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Cards of Love 2. Der Zauber der Welt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Moon Noteserschienen am04.03.2022
Giulietta erwacht in einem Zimmer im Grand Hotel in Venedig und versucht zu begreifen, was passiert ist. Nach und nach dämmert es ihr: Sie ist selbst zu einer Tarotfigur geworden. Nun muss sie nicht nur lernen, mit ihrer damit einhergehenden Gabe zurechtzukommen. Ihr rachsüchtiger Onkel hetzt auch noch andere Kartenfiguren gegen sie auf. Er behauptet, dass Giulietta die Macht hat, die Figuren für immer in die Karten einzusperren, und sie ewig in Freiheit leben können, wenn sie Giulietta aus dem Weg räumen. Giulietta ist verzweifelt. Wem kann sie noch vertrauen?

Nena Tramountani, geboren 1995, liebt Kunst, Koffein und gute Geschichten. Am liebsten feilt sie in Cafés an ihren Romanen und hat dabei ihre Lieblingsplaylist im Ohr.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextGiulietta erwacht in einem Zimmer im Grand Hotel in Venedig und versucht zu begreifen, was passiert ist. Nach und nach dämmert es ihr: Sie ist selbst zu einer Tarotfigur geworden. Nun muss sie nicht nur lernen, mit ihrer damit einhergehenden Gabe zurechtzukommen. Ihr rachsüchtiger Onkel hetzt auch noch andere Kartenfiguren gegen sie auf. Er behauptet, dass Giulietta die Macht hat, die Figuren für immer in die Karten einzusperren, und sie ewig in Freiheit leben können, wenn sie Giulietta aus dem Weg räumen. Giulietta ist verzweifelt. Wem kann sie noch vertrauen?

Nena Tramountani, geboren 1995, liebt Kunst, Koffein und gute Geschichten. Am liebsten feilt sie in Cafés an ihren Romanen und hat dabei ihre Lieblingsplaylist im Ohr.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783969810156
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum04.03.2022
Reihen-Nr.2
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8238539
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1 Der Anfang und das Ende

Mein erster Atemzug war friedlich. Alles in mir wehrte sich dagegen, die Augen zu öffnen. Wärme umhüllte mich. Ich war in Sicherheit. Mir ging es gut.

Wie lange hatte ich geschlafen? Wann hatte ich das letzte Mal so gut geschlafen? Ein Lächeln lag auf meinen Lippen. Für ein paar köstliche Sekunden ließ ich mich treiben.

Und dann schlug ich die Augen auf. Gold und Rot blitzten vor mir auf, zunächst unscharf, verschwommen. Ich blinzelte. Die Umrisse der Suite wurden immer schärfer. Ein Kronleuchter, eine antike Kommode, ein Deckenfresko.

Ich fuhr hoch. Der innere Frieden verschwand so schnell, wie er gekommen war. Die Erinnerung war erbarmungslos. In Tausenden Details flutete sie mein Hirn. Mein Keuchen erfüllte den Raum. Papa. Venedig. Tarot. Das Grand Hotel. Die großen Arkana. Malvolio. Cosima. Das Kartendeck.

Scheiße.

Mein Herz raste. Reflexartig fuhr meine Hand zu meinem Hals. Nichts. Trockene, glatte Haut. Ich schlug die Daunendecke zurück und kletterte aus dem Himmelbett. Wieso war ich hier aufgewacht? In diesem Zimmer? Wer hatte mich ins Bett gebracht?

Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte â¦

Malvolio. Der Junge, dem ich so vertraut hatte. Der Junge, der mich nach Strich und Faden belogen hatte. Sein Schrei. Seine weit aufgerissenen Augen, von Schock und Schmerz durchzogen. Die zweiundzwanzig Karten vor mir, beschmiert mit meinem Blut. Mit meinem und dem der anderen Nachfahren. Ich, mit einer Wunde am Hals und Entsetzen in den Augen. Wieso war es mir so vorgekommen, als hätte ich mich von außen betrachtet? Vermutlich lag es am Schock. Denn neben mir â¦ Cosimas regungsloser Körper, das Messer in ihrem Brustkorb.

Cosima. Meine Mutter.

Du bist Lorenzos Tochter, durch und durch. Ich kann es mir nicht leisten, deinem Schwur zu glauben.

Meine Mutter, die mich hatte töten wollen.

Lebe wohl, Giulietta. Grüße Lorenzo, solltest du ihn wiedersehen. Ihr beide gehört zusammen.

