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Miss Silver und die falsche Zeugin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
351 Seiten
Deutsch
beTHRILLEDerschienen am31.05.20191. Aufl. 2019
Zwielichtige Adlige, ein falsches Testament und eine seltsame Zeugin London, 1936: Marion Grey ist verzweifelt - ihr Mann Geoffrey sitzt wegen Mordes an seinem Onkel im Gefängnis. Er beteuert vehement seine Unschuld, obwohl alle Beweise gegen ihn sprechen. Doch dann lässt die wichtigste Zeugin des Prozesses eine Andeutung fallen, die den Fall in einem vollkommen anderen Licht erscheinen lässt. Die zu Hilfe gerufene Miss Silver beginnt, nach dem wahren Mörder zu suchen ... Ein charmanter Krimi-Klassiker aus dem 'Golden Age of Crime', der in einer früheren Ausgabe unter dem Titel 'Ein abgeschlossener Fall ' erschienen ist. Zur Serie: Was macht eine pensionierte Lehrerin, der langweilig ist? Sie wird Privatdetektivin und unterstützt Scotland Yard bei den Ermittlungen in kniffligen Fällen. Mit ihrem unauffälligen gouvernantenhaften Aussehen wird Miss Silver oftmals unterschätzt - aber man sollte sich nicht mit der reizenden alten Dame anlegen. Bewaffnet mit einer scharfen Kombinationsgabe, ihrem Strickzeug und einem Zitat ihres Lieblingsdichters Alfred Lord Tennyson auf den Lippen, bringt Miss Silver jeden Verbrecher zur Strecke ... Jetzt als eBook bei beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung. 'Unbeirrbare Gelassenheit und jede Menge Spürsinn sind das Markenzeichen von Miss Silver, eine der größten Privatdetektivinnen des klassischen Kriminalromans.' New York Timesmehr

Produkt

KlappentextZwielichtige Adlige, ein falsches Testament und eine seltsame Zeugin London, 1936: Marion Grey ist verzweifelt - ihr Mann Geoffrey sitzt wegen Mordes an seinem Onkel im Gefängnis. Er beteuert vehement seine Unschuld, obwohl alle Beweise gegen ihn sprechen. Doch dann lässt die wichtigste Zeugin des Prozesses eine Andeutung fallen, die den Fall in einem vollkommen anderen Licht erscheinen lässt. Die zu Hilfe gerufene Miss Silver beginnt, nach dem wahren Mörder zu suchen ... Ein charmanter Krimi-Klassiker aus dem 'Golden Age of Crime', der in einer früheren Ausgabe unter dem Titel 'Ein abgeschlossener Fall ' erschienen ist. Zur Serie: Was macht eine pensionierte Lehrerin, der langweilig ist? Sie wird Privatdetektivin und unterstützt Scotland Yard bei den Ermittlungen in kniffligen Fällen. Mit ihrem unauffälligen gouvernantenhaften Aussehen wird Miss Silver oftmals unterschätzt - aber man sollte sich nicht mit der reizenden alten Dame anlegen. Bewaffnet mit einer scharfen Kombinationsgabe, ihrem Strickzeug und einem Zitat ihres Lieblingsdichters Alfred Lord Tennyson auf den Lippen, bringt Miss Silver jeden Verbrecher zur Strecke ... Jetzt als eBook bei beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung. 'Unbeirrbare Gelassenheit und jede Menge Spürsinn sind das Markenzeichen von Miss Silver, eine der größten Privatdetektivinnen des klassischen Kriminalromans.' New York Times
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732572441
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum31.05.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten351 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4132642
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

Hilary Carew saß im falschen Zug und hegte bittere Gedanken über Henry. Es war Henrys Schuld, dass sie im falschen Zug saß - allein und unwiderruflich Henrys Schuld, denn wenn er nicht den Bahnsteig entlangstolziert wäre mit seiner typisch arroganten Miene, als gehöre dieser Bahnsteig ihm, dann hätte sie nicht die Nerven verloren und wäre blindlings ins nächste Abteil gestürzt. Dies war zufällig ein Dritter-Klasse-Abteil im Zug auf dem rechten Gleis. Inzwischen war ihr vollkommen klar, dass sie in den Zug auf der anderen Seite hätte einsteigen müssen. Statt des Bummelzuges nach Winslow Grove, der alle fünf Minuten hielt und sie gemütlich nach Myrtle Terrace Nr. 20 bringen sollte, wo sie bei Tante Emmeline zu Tee und Kuchen eingeladen war, saß sie nun in einem D-Zug, der immer schneller wurde und wahrscheinlich noch stundenlang nicht halten würde.

