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Die Sühnetochter

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
555 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am13.04.20171. Auflage
Zwei Tote, ein Grab und ein Geheimnis, das den König zu Fall bringen könnte! Paris, 1390. Anastasia muss einen Totengräber bestechen, um ihren Vater, den Tintenhändler und heimlichen Alchemisten Jakob Braque, in geweihter Erde zu bestatten. An dem geheimen Grab wird sie von Christine de Pizan ertappt. Anastasia fürchtet Schlimmstes - zu Unrecht. Bald wird Christine ihr zur Freundin und Vertrauten. Doch selbst die einflussreiche Dame kann nicht verhindern, dass Anastasia in die Nähe von Königsmördern gerückt, angeklagt und in den Kerker geworfen wird ...

Die Autorin Hildegard Burri-Bayer wurde 1958 in Düsseldorf als Hildegard Kantert geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Museumspädagogin und leitete ein privates Stadtmuseums für Ausgrabungen. Die faszinierende urgermanische Scheibe wurde 1999 in der Nähe von Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden. Hildegard Burri-Bayer gehört zu den wenigen Menschen, die diese 'für einen Moment' in ihren Händen halten konnte. Durch dieses Erlebnis beeindruckt schrieb sie den ersten Roman über den astronomischen und archäologischen Sensationsfund Deutschlands. 'Die Sternenscheibe'. Für ihren Roman 'Die Thronfolgerin' hat Hildegard Burri-Bayer die Silbermedaille beim 'Leserpreis - Die besten Bücher 2009' gewonnen.
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Produkt

KlappentextZwei Tote, ein Grab und ein Geheimnis, das den König zu Fall bringen könnte! Paris, 1390. Anastasia muss einen Totengräber bestechen, um ihren Vater, den Tintenhändler und heimlichen Alchemisten Jakob Braque, in geweihter Erde zu bestatten. An dem geheimen Grab wird sie von Christine de Pizan ertappt. Anastasia fürchtet Schlimmstes - zu Unrecht. Bald wird Christine ihr zur Freundin und Vertrauten. Doch selbst die einflussreiche Dame kann nicht verhindern, dass Anastasia in die Nähe von Königsmördern gerückt, angeklagt und in den Kerker geworfen wird ...

Die Autorin Hildegard Burri-Bayer wurde 1958 in Düsseldorf als Hildegard Kantert geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Museumspädagogin und leitete ein privates Stadtmuseums für Ausgrabungen. Die faszinierende urgermanische Scheibe wurde 1999 in der Nähe von Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden. Hildegard Burri-Bayer gehört zu den wenigen Menschen, die diese 'für einen Moment' in ihren Händen halten konnte. Durch dieses Erlebnis beeindruckt schrieb sie den ersten Roman über den astronomischen und archäologischen Sensationsfund Deutschlands. 'Die Sternenscheibe'. Für ihren Roman 'Die Thronfolgerin' hat Hildegard Burri-Bayer die Silbermedaille beim 'Leserpreis - Die besten Bücher 2009' gewonnen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955309053
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.04.2017
Auflage1. Auflage
Seiten555 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2359580
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
PROLOG

16. September im Jahre des Herrn 1380,
Frankreich, Schloss Beauté-sur-Marne

Unzählige Fackeln erleuchteten den Treppenaufgang zu den königlichen Privatgemächern, und doch kam es dem Astrologen Thomas de Pizan so vor, als wäre der Gang noch nie so düster gewesen; als hätte sich ein Schatten über seine Seele gelegt und seinen Blick verdunkelt, und das beunruhigte ihn. Er hatte gelernt, sich auf seine Ahnungen zu verlassen, und wäre nun gerne für eine Weile alleine gewesen, um sich ganz auf sie konzentrieren zu können, doch der König hatte ihn rufen lassen, und er wusste, wie ungeduldig Karl V. sein konnte, wenn man ihn warten ließ.

Die Wachen lehnten träge an der Wand und ließen ihn mit gelangweilter Miene passieren.

»Der König erwartet Euch bereits«, verkündete der erste Kammerdiener Karls V. mit näselnder Stimme und musterte dabei abfällig den knielangen, schwarzen Rock des Astrologen, der längst aus der Mode war.

Ein behagliches Feuer loderte in dem offenen Kamin an der Stirnseite des länglichen Saals. Durch die grünlichen in Blei gefassten Fensterscheiben sickerte das spärliche Licht des schwindenden Herbsttages.

Karl V. saß zurückgelehnt in seinem Stuhl. Er schien endlich wieder fieberfrei zu sein. Seine braunen Augen waren klar, und er wirkte so entspannt wie schon seit Langem nicht mehr. Es schien ihm deutlich besser zu gehen, was Thomas de Pizan mit heimlicher Genugtuung erfüllte, denn er hatte die vollständige Genesung des Königs prophezeit.

