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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
488 Seiten
Deutsch
Arena Verlag GmbHerschienen am01.07.2012
Es ist der Sommer, in dem Dawna und Indie beide 17 Jahre alt sind - vertraute, verrückte, beunruhigende 33 Tage lang. Gemeinsam mit ihrer Mutter kehren sie zur Oase ihrer Kindheit zurück: Whistling Wing, voll mit Erinnerungen an die geliebte Granny. Aber diese ist seit einem Jahr tot und Whistling Wing hat sich verändert. Nicht jeder hier spielt mit offenen Karten, Freund und Feind lassen sich immer schwerer voneinander unterscheiden und ein Schwarm unheimlicher Vögel sorgt für Unruhe und Angst unter den Einwohnern. Fast ist es zu spät, als Indie und Dawna beginnen, zu verstehen, was geschieht. Und erkennen, welches unglaubliche Opfer sie bringen müssen, um das aufzuhalten, was sich über ihnen zusammenbraut. Wie weit würdest du gehen, um den Menschen zu retten, der dir am wichtigsten ist?

Die Schwestern Kristy und Tabita Lee Spencer leben zusammen auf einem abgelegenen Anwesen. Sie können besser schießen als stricken und besser Holz hacken als kochen. Die besten Ideen haben sie, wenn sie gemeinsam am frühen Morgen mit den Pferden unterwegs sind und nur das Hufgeklapper ihre Gedanken unterbricht. Die Geschichte von Dawna und Indie beruht auf einem Traum von Kristy Spencer. Kristy und Tabita Lee Spencer auf Facebook: http://www.facebook.com/pages/Kristy-Spencer-and-Tabita-Lee-Spencer/220350751383714
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Produkt

KlappentextEs ist der Sommer, in dem Dawna und Indie beide 17 Jahre alt sind - vertraute, verrückte, beunruhigende 33 Tage lang. Gemeinsam mit ihrer Mutter kehren sie zur Oase ihrer Kindheit zurück: Whistling Wing, voll mit Erinnerungen an die geliebte Granny. Aber diese ist seit einem Jahr tot und Whistling Wing hat sich verändert. Nicht jeder hier spielt mit offenen Karten, Freund und Feind lassen sich immer schwerer voneinander unterscheiden und ein Schwarm unheimlicher Vögel sorgt für Unruhe und Angst unter den Einwohnern. Fast ist es zu spät, als Indie und Dawna beginnen, zu verstehen, was geschieht. Und erkennen, welches unglaubliche Opfer sie bringen müssen, um das aufzuhalten, was sich über ihnen zusammenbraut. Wie weit würdest du gehen, um den Menschen zu retten, der dir am wichtigsten ist?

Die Schwestern Kristy und Tabita Lee Spencer leben zusammen auf einem abgelegenen Anwesen. Sie können besser schießen als stricken und besser Holz hacken als kochen. Die besten Ideen haben sie, wenn sie gemeinsam am frühen Morgen mit den Pferden unterwegs sind und nur das Hufgeklapper ihre Gedanken unterbricht. Die Geschichte von Dawna und Indie beruht auf einem Traum von Kristy Spencer. Kristy und Tabita Lee Spencer auf Facebook: http://www.facebook.com/pages/Kristy-Spencer-and-Tabita-Lee-Spencer/220350751383714
Details
Weitere ISBN/GTIN9783401801223
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum01.07.2012
Seiten488 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1230369
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1 Dawna

Wir sitzen zusammengequetscht vorne im alten Pick-up meiner Mutter. Ich sitze ganz rechts, lehne meinen Kopf gegen die Scheibe und starre hinaus, auf die vorbeihuschende Landschaft. Neben mir sitzt Indie, meine Schwester. Sie rutscht ungeduldig herum, nestelt am Radio und schneidet Grimassen in den Rückspiegel. Ab und zu remple ich sie an, damit sie stillhält, aber Indie ignoriert mich einfach.

