu dem Mädchen ein, während sich die Neugierigen weiter nach vorne drängten, um sich nur ja nichts von dem spannenden Schauspiel entgehen zu lassen.

»Es ist Marie, die Tochter des Tuchhändlers. Sie ist von Dämonen besessen«, brüllte einer der Gassenjungen in die schweigende Menge hinein, die sich noch nicht schlüssig war, was sie von dem Ganzen halten sollte und ob es hier überhaupt mit rechten Dingen zuging.

Ein kräftiger Mann mittleren Alters, bei dem es sich den feinen Kleidern nach zu urteilen um einen reichen Kaufmann handelte, sah den Jungen scharf an. »Was stehst du dann noch hier herum? Lauf und hol ihn«, forderte er mit befehlsgewohnter Stimme.

Verärgert, seinen Mund so weit aufgerissen zu haben, kam der Junge dem Befehl nach und rannte, so schnell er konnte, auf die schmalen, mehrstöckigen Fachwerkhäuser der Kaufleute und Händler zu, die sich eng aneinandergedrängt um den nahen Marktplatz herumzogen.

Geschickt sprang er dabei von einem Trittstein zum anderen, um nicht in den knöcheltiefen Unrat zu treten, der sich zwischen und neben den Platten befand. Jetzt würde er gewiss das Beste verpassen, doch er tröstete sich mit dem Gedanken, mit ein wenig Glück vielleicht etwas zu essen für seine Gefälligkeit heraushandeln zu können, und er sollte nicht enttäuscht werden.

Auf sein drängendes Klopfen hin wurde ihm die Türe zum Haus des Tuchhändlers von Elsa, der Magd der Familie, geöffnet. Misstrauisch sah sie auf den Jungen herab, dessen zerrissene Kleider vor Schmutz starrten.

»Was gibt es denn so Dringendes, dass du beinahe die Türe einschlägst?«, fragte sie unfreundlich.

»Marie ist zu Boden gefallen und sieht ganz komisch aus«, gab der Junge zur Antwort. »Ungefähr so.« Geschickt imitierte er das Zucken von Maries Gliedern und stellte erfreut fest, dass die Magd vor Schreck ganz blass wurde.

»Gott im Himmel, führe mich sofort zu ihr«, befahl ihm Elsa aufgeregt. Sie wischte ihre mit Mehl bestäubten Hände an der Schürze ab und rief dann nach dem Knecht, der mit hochrotem Kopf hinter ihr im Türrahmen erschien.

»Ich habe Hunger«, meinte der Junge entschieden, nicht bereit, die sich ihm bietende Chance nutzlos verstreichen zu lassen. Elsa überlegte nur kurz und kam dann zu dem Schluss, dass keine Zeit für lange Reden war. Rasch lief sie in die Küche zurück und kehrte von dort mit einem Stück duftenden Brotes in der Hand zurück.

Dem Jungen lief das Wasser im Mund zusammen. Gierig griff er nach dem Brot, doch die Magd zog die Hand, in der sie das Brot hielt, blitzschnell wieder zurück und versteckte sie hinter ihrem Rücken.

»Erst will ich sehen, ob du die...

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