Karl V. nickte seinem Besucher ungeduldig zu und forderte den Astrologen mit einer Handbewegung auf, sich zu ihm zu setzen. Während ein Diener seinem Gast Wein einschenkte, schlug er das vor ihm auf dem Tisch liegende Buch auf und betrachtete die kunstvoll ausgemalte Bildinitiale am Anfang der Seite, die Adam und Eva im Paradies zeigte. Dicht über dem Paar schwebte ein Engel.

Plötzlich wurde ihm schwindelig. Das Bild verschwamm vor seinen Augen, und seine Hände begannen zu zittern. In dem Bemühen, sich seine Schwäche nicht anmerken zu lassen, griff er nach seinem Weinbecher und trank einen großen Schluck. Wie erhofft ließ das Zittern seiner Hände nach, und der Schwindel verschwand. Er atmete einige Male tief durch und senkte seinen Blick erneut auf das Buch. Im flackernden Schein der beiden silbernen Kerzenleuchter auf dem Tisch erwachte die Bildinitiale zum Leben, glühte das blutrote Gewand des Engels.

Lockend hielt Eva Adam den Apfel entgegen, während sich der himmlische Wächter zu Adam herabzubeugen schien und warnend die Hand hob. Dann erstarrte die Szene in einem der dramatischsten Augenblicke der Menschheit.

Karl V. räusperte sich, um seine Ergriffenheit zu verbergen. Seine innersten Gefühle gingen niemanden etwas an, und er hatte schon früh gelernt, sie vor anderen zu verbergen. Er ließ seine Finger über die mit einem Eberzahn polierten, goldenen Textzeilen auf dem Prunkdeckel des Kodexes gleiten, der in aufwendiger Handarbeit hergestellt worden war, fühlte das weiche Leder, die Metallbeschläge und die silbernen Schließen. Ein intensiver Geruch nach Pigmenten, Leder und Leim stieg ihm in die Nase, und er verspürte einen metallenen Geschmack im Mund, den er mit einem weiteren Schluck Wein fortspülte. Der Geruch störte ihn nicht, er würde bald verfliegen. Wichtig für ihn war nur, dass das enzyklopädische Werk über die himmlischen Sphären nun endlich fertig geworden war. Er hatte es selbst in Auftrag gegeben, und Gervais Chrétien, der nicht nur sein Leibarzt, sondern auch Kanzler der Universität von Paris war, hatte Illumination, Bindung und Ausstattung des prachtvollen Werkes überwacht und es ihm zu seiner großen Freude am heutigen Nachmittag übergeben.

»Ich möchte Euch eine Stelle aus diesem Buch vorlesen, zu der ich gerne Eure Meinung hören würde«, teilte er Thomas de Pizan mit.

»Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch zuzuhören, Sire.« Der kleine Schwächeanfall des Königs war Thomas de Pizan nicht entgangen, genauso wenig wie der rührende Versuch, diesen vor ihm zu verbergen, doch er ließ sich nichts anmerken, sondern lehnte sich in seinem Stuhl zurück und neigte den Kopf, um den Worten des Königs zu lauschen.

Karl V. räusperte sich noch einmal, dann begann er laut zu lesen.

»Als Adam und Eva aus dem Paradies kamen, da empfanden sie, was die Welt war, da empfanden sie den Mond, den Jovem, den Merkurium, den Martem, den Saturnum. Sie empfanden den Jammer der Welt und das Elend der Menschen. Als der Mensch vom Baum der Erkenntnis aß, da trennten sich Makro- und Mikrokosmos voneinander. Nun erst nahm der Mensch die nichtmenschliche Welt von außen wahr. Er erlebte Mond und Sterne außerhalb von sich, und sein Elend begann.«

Das erhebende Gefühl, das ihn beim Lesen überkommen hatte, hielt an, und ihm war sonderlich zumute, als würde er selbst vor dem verlorenen Paradies stehen und Adams Verzweiflung spüren, der gleich ihm eine schwerwiegende Entscheidung getroffen hatte, die sich nicht mehr zurücknehmen ließ.

Er sah von dem aufgeschlagenen Buch auf, blickte Thomas de Pizan an und besann sich wieder auf sein eigentliches Anliegen.

»Wie anders wäre die Geschichte der Menschheit verlaufen, wenn Adam nicht der Versuchung Evas erlegen wäre«, sagte er, als wäre ihm dieser Gedanke gerade erst gekommen.