»Mein Arsch ist eingeschlafen«, sagt sie alle fünf Minuten und ich tu so, als würde ich nichts hören, und wackle mit den Zehen in meinen Flipflops, bis sie zu kribbeln anfangen.

Mum fährt. Seit wir vor drei Stunden ins Auto gestiegen sind, hat sie keinen Ton mehr gesagt. Zumindest nicht zu uns. Ihre Lippen bewegen sich und ich weiß, dass sie ihr Mantra vor sich hin betet. Das Mantra, das sie seit ihrem letzten Workshop in unserer ganzen Wohnung verteilt. Irgendwelcher esoterischer Kram, den ich nicht kapiere oder kapieren will. Sie hat Angst vorm Autofahren, aber mit dem Mantra schafft sie sogar weite Strecken. Nur wenn uns Lastwagen entgegenkommen, zuckt sie zusammen. Sie lenkt einen Tick nach rechts, bis unsere Räder den Seitenstreifen berühren und dabei ein komisches surrendes Geräusch machen. Dann fängt sie sich wieder.

Es ist eine seltsame Zeit. Die Zeit zwischen dem ersten August und dem zweiten September. Die Zeitspanne, in der Indie und ich gleich alt sind. Genau dreiunddreißig Tage, in denen alles still zu stehen scheint. Die Hitze legt sich über uns. Wir schalten die Deckenventilatoren an und verschlafen den Tag. Nachts gehen wir hinaus und kühlen uns mit Eis die Handgelenke und die kleine Kuhle unterhalb des Halses.

Die seltsamsten Dinge passieren in diesen dreiunddreißig Tagen. Dinge, die uns Angst einjagen und uns unruhig schlafen lassen. Nachts treffen wir uns in der Küche. Rastlos. Wir sagen: »Das ist die Hitze, der verfluchte August, der heiße Südwind.« In Wirklichkeit haben wir Angst, dass das Telefon klingelt und jemand uns schlechte Nachrichten bringt. Letztes Jahr, zu der Zeit,

ist Granny gestorben. Ganz plötzlich. So plötzlich, dass wir nicht zur Beerdigung hingefahren sind. Wir warteten, dass die Sonne nicht mehr als gleißende Kugel über den Himmel wanderte und Mum sagte: »Granny hätte nicht gewollt, dass wir jetzt fahren, gerade jetzt.«

Der Unfall war auch zu der Zeit. Der Unfall, seit dem Mum diese Panik hat vor dem Fahren und die Narbe quer über ihrer Brust.

Dann kommt der zweite September und wir atmen auf. Mum holt einen Geburtstagskuchen aus dem Supermarkt, dem wir beim Auftauen zusehen. Wir öffnen die Fenster und beobachten, wie sich die Wolken am Horizont zusammenballen und der Wind sie über den Himmel treibt. Der Regen kommt, ich bin wieder ein Jahr älter als Indie und der Spuk ist vorbei. Dieses Jahr sind wir beide siebzehn. »Ein furchtbares Alter«, hat Mum gesagt.

Wir fahren vorbei an Feldern und kleinen Siedlungen. Die letzte Stadt haben wir lange hinter uns gelassen und alles sieht irgendwie trostlos aus. Sogar bei gleißendem Sonnenlicht. Die Häuser sind grau und heruntergekommen. Windräder stehen herum, alte, aus Holz, sie drehen sich langsam. Draußen ist es heiß. Mittag. High Noon.

Wir sind seit zwei Tagen unterwegs. Mir macht das nichts aus. Das Umziehen. Das Reisen. Immer wieder woanders aufwachen. Daran habe ich mich gewöhnt, denn wir ziehen ständig um. Mum hält es nie dort aus, wo wir sind. Die Städte sind ihr zu eng und das Land zu einsam. Wir mieten seltsame Häuser, die keiner will, in denen die Heizung nicht funktioniert oder die Toilette. Manchmal wohnen wir in winzigen Wohnungen, in denen wir uns ein Zimmer teilen müssen. Indie sagt, Mum ist gestört. Sie läuft irgendetwas hinterher, was sie sowieso nie bekommt. Einem besseren Job, zum Beispiel. Oder dem perfekten Mann.

