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Das Kreuz des Schweigens

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
520 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am13.04.20171. Auflage
Toulouse, 1198: Frankreichs reicher Süden blüht. Christen, Juden und Katharer leben friedlich miteinander. Die »reine« Lehre, wie das Katharertum genannt wird, erlebt einen wahren Siegeszug - und Roms Vormachtstellung droht untergraben zu werden. Der Papst und der König von Frankreich rufen zum Kreuzzug von Christen gegen Christen - die Ketzer zu bekehren ist indes nur ein willkommener Vorwand. Denn vor allem will die Kirche einen geheimen Schatz in ihren Besitz bringen, der sich in den Händen eines jungen Mädchens befindet ...

Die Autorin Hildegard Burri-Bayer wurde 1958 in Düsseldorf als Hildegard Kantert geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Museumspädagogin und leitete ein privates Stadtmuseums für Ausgrabungen. Die faszinierende urgermanische Scheibe wurde 1999 in der Nähe von Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden. Hildegard Burri-Bayer gehört zu den wenigen Menschen, die diese 'für einen Moment' in ihren Händen halten konnte. Durch dieses Erlebnis beeindruckt schrieb sie den ersten Roman über den astronomischen und archäologischen Sensationsfund Deutschlands. 'Die Sternenscheibe'. Für ihren Roman 'Die Thronfolgerin' hat Hildegard Burri-Bayer die Silbermedaille beim 'Leserpreis - Die besten Bücher 2009' gewonnen.
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Produkt

KlappentextToulouse, 1198: Frankreichs reicher Süden blüht. Christen, Juden und Katharer leben friedlich miteinander. Die »reine« Lehre, wie das Katharertum genannt wird, erlebt einen wahren Siegeszug - und Roms Vormachtstellung droht untergraben zu werden. Der Papst und der König von Frankreich rufen zum Kreuzzug von Christen gegen Christen - die Ketzer zu bekehren ist indes nur ein willkommener Vorwand. Denn vor allem will die Kirche einen geheimen Schatz in ihren Besitz bringen, der sich in den Händen eines jungen Mädchens befindet ...

Die Autorin Hildegard Burri-Bayer wurde 1958 in Düsseldorf als Hildegard Kantert geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Museumspädagogin und leitete ein privates Stadtmuseums für Ausgrabungen. Die faszinierende urgermanische Scheibe wurde 1999 in der Nähe von Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden. Hildegard Burri-Bayer gehört zu den wenigen Menschen, die diese 'für einen Moment' in ihren Händen halten konnte. Durch dieses Erlebnis beeindruckt schrieb sie den ersten Roman über den astronomischen und archäologischen Sensationsfund Deutschlands. 'Die Sternenscheibe'. Für ihren Roman 'Die Thronfolgerin' hat Hildegard Burri-Bayer die Silbermedaille beim 'Leserpreis - Die besten Bücher 2009' gewonnen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955309008
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.04.2017
Auflage1. Auflage
Seiten520 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2359581
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2

Toulouse, April 1207

»Die Legaten des Papstes sind eingetroffen«, meldete Gordon von Longchamp und blieb abwartend in der Tür zum Privatgemach des Grafen von Toulouse stehen. Raimund VI. betrachtete den dunkelblonden Ritter nachdenklich. Der drittgeborene Sohn von Hugues de Longchamp war vor zehn Jahren im Gefolge Johanna Plantagenets, der Schwester von Richard Löwenherz, nach Toulouse gekommen. Johanna war seine dritte Gemahlin geworden, und Gordon war in seinen Dienst getreten, als seine Herrin drei Jahre später überraschend gestorben war. Raimund hatte Gordon selbst zum Ritter geschlagen und es nie bereut, ihn in seine Ritterschaft aufgenommen zu haben. Aus dem ungestümen Jungen von damals war ein athletisch gebauter Kämpfer geworden, der mit dem Schwert umzugehen verstand wie kaum ein anderer und der ihm darüber hinaus treu ergeben war.

»Und was hast du für einen Eindruck von dieser erlauchten Gesandtschaft?«

Gordon von Longchamp hatte sich längst daran gewöhnt, dass der Graf von Toulouse ihn ab und an nach seiner Meinung fragte, zumal er seinem Herrn grundsätzlich nur das sagte, was er auch dachte, und sich darin wohltuend von den meisten anderen Höflingen unterschied, die den Grafen ständig umschmeichelten. »Man könnte meinen, der Papst wäre höchstpersönlich erschienen«, erwiderte er und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Raimund lächelte nun ebenfalls.

»Dann werden wir sie wohl auch entsprechend behandeln müssen, um ihr Wohlwollen zu gewinnen«, sagte er und zweifelte nicht im Geringsten daran, dass ihm dies gelingen würde.