Das Zimmer begann sich zu drehen, die Details verwischten erneut vor meinen Augen. Ich befand mich nicht in dem Raum, in dem alles sein Ende genommen hatte. Auf wackeligen Beinen wankte ich in den angrenzenden. Mein Herz schien vergessen zu haben, dass es schlagen sollte.

Ich schnappte immer wieder nach Luft, versuchte zu Atem zu kommen.

Endlich gelang es mir. Zumindest so lange, dass ich meine Umgebung erkennen konnte. Es war genau dieselbe Suite. Zimmer 121. Zweifellos. Das hier war Cosimas Zimmer. Und außer mir befand sich niemand in ihm. Hektisch scannte ich den Raum. Mir war mit einem Mal so schlecht. Keine Spur von den Karten. Keine Spur von Cosima oder Malvolio. Als sei alles nur ein böser Traum gewesen.

Meine Beine gaben nach. Im nächsten Moment kauerte ich auf dem rot-goldenen Teppich. Meine Finger berührten etwas Hartes. Ich zwang mich, den Blick darauf zu richten, und schreckte prompt zurück. Getrocknetes Blut. Cosimas? Meines?

Ein Schluchzen entwich mir. Natürlich. Natürlich war niemand hier. Ich hatte sie eingesperrt. Ich hatte das Einzige getan, was mir noch übrig geblieben war, nachdem Malvolio mir das Leben gerettet hatte. Um dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten.

Du hast ein glückliches, erfülltes Leben vor dir.

Ich verspreche dir, du wirst eines Tages wieder Glück empfinden.

Seine Worte kamen von allen Seiten auf mich zu, verhöhnten mich.

Glück? Er hatte es gewagt, von Glück zu sprechen?

Ich kippte vornüber und atmete tief durch, während die Übelkeit immer schlimmer wurde. Der Schwindel. Mein Herzrasen. Oh Gott, das konnte alles nicht wahr sein. Ich war nach Venedig gekommen, um Antworten zu bekommen. Um herauszufinden, was mit Papa geschehen war.

Und jetzt? Was jetzt?

Plötzlich verschwand das Teppichmuster vor mir. Ich kniete noch immer auf dem Boden, doch ich befand mich nicht mehr im Hotel. Ich stand in der Küche eines Hauses, das bis vor Kurzem der sicherste Ort der Welt für mich gewesen war. Alles war noch genau so, wie es gewesen war, als Papa sich von mir verabschiedet hatte. Die hölzerne Küchentheke. Die Zeitungen auf dem Tisch. Die halb abgebrannte Kerze. Die Stühle mit den abgenutzten Polstern. Ich sah jedes Detail, ich hörte sogar die gewohnten Geräusche - die Gespräche unserer Nachbarinnen aus dem Garten nebenan, das Bellen eines Hundes -, und doch fühlte es sich nicht real an. Das hier war nicht real. Es war nichts als eine Erinnerung an ein Leben, das ich nie wieder zurückbekommen würde.

Im nächsten Augenblick stand ich nicht mehr in der Küche, sondern in dem Raum, in dem mein Plan, nach Venedig zu kommen, entstanden war. Notizzettel, vollgestopfte Bücherregale, Stifte, eine alte Schreibmaschine, der Globus. Papas Arbeitszimmer. Es roch nach Staub und Verwahrlosung, nicht nach seinem gewohnten Aftershave. Seit wie vielen Tagen war niemand mehr in diesem Zimmer gewesen?

Ich stolperte auf den Globus zu und tastete nach der Scherbe. Dabei rutschte das Armband an meinem Handgelenk nach vorn. Der Baum des Lebens. Die Weltseele. Ein Globus. Ich schluchzte so heftig auf, dass ich noch weniger Luft bekam. Er hatte überall Hinweise versteckt. Weil er sie geliebt hatte, oder? Er hatte sie geliebt, aber nicht wie mich. Alles, was er seit meiner Geburt getan hatte, war für mich gewesen.

Ich trat zurück und umklammerte mich selbst. Unaufhörlich strömten mir die Tränen über die Wangen.

Halte dich von Venedig und Tarotkarten fern.

Seine letzte Nachricht an mich war deutlich gewesen. Alles, was noch gefehlt hatte, war, mich vor seinem Bruder zu warnen. Doch zu dem Zeitpunkt hatte er nicht gewusst, dass sein Bruder ihn töten würde, oder? Sonst wäre er niemals in die Stadt der tausend Brücken ge-

Ein Schrei. Aus weiter Ferne ertönte ein Schrei.