Hilary starrte aus dem Fenster und sah Henrys Gesicht. Es war ein scheußlich nasser, nebliger Nachmittag. Henry funkelte sie durch den Nebel wütend an. Nein, wütend war nicht das richtige Wort: Wütend blickt man erst, wenn man die Beherrschung verliert, und das passierte Henry nie - er sah einen bloß an, als sei man eine Küchenschabe oder ein furchtbar verzogenes kleines Gör. Das war natürlich wirkungsvoller als die Beherrschung zu verlieren, doch dazu musste man aus dem gleichen Stoff gemacht sein. Hilarys Temperament war von anderer Art: Es machte einen Riesenwirbel und stürzte sich mit Wonne ins Getümmel. Sie kochte vor Wut, als sie an den Streit - den Großen Verlobungs-Auflösungs-Streit - und an Henrys unverschämte Gelassenheit dachte. Damals hatte er sie genauso angesehen wie jetzt auf dem Bahnhof. Überlegen, das war Henry - immer so verdammt überlegen! Wenn er sie gebeten hätte, nicht mit Basil wandern zu gehen, hätte sie vielleicht nachgegeben, aber Henry hatte es ihr ausdrücklich untersagt und ihr überdies noch genau erklärt, was und wer Basil war - und das alles ging ihn überhaupt nichts an und hatte Hilarys Temperament natürlich erst recht zum Überkochen gebracht.

Am ärgerlichsten war, dass Henry zum Schluss Recht behalten hatte - nach dem Streit, und nachdem sie bereits mit Basil auf die Wanderung gegangen, jedoch nicht sehr weit gekommen war. Doch leider hatte sie Henry damals schon gesagt, was sie von ihm und seinem besitzergreifenden Gebaren hielt, und ihm den Verlobungsring vor die Füße geworfen.

Und wenn er dann endlich die Beherrschung verloren hätte, wäre eine Versöhnung vielleicht noch möglich gewesen, die in einer zärtlichen Umarmung hätte enden können. Aber er war vollkommen ruhig gewesen - ruhig, während sie ihre Verlobung löste! Ein Knittelvers lag Hilary auf der Zunge. Sie besaß eine Art inneren Kobold, der immer dann mit lästerlichen Versen zur Stelle war, wenn man eigentlich ernst und feierlich sein sollte. Dieser Kobold hatte sie ernstlich in Schwierigkeiten gebracht, als sie sechs Jahre alt gewesen und mit einem Reim über ihre mittlerweile verstorbene Tante Arabella herausgeplatzt war:

»Tante Arabella hat ne furchtbar lange Nase,

Keiner weiß,

Warum sie wächst

So lang und spitz wie s Ohr beim Hase.«

Sie hatte Tante Arabella nie sonderlich leiden können, und nach diesem Vers empfand die Tante das Gleiche für ihre Nichte.

Der Kobold gab nun folgende Perle zum Besten:

»Wenn man bloß Henry brächte zum Toben,

Dann bräuchten wir uns nicht zu entloben.«

Und das war leider nur allzu wahr.

Seit der Auflösung der Verlobung war jetzt ein Monat vergangen.

Es ist ziemlich schwer, einen ganzen Monat lang böse zu bleiben. Hilary konnte sehr leicht böse werden, hielt jedoch nicht lange durch. Nachdem ungefähr die Hälfte des Monats verstrichen war, fand sie es allmählich an der Zeit, dass Henry ihr einen Brief schrieb und sich entschuldigte. Eine Woche später ertappte sie sich dabei, wie sie auf den Briefträger wartete. Im Laufe der letzten Tage hatte die Vorstellung einer Zukunft ohne Henry - und auch ohne Kräche mit Henry - ihr mehr und mehr zugesetzt, und deshalb war es geradezu eine Erleichterung, wieder in Wut geraten zu können.

Und dann spielte die Einbildung ihr einen wirklich gemeinen Streich: Henrys Augen, die sie durch den Nebel angeschaut hatten, wirkten nun nicht länger verächtlich und hochmütig; ihr Ausdruck veränderte sich, wurde milde, liebevoll ... »Und so wird es nie mehr sein - nie wieder. O Henry!« Es war, als habe ihr jemand einen Messerstich versetzt, so sehr schmerzte es. Eben noch hatte sie eine gesunde Wut auf ihn gehabt, und im nächsten Augenblick war sie verletzt und hilflos; der Ärger verflog, und eine kalte Mutlosigkeit überfiel Hilary. Hinter den Augen spürte sie ein Brennen ... »Du wirst doch nicht in aller Öffentlichkeit in einem Eisenbahnabteil zu heulen anfangen -«

Sie blinzelte die Tränen weg und wandte sich vom Fenster ab. Lieber nicht mehr hinausschauen. Dieser Nebel spielte einem Streiche - gab einem das Gefühl, mutterseelenallein zu sein, ließ einen an Dinge denken, an die man einfach nicht denken wollte. Und statt so ein Trottel zu sein, sollte sie lieber herausfinden, wohin dieser verflixte Zug fuhr und wann er endlich einmal halten würde.