Es war das zweite Mal, dass die Kirche seine Ländereien mit dem Interdikt belegen und ihn exkommunizieren wollte, weil er nichts gegen die als Häretiker geltenden Katharer und die Juden in seinem Land unternahm und den Kirchen und Klöstern seine Hilfe bei der Bekämpfung der Ketzer verweigerte. Seine Toleranz gegenüber Andersgläubigen hatte zu einem seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt zwischen ihm und der katholischen Amtskirche geführt. Irgendwann war er der ständigen Drohungen und Klagen leid gewesen und hatte erklärt, es wäre allein die Sache der Bischöfe, die Häresie zu bekämpfen, während es seine Aufgabe sei, sich mit weltlichen Angelegenheiten zu befassen. Das hatte den damaligen Papst Coelestin III. so sehr erzürnt, dass er ihn im Jahre elfhundertsechsundneunzig mit dem Kirchenbann belegt hatte. Selbst der Umstand, dass Raimund daraufhin versichert hatte, er sei ein genauso guter Christ wie sein Vater und sein Großvater, die beide im Heiligen Land ihr Leben gelassen hatten, nutzte ihm nichts. Der Heilige Vater hatte sich weiterhin geweigert, den gegen ihn verhängten Bann wieder aufzuheben. Erst sein Nachfolger, Papst Innozenz III., hatte ihn zwei Jahre später vom Bann losgesprochen, und danach war alles weitergegangen wie bisher.

Er würde die leidige Sache mit dem drohenden zweiten Bann auf die gleiche Art und Weise aus der Welt schaffen, wie er es schon das erste Mal getan hatte: Indem er die Legaten fürstlich bewirtete, ihnen anschließend den reumütigen Sünder vorspielte und ihnen dann versicherte, all ihre Bedingungen anzunehmen.

Gordon folgte dem Grafen von Toulouse in den großen Saal. Schon auf dem Weg dorthin wehte ihnen der Duft von Gebratenem, würzigen Kräutern und köstlichen Backwaren entgegen.

Raimund VI. hatte seinen Truchsess, den Juden Nathan, beauftragt, den päpstlichen Legaten Peter von Castelnau und seine beiden Begleiter, Bruder Raoul und Ritter Albert, zu den Ehrenplätzen an der mit weißem Linnen bedeckten Tafel zu geleiten. Pater Stephan, der Burgkaplan, staunte nicht schlecht, als er ebenfalls einen Platz am oberen Ende der Tafel zugewiesen bekam und nicht wie üblich eingekeilt zwischen dem ewig mürrischen Stallmeister und dem zänkischen Falkner sitzen musste.

Der Truchsess, der ihn normalerweise kaum beachtete, schenkte ihm höchstpersönlich Wein in seinen Becher, und als Peter von Castelnau seinen Becher hob und ihm ganz selbstverständlich zunickte, als wäre er einer der Seinen, konnte er sein Glück kaum fassen. Die heilige Mutter Kirche war in der Gestalt ihres Legaten erschienen, um endlich die gerechte Ordnung wiederherzustellen, zu der auch gehörte, dass man ihre Priester mit dem ihnen zustehenden Respekt behandelte.

Seit dem Tod des vorangegangenen Grafen, Raimund V., der ein tapferer Kreuzritter und strenggläubiger Katholik gewesen war, hatte sich einiges am Hofe der Grafen von Toulouse geändert. Die Oberhäupter der Katharer, der Guten Christen oder auch der Vollkommenen, wie sie allgemein hießen, wurden, sobald sie auftauchten, voller Ehrfurcht begrüßt und an der Tafel eigenhändig vom Grafen bedient, während man ihn schlichtweg übersah, so als wäre er gar nicht vorhanden. Offiziell war er zwar noch immer der Beichtvater Raimunds VI., aber es war viele Jahre her, dass der Graf das letzte Mal nach seinem geistigen Beistand verlangt hatte. Er hatte sich damit abgefunden, weil ihm nichts anderes übrig geblieben war.

Peter von Castelnau, der links neben ihm saß, unterbrach ihn in seinen Gedanken und beugte sich vertraulich zu ihm hinüber. »Es ist sicher nicht einfach für Euch, unter all diesen Ungläubigen zu leben«, meinte er.

Pater Stephan war gerührt ob so viel ungewohnter Anteilnahme. »Ich bete Tag und Nacht für die Seele des Grafen und die anderen verlorenen Seelen hier am Hof«, beteuerte er. Peter von Castelnau sah ihm direkt ins Gesicht. »Wir wissen, dass Ihr Eure Pflicht gewissenhaft erfüllt und auch, dass Ihr Euch ganz besonders um Eure weiblichen Schäfchen verdient gemacht habt.« Der Tonfall von Castelnaus Stimme war mit jedem Wort schärfer geworden, bis am Ende jede Freundlichkeit aus ihr verschwunden war.