Es erging ihm, wie es den Mächtigen dieser Erde häufig ergeht, wenn sie die Folgen ihrer Handlungen zu spüren bekommen. Sein Geist irrte auf der Suche nach einem tieferen Sinn, einer gültigen Weltordnung, umher, die sein Leben, seine Stellung und seine Taten rechtfertigen würden, weil ihm sein Leben plötzlich so fremd erschien, als wäre es das eines anderen. Und das beunruhigte ihn.

Thomas de Pizan nahm seinen Weinbecher in die Hand, setzte ihn dann aber wieder ab, ohne daraus zu trinken. Ihm war noch nicht ganz klar, worauf der König hinauswollte.

»Ein interessanter Gedankengang. Aber glaubt Ihr nicht, dass Gott in Seiner Weisheit Adams und auch Evas Verhalten vorausgesehen hat? Schließlich hat Er sie beide erschaffen«, gab er zu bedenken.

Karl V. schüttelte ein wenig unzufrieden den Kopf. Gerade von seinem Astrologen hatte er erwartet, dass er ihn verstand.

»Ich meine etwas anderes.« Er hielt Thomas de Pizans Blick fest.

»Adam hat eine Entscheidung getroffen, welche die Geschichte der Menschheit verändert hat, ebenso wie Pilatus, Hannibal, Cäsar und alle großen Männer in der Geschichte. Würde die Welt heute anders aussehen, wenn Pilatus Jesus freigelassen hätte, anstatt ihn kreuzigen zu lassen, oder Cäsar seine Begehrlichkeit nicht auf Germanien gerichtet hätte?«

Thomas de Pizan dachte einen Moment lang über die Worte des Königs nach, bevor er ihm antwortete.

»Der Mensch ist, wie er ist, und ich glaube nicht, dass sich der Verlauf der Geschichte im Wesentlichen geändert hätte. Die Grenzen der einzelnen Reiche wären nur anders verschoben worden, und Jesus hätte einen anderen Märtyrertod gefunden, weil es nun einmal seine Bestimmung war, sein Leben für die Menschen zu geben.«

»Es war also ihr Schicksal, diese Entscheidungen zu treffen«, stellte Karl V. zufrieden fest.

Thomas de Pizan nickte.

Sie saßen in breiten Lehnstühlen am Kopfende des schweren Eichentisches nah am Kamin. Der König hatte seine Diener hinausgeschickt. Er liebte die vertraulichen Gespräche mit seinem Astrologen, den er vor einigen Jahren an seinen Hof geholt hatte und den er nun immer häufiger zurate zog.

Thomas de Pizan hatte endlich verstanden, dass Karl V. die vorgelesene Stelle als Metapher benutzte, um ihm etwas mitzuteilen, ohne es direkt aussprechen zu müssen. Er wusste, dass Karl V. nach einer Lösung suchte, um das unselige Schisma zu beenden, an dessen Entstehung er selbst nicht ganz unschuldig war und das Frankreich in tiefe Verzweiflung gestürzt hatte. Eine Aufgabe, um die er den König wahrlich nicht beneidete.

Karl V. hatte die Wahl Urbans VI. für ungültig erklärt und den daraufhin im Konklave gewählten Klemens VII. offiziell als Papst anerkannt, doch dann war das Undenkbare geschehen, mit dem niemand gerechnet hatte: Urban VI. weigerte sich, die Entscheidung des französischen Königs zu akzeptieren und sein Amt als Kirchenoberhaupt niederzulegen. Er regierte weiterhin von Rom aus, während Klemens VII. notgedrungen seinen Sitz nach Avignon verlegt hatte.

Die Heilige Mutter Kirche war gespalten, die Christenheit tief zerrissen, das Schisma zur schrecklichen Wirklichkeit geworden. Der König haderte mit der Entscheidung, die er getroffen hatte, tröstete sich aber, da sie sich nicht mehr rückgängig machen ließ, damit, dass es nun einmal sein Schicksal war, schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Ein Schicksal, das er mit vielen berühmten Männern teilte.

Empfand er vielleicht sogar Genugtuung bei dem Gedanken, dass all diese Männer gerade nur aufgrund ihrer Entscheidungen in die Geschichte eingegangen waren? Das hoffnungsvolle Funkeln in Karls Augen verriet ihn. Thomas de Pizan senkte rasch seinen Blick. Er wusste, wie sehr der König es hasste, durchschaut zu werden.

Normalerweise genoss er die Dispute mit dem König, doch an diesem Abend fiel es ihm schwer, sich auf ihr Gespräch zu konzentrieren. Bevor ihn die Einladung des Königs erreicht hatte, war sein Blick wie jeden Abend in den nächtlichen Himmel gerichtet gewesen, und die Konstellation der Gestirne hatte ihn mehr beunruhigt, als er sich eingestehen wollte.

Saturn stand lauernd zwischen Fisch und Stier. Der Vollmond überstrahlte ihn zwar, aber schon morgen...
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