Als Mum uns gesagt hat, dass wir in Grannys Haus ziehen, ist Indie ausgetickt. Sie ist vom Küchentisch aufgesprungen und ihr Stuhl ist bis zur Waschmaschine hinübergeschlittert. Ihr blasses, herzförmiges Gesicht wurde noch blasser und ließ ihr rotes Haar unheilvoll aufleuchten. Ich sagte gar nichts. Unfähig, dem zu folgen, was Mum uns gerade mitzuteilen versuchte. Meine Gedanken kreisten um Mum und Granny und warum wir nicht bei der Beerdigung gewesen waren. Nicht dass ich wirklich gerne hingefahren wäre. Aber ich fand, dass es nicht richtig gewesen war. Granny war unsere einzige Verwandte. Mum hat keine Geschwister. Und bei unserem Vater wussten wir es nicht. Es gab niemanden mehr, außer Indie, Mum und mir.

Und dann hatte Mum das Haus geerbt, das Haus und das Brachland drum herum.

»Was sollen wir jetzt dort TUN?«, hatte Indie damals geschrien. »Jetzt wo Granny tot ist?«

Sie meinte damit, dass wir schon früher hätten fahren sollen. Vor einem Jahr, als wir den Traum hatten. Als sich Indie plötzlich so sicher war, dass sie zurückwollte.

An dem Abend vor ein paar Wochen, als Mum uns eröffnete, dass wir in Grannys Haus ziehen würden, war Indies Stuhl gegen die Waschmaschine geknallt, in der sich unsere Wäsche träge herumdrehte. Indies schwarze Jeans und Tanktops und Mums Büstenhalter. Ich konnte sehen, wie so ein Büstenhalter am Bullauge klebte. Der Bügel schabte am Glas.

»Was wir hier auch TUN«, hatte Mum genervt zur Antwort gegeben, »stell dich verdammt noch mal nicht so an. Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester Dawna.«

Dabei stand sie auf, stellte sich hinter mich und legte mir beide Arme um den Hals, eine Berührung, die mich unweigerlich auf Mums Seite zog und die mir irgendwie unangenehm war. Indie funkelte mich wütend über den Tisch hinweg an. Manchmal macht mir Indie Angst. Ihr aufbrausendes Wesen, ihre unberechenbaren Launen. Ihr ständiges Himmelhoch-Jauchzend und Zu-Tode-Betrübt. Mum sagte immer »Keine Ahnung, wo sie das herhat« und ich dachte jedes Mal Wahrscheinlich hat sie es von dir. Wahrscheinlich war Mum irgendwann genauso gewesen.

»Ja«, sagte Indie böse, »unsere Dawna ist überall zufrieden. Unsere tolle, unkomplizierte Dawna.«

Wieder tauchen Häuser vor uns auf. Diesmal mehr, die Ausläufer von New Corbie. Eine Tankstelle, ein Bahnhof, eine windschiefe Kirche. Vor der Tankstelle steht ein Typ und spritzt sein Geländemotorrad mit einem Dampfstrahler ab. Drecklachen sammeln sich unter dem Motorrad und seinen Füßen und die Wassertropfen schillern in allen Regenbogenfarben. Als er unser Auto bemerkt, beschattet er mit der Hand seine Augen und sieht zu uns herüber.

»Das war doch Miley«, sagt Indie und windet sich auf der Sitzbank, bis sie durchs Rückfenster hinaussehen kann, »klar ist er das. Der bescheuerte Miley, jetzt guck doch, Dawna.«

Ich drehe mich nicht um. Was interessiert mich Miley.