Als Hilary einstieg, waren noch zwei andere Leute im Abteil gewesen. Sie saßen auf den Plätzen an der Tür und hätten für Hilary ebenso gut zwei Koffer sein können. Als sie sich nun vom Fenster abwandte, sah sie, dass einer der beiden, der Mann, die Tür aufgeschoben hatte und auf den Gang hinaustrat. Er verschwand. Fast sogleich beugte sich die Frau, die ihm gegenüber gesessen hatte, vor und sah Hilary eindringlich an. Sie war schon etwas älter, und Hilary fand, dass sie sehr krank aussah. Sie trug einen schwarzen Filzhut und einen grauen Mantel mit schwarzem Pelzkragen - die typische unauffällige Kleidung einer respektablen Frau, die sich keine Gedanken mehr über ihr Erscheinungsbild macht, aus Gewohnheit jedoch stets ordentlich angezogen ist. Unter der dunklen Hutkrempe wirkten Haar, Gesicht und Augen gleichermaßen grau.

»Ich bin im falschen Zug«, erklärte Hilary. »Es klingt unglaublich dumm, aber wenn Sie mir vielleicht sagen könnten, wohin wir fahren - denn leider weiß ich nicht einmal das.«

Ein seltsamer Laut drang aus der Kehle der Frau. Sie griff sich mit der Hand an den Mantelkragen und zerrte daran.

»Ledlington«, antwortete sie schließlich. »Der nächste Halt ist Ledlington.« Und dann, mit stockender Stimme: »O Miss, ich hab Sie sofort erkannt! Er zum Glück nicht! Und er kann jeden Moment zurückkommen - er wäre nie weggegangen, wenn er Sie erkannt hätte. O Miss!«

Hilary schwankte zwischen Mitleid und Widerwillen. Sie hatte diese Frau noch nie gesehen - oder doch? Sie wusste es nicht. Dann begann sie zu glauben, dass sie ihr doch schon einmal begegnet sei, aber sie wusste nicht, wo das gewesen sein könnte. Nein, das war Unsinn! Sie kannte die Frau nicht; die Ärmste musste verrückt sein. Hilary hoffte, der Mann werde bald zurückkommen, denn diese Frau, die möglicherweise verrückt war, versperrte ihr den Weg zum Gang -

»Ich fürchte -«, begann sie mit leiser, höflicher Stimme, wurde jedoch sogleich von der Frau unterbrochen, die sich eifrig vorbeugte.

»O Miss, Sie kennen mich nicht, das hab ich gleich daran gesehn, wie Sie mich angeguckt haben. Aber Sie hab ich sofort erkannt, als Sie reinkamen, und ich hab ja so gehofft und gebetet, dass ich mal mit Ihnen reden könnte.«

Ihre schwarz behandschuhten Hände krampften sich ineinander; das Leder spannte über den Fingerknöcheln, die Fingerenden standen über, weil sie zu lang waren. Die Finger selbst verkrampften sich, zupften und zerrten. Hilary sah mit gelindem Entsetzen zu; es war, als beobachte man ein Tier, das sich vor Schmerz windet.

»Bitte -«, sagte sie.

Doch die Frau fuhr mit tonloser, drängender Stimme fort, immer wieder von einem nervösen Räuspern, fast schon einem Husten, unterbrochen.

»Ich hab Sie im Gericht gesehn, bei dem Prozess. Sie sind mit Mrs. Grey reingekommen, und da hab ich gefragt, wer Sie wär n, und es hieß, Sie wär n die Kusine Miss Carew, und da fiel mir ein, dass ich schon mal von Ihnen gehört hatte - von Miss Hilary Carew.«

Hilary hatte nun keine Angst mehr, sie empfand nur noch kalte Wut. Als hätte es nicht schon gereicht, diesen Albtraum von einer Gerichtsverhandlung gegen Geoffrey über sich ergehen zu lassen, erschien nun diese Frau, eine aus der Menge der krankhaft Neugierigen, die Geoffreys Pein und Marions Kummer bestaunen wollten - da sprach dieses verdammte Weib sie an, weil sie Hilary erkannt hatte und eine Gelegenheit zum Schnüffeln und Tratschen witterte. Wie konnte sie es wagen!

Hilary war sich nicht bewusst, dass sie bleich geworden war und ihre Augen zornig funkelten. Sie bemerkte es erst, als die Fremde ihre...
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