Auf einen Schlag war die Erinnerung weg, und ich befand mich wieder im Hotel. Auf dem Teppichboden in der Suite meiner Mutter.

Stille. Als hätte ich mir nicht nur mein altes Zuhause, sondern auch den herzzerreißenden Schrei eingebildet. Ich stützte mich auf dem Boden ab und richtete mich mühsam auf.

Die Karten waren eingesperrt, aber ich befand mich nach wie vor im Hotel, das vom Mörder meines Vaters geleitet wurde.

In den Momenten, in denen du nicht für dich weiterleben kannst, lebe für ihn.

Malvolio hatte mich belogen und mich für seine Pläne benutzt, aber nicht alles, was er zu mir gesagt hatte, war Schwachsinn gewesen. Ich drängte den Schmerz zurück, die Verzweiflung und den Schock. Mein kühles, gefasstes Ich übernahm. Seit Papa tot war, hatte ich mich lang genug in Verdrängung geübt. Jetzt musste ich es noch einmal tun.

Ich rannte zurück ins Schlafzimmer und riss den Schrank neben der Kommode auf. Kleider in den verschiedensten Farben hingen dort. Teure, edle Stoffe und hauptsächlich ausgefallene Muster. Und dennoch hatte Cosima jedes Mal, wenn ich ihr begegnet war, ein und dasselbe Kleid getragen â¦

Ich beugte mich hinunter, öffnete alle drei Schubladen und wurde bei der letzten fündig. Masken. Dutzende venezianische Masken, manche bunt und auffällig, andere schlicht und einfarbig. Ich griff nach einer dunkelblauen, die das komplette Gesicht bedeckte, zog sie mir über und versuchte, mir das Stoffband an meinem Hinterkopf zusammenzubinden. Meine Finger zitterten so sehr, dass die Maske immer wieder herunterrutschte. Parallel achtete ich auf die Geräusche von draußen. Musik war zu hören. Musik und Gelächter. Der Karneval war im vollen Gange.

Mein Onkel könnte jede Sekunde hier reinplatzen. Immerhin hatte er mich auf dieses Zimmer hier bestellt, nachdem er mir am Telefon gesagt hatte, dass er Bescheid wusste. Ich musste weg. So schnell wie möglich.

Wo waren die Karten?!

Nein. Nein, nein, nein, das war jetzt die kleinste meiner Sorgen. Ich war die einzige Nachfahrin. Ich hatte sie eingesperrt, und nun würde ich ein für alle Mal diese verfluchte Stadt verlassen.

Endlich gelang es mir, das Band zu verknoten. Die Maske saß fest, sie hatte nur eine Augenöffnung. Mein Atem war heiß und stickig an meinem Gesicht. Und immer noch mehr als beschleunigt. Egal.

Blind tastete ich nach meiner Umhängetasche. Handy und Bargeld. Ich hatte alles bei mir, was ich gerade brauchte.

Ein letztes Mal ließ ich den Blick durch den Raum schweifen, drohte, an den Erinnerungen zu ersticken, dann stürzte ich zur Tür und auf den Flur. Ein paar Meter von mir entfernt befanden sich zwei maskierte Gestalten mit Perücken und Ballkleidern. Arm in Arm wankten sie in Richtung Treppe, kicherten, schienen mich nicht zu bemerken. Ich begann zu rennen. Mein Blick streifte die Nummer 113, als ich an dem Zimmer vorbeikam, mein Magen krampfte sich zusammen, doch ich rannte weiter. Weiter und weiter und immer weiter, bis ich die beiden Frauen überholte und die Treppe nach unten polterte. Das Atrium war immer noch voller Menschen in Karnevalskostümen. Wie vor nicht allzu langer Zeit, als ich ins Grand Hotel zurückgekehrt war, um mich mit Vincenzo zu treffen.

Niemand beachtete mich. Beide Concierge-Tische waren besetzt, doch die Mitarbeiter waren mit Neuankömmlingen und Touristen beschäftigt. Ich schnappte ein paar Satzfragmente auf, während ich mir meinen Weg zur goldenen Drehtür bahnte.

»â¦ nur für dieses eine Foto, bitte! Der Hintergrund ist sooo abgefahren â¦«

»Signora, Sie befinden sich seit geschlagenen dreißig Minuten -«

Von Vincenzo war nichts zu sehen.

Meine Schritte beschleunigten sich. Der Portier, der beim letzten Mal schon neben der Tür gestanden hatte, nickte mir zu. Erkannte er mich an...
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