»Und da ist auch Sam Rossells Laden, sieht gar nicht so abgefuckt aus«, sagt Indie und schiebt mich vom Fenster weg. »Ich dachte, der versäuft den ganzen Laden.«

»Vielleicht ist es auch gar nicht mehr Sam Rosells Laden«, meine ich und Mum sagt genervt: »Jetzt seid doch mal still. Ich muss mich konzentrieren.«

Wir biegen vom Highway ab, hinunter auf eine Schotterpiste. Früher kamen uns hier Grannys Hunde entgegen. Sie konnten uns spüren. Granny sagte, die Hunde wären den ganzen Sommer nur faul herumgelegen, plötzlich bekamen sie unseren Geruch in die Nase, sprangen auf und winselten so lange, bis Granny sie hinausließ. Dann hetzten sie den Weg hinauf, strichen an der Kreuzung herum, bis sie unser Auto sahen. Sie sprangen an den Autotüren hoch und verkratzten den Lack und Mum schimpfte halbherzig mit ihnen. Sie war viel zu erleichtert, dass die Fahrt vorbei war und sie endlich aussteigen konnte, um ernsthaft böse zu sein.

Natürlich gibt es die Hunde nicht mehr. Niemand wartet hier auf uns. Der Weg schlängelt sich durch verwilderte Felder und ausgedörrte Wiesen, über denen die Hitze flimmert.

»Ob die Comtesse noch lebt«, sagt Indie und wir sehen zu ihrem Haus hinüber, verborgen hinter meterhohen Hecken und Schlinggewächsen.

Ab und zu blitzt es zwischen den Blättern auf und ich weiß, das ist die Sonne, die sich in den Gewächshäusern spiegelt. Früher war es verboten, in der alten Gärtnerei zu spielen, aber Indie und ich schlichen trotzdem hin. Wir wussten, dass die Comtesse am frühen Nachmittag zu Bett ging, um dann mitten in der Nacht aufzustehen und sich die Sterne anzusehen. Dann liefen wir hinüber, krochen unter den zerbrochenen Zaunlatten hindurch und kletterten auf das Dach des Geräteschuppens. Indie war mutiger als ich. Viel mutiger. Ihre Knie waren zerschrammt von Tausenden von Stürzen und ihr Haar hing ihr wirr und voller winzig kleiner Kletten ins Gesicht. Sie schlängelte sich über die heißen Dachschindeln, bis unter das Fenster der Comtesse, während ich mich flach auf das Dach drückte und die Luft anhielt.

»Und«, fragte ich, »was ist? Schläft sie?«

Indie richtete sich auf und spähte vorsichtig hinein. Zog die Vorhänge ein Stück auseinander und wartete, bis sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt hatten.

Decken sah man da und Kissen und alte zerschlissene Teppiche, erzählte sie. Einen schmiedeeisernen, leeren Vogelkäfig und Unmengen von Kleidungsstücken auf dem Boden verstreut. Manchmal ragte ein knochiger Fuß aus dem Deckenberg, manchmal ein Haarschopf, weiß gesträhnt, doch das wusste ich nur aus Indies Berichten. Ich selbst traute mich nie, über den Rand des Fensterbretts zu sehen, und Indie konnte nie mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ob die Comtesse schlief oder nicht. Und trotzdem glitten wir wenig später vom Schuppen hinunter und streunten durch die Gewächshäuser....


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Autor

Die Schwestern Kristy und Tabita Lee Spencer leben zusammen auf einem abgelegenen Anwesen. Sie können besser schießen als stricken und besser Holz hacken als kochen. Die besten Ideen haben sie, wenn sie gemeinsam am frühen Morgen mit den Pferden unterwegs sind und nur das Hufgeklapper ihre Gedanken unterbricht. Die Geschichte von Dawna und Indie beruht auf einem Traum von Kristy Spencer.Kristy und Tabita Lee Spencer auf Facebook: http://www.facebook.com/pages/Kristy-Spencer-and-Tabita-Lee-Spencer/220350751383714