Pater Stephan erbleichte. Wenn die Gesandtschaft des Heiligen Vaters von seinem heimlichen Verhältnis mit der Wäscherin Marguerite wusste, was wussten sie dann noch? Dass er bei der Beichte kleinere und größere Gefälligkeiten für die Erteilung der Absolution entgegennahm? Mal ein Fässchen Wein, einen Schinken oder ein Lammfell gegen die Kälte im Winter?

Er wagte es nicht, den Legaten des Papstes länger anzusehen, und senkte seinen Blick wie ein ertappter Sünder. Peter von Castelnau fuhr daraufhin in einem etwas milderen Ton zu sprechen fort, aber vielleicht kam es ihm auch nur so vor, weil der Gesandte nun so leise sprach, dass er fast schon flüsterte. »Wir wünschen einen wöchentlichen Bericht über alles, was an diesem Hof vor sich geht. Behaltet insbesondere den Grafen im Auge und stellt fest, mit wem er sich trifft, an wen er Boten sendet, wer seine wahren Freunde sind und wer seine Feinde. Euren Bericht hinterlegt ihr am Vorabend eines jeden Sonntags auf dem Boden hinter dem Altar.« Pater Stephan wurde es auf einmal ganz anders. Ausgerechnet er sollte seinen Herrn bespitzeln? Wenn das herauskäme, wäre er endgültig erledigt. Er fuhr sich über den fast kahlen Schädel, der nur noch von einem schmalen Kranz struppiger gelber Haare bewachsen war, und sah den Legaten des Papstes bittend an. »Euer Vertrauen ehrt mich, Ehrwürden, aber ich bin nur ein einfacher Priester und verstehe nicht viel von solchen Dingen.« Er öffnete den Mund, um etwas hinzuzufügen, doch der scharfe Blick des Truchsesses ließ ihn verstummen. Peter von Castelnau wedelte Nathan mit einer ungeduldigen Handbewegung fort, obwohl dieser nur in Ausübung seines Amtes zu ihnen getreten war, um sich zu vergewissern, dass sich noch genügend Wein in ihren Bechern befand. Dabei hatte Nathan allerdings auch die Gelegenheit genutzt, Pater Stephan einen warnenden Blick zuzuwerfen.

»Der Kerl, der uns bedient, ist ein Jude, oder nicht?« Peter von Castelnau, dem der Blickwechsel zwischen den beiden Männern nicht entgangen war, sprach so laut, dass der Truchsess ihn hören musste. Pater Stephan fühlte sich immer unbehaglicher. Er nickte nur wortlos und sah sich vorsichtig um, um festzustellen, wie Nathan auf die abfällige Bemerkung des Legaten reagieren würde. Doch der Truchsess ließ sich nichts anmerken. Mit unbewegter Miene verrichtete er seinen Dienst an der Tafel, wies den Mundschenk an und erteilte den Dienern Befehle.

»Ihr fürchtet Euch doch nicht etwa vor einem Juden?«, fragte Peter von Castelnau ungläubig, dem der ängstliche Blick des Priesters nicht entgangen war. Pater Stephan begann zu schwitzen. Der Legat des Papstes hatte gut reden. Er würde schon bald wieder abreisen, während er selbst hierbleiben und zusehen musste, wie er zurechtkam. Es gab Gerüchte, dass die Juden im Norden von Frankreich nicht sonderlich angesehen waren und bisweilen sogar verfolgt wurden, aber in Toulouse besaßen alle Bürger die gleichen Rechte, und zudem war der Truchsess auch noch ein besonderer Günstling des Grafen. Pater Stephan war noch immer dabei, sich zu überlegen, wie er sich am besten aus der Affäre ziehen konnte, als der Graf mit seinem Gefolge den Saal betrat und seinen Platz an der Tafel einnahm. Die Musikanten begannen zu spielen, und der erste Gang wurde aufgetragen. Pater Stephan bemerkte erleichtert, wie das Interesse des Legaten an seiner Person augenblicklich nachließ. Die knusprigen Rehkeulen, die zum ersten Gang gereicht wurden, waren mit Honig übergossen und dufteten einfach himmlisch. Dazu wurden junge, in Milch gekochte Bohnen, Früchte und weißes Brot gereicht. Es folgten Hasen- und Entenpasteten, Krebse und Aale in verschiedenen Soßen, ein mächtiges Wildschwein, das von den Dienern geschickt in mundgerechte Stücke zerteilt wurde, und süße Törtchen in geflochtenen Körben. Es war ein Festmahl, das es nur an ganz besonderen Tagen gab. Raimund von Toulouse war der vollendete...
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