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Springquelle

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am10.07.2013Auflage
Mühsam hält sich Tora, ein ehemaliges Dienstmädchen, mit dem Verkauf von Brot und selbstgemachten Bonbons über Wasser. Eines Tages möchte sie ihr eigenes Café eröffnen, und schon bald scheint die lang ersehnte Unabhängigkeit zum Greifen nah. Doch die Krisenzeiten des Ersten Weltkriegs machen auch vor Schweden nicht Halt ... Humorvoll und eindringlich erzählt Kerstin Ekman vom mutigen und selbstbewußten Kampf unbeugsamer Frauengestalten in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts. - »Witzig und wortreich, präzise und detailliert beschreibt Kerstin Ekman den Alltag ihrer Protagonistinnen.« (die tageszeitung)

Kerstin Ekman, 1933 in Risinge (Östergötland) geboren, zählt zu den wichtigsten schwedischen Autorinnen unserer Zeit. Ihr umfangreiches literarisches Werk ist vielfach preisgekrönt, es wurde verfilmt und in 28 Sprachen übersetzt. Mit Wolfslichter kehrt Ekman nach über zehn Jahren zur Romanform zurück. Das Buch stieg in Schweden mit Erscheinen auf Platz 1 der Bestsellerliste ein und wurde u.a. mit dem Norrlands litteraturpris 2022 sowie dem Kulturpreis der Stiftung Natur & Kultur 2023 ausgezeichnet. Am 27. August 2023 feiert Kerstin Ekman ihren 90. Geburtstag.
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Produkt

KlappentextMühsam hält sich Tora, ein ehemaliges Dienstmädchen, mit dem Verkauf von Brot und selbstgemachten Bonbons über Wasser. Eines Tages möchte sie ihr eigenes Café eröffnen, und schon bald scheint die lang ersehnte Unabhängigkeit zum Greifen nah. Doch die Krisenzeiten des Ersten Weltkriegs machen auch vor Schweden nicht Halt ... Humorvoll und eindringlich erzählt Kerstin Ekman vom mutigen und selbstbewußten Kampf unbeugsamer Frauengestalten in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts. - »Witzig und wortreich, präzise und detailliert beschreibt Kerstin Ekman den Alltag ihrer Protagonistinnen.« (die tageszeitung)

Kerstin Ekman, 1933 in Risinge (Östergötland) geboren, zählt zu den wichtigsten schwedischen Autorinnen unserer Zeit. Ihr umfangreiches literarisches Werk ist vielfach preisgekrönt, es wurde verfilmt und in 28 Sprachen übersetzt. Mit Wolfslichter kehrt Ekman nach über zehn Jahren zur Romanform zurück. Das Buch stieg in Schweden mit Erscheinen auf Platz 1 der Bestsellerliste ein und wurde u.a. mit dem Norrlands litteraturpris 2022 sowie dem Kulturpreis der Stiftung Natur & Kultur 2023 ausgezeichnet. Am 27. August 2023 feiert Kerstin Ekman ihren 90. Geburtstag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492957571
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum10.07.2013
AuflageAuflage
Reihen-Nr.02
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2859 Kbytes
Artikel-Nr.1385970
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ein dickes Eisenrohr kam aus der Wand der Waschküche und lief, mit Schellen befestigt, bis zum Zementbottich, über dem ein Messinghahn saß. Den brauchte man nur aufzudrehen. Früher hatte sie mit den Eimern am Joch zehnmal zum Brunnen gehen müssen, um die Einweichbottiche zu füllen. Jetzt drehte sie nur den Hahn auf. Woher das Wasser kam, wußte sie allerdings nicht.

Frida ging waschen, seit sie geheiratet hatte. Angefangen hatte sie bei den Spülplätzen draußen am Vallmarsee, wo man die Wäsche mit Karren hinziehen mußte. Die Frauen hatten in einer Reihe gekniet und die gewaschenen Wäschestücke geschlagen, und sie erinnerte sich, wie sie patschnasse, schwere Laken ins Gesicht bekommen hatte, bevor sie das Auswinden richtig gelernt hatte. Die Waschfrauen waren von Haus aus grantig, und sie schickten zurück, womit sie nicht zufrieden waren. Man mußte ein Paket in passender Größe zusammenlegen und die Enden kräftig und schnell in entgegengesetzer Richtung drehen. Die Frauen fluchten, um sich bei Laune zu halten. Es dampfte um die heißen Laken, wenn sie ins Wasser schlugen, und es kam Dampf aus ihren Mündern, denn es war kalt, im Dezember wie im März. Frida hatte sich vor ihnen gefürchtet. Doch es war keine da, die sich jetzt vor ihr gefürchtet hätte. Alles war anders. Die Gerüche, die Flüche und das Wasser, das kalt und klar aus dem Messinghahn schoß.

Es war natürlich Trinkwasser. Sie hatte gehört, daß es beim Großhändler droben ein Klosett geben und sogar darin reines Trinkwasser sein sollte. Wenn ihr auch niemand sagen konnte, woher es kam.

Viele Jahre lang hatte sie im Waschhaus am Marktplatz gewaschen. Ein Bahnarbeiter namens Dahlgren hatte über dem Abwassergraben, der durch sein Grundstück floß, ein Waschhaus errichtet, den Graben gestaut und die Einrichtung vermietet. Sie erinnerte sich, wie der Abwassergraben noch ein Bach gewesen war und alte Männer dort unten gesessen und Barsche geangelt hatten. Das Wasser floß ruhig, fast unmerklich durch den Ort. Jetzt war der Graben an vielen Stellen überbaut, um ihn herum verbreitete sich Gestank, und das Wasser war braun. Er nahm Schmutz auf und wurde schmutzig. Am Ende war Dahlgrens Waschhaus nicht mehr zu benutzen. Das Wasser des Grabens verfärbte die Wäsche, so daß die Hausfrauen klagten.

Das ginge so nicht mehr, sagten diejenigen, die sich auf öffentliche Belange verstanden, und so begann der Streit um das Wasserwerk und den Abwasserkanal. Er dauerte vier Jahre. Frida verstand ihn nicht. Die eine Seite wollte den Abfluß in den Vallmarsee leiten, die anderen in den Malsee. Sie schrieben in der Zeitung gegeneinander. Der alte Eisenbahnbauinspektor Sterkell stellte seinen Sitz im Gemeindevorstand zur Verfügung. Er hatte den Vallmarsee vorgeschlagen, und nun besaß er das Vertrauen der Versammlung nicht mehr, denn die Malseephalanx hatte gewonnen, und der Wasserturm wurde gebaut. Er sollte schließlich wie der berühmte Campanile in Venedig aussehen und stand gleich neben Lusknäppan, wo Frida aufgewachsen war. Fabrikant Wärnström verkaufte Land für das Wasserwerk, Großhändler Lindh für den Turm.

Es gab ein Fest auf dem Marktplatz, als die Wasserleitung eingeweiht wurde und die Feuerwehr die Leitung erprobte. Sterkell war nicht dabei. Bahnmeister J. A. Ström stieg auf die Rednerbühne und bezeigte Großhändler Lindh die Dankbarkeit des Ortes für seinen Eifer und seine Fürsorge um die für den Ort lebenswichtige Wasserfrage sowie Fabrikant Wärnström für seine Spende von eintausend Kronen für die Verschönerung des Wasserturms mit Granitornamenten. Das Oktett des Musikkorps der Eisenbahner spielte, und der Brandmeister ließ das Wasser aus einem Schlauch strömen. Frida aber wußte nicht, wen sie hätte fragen können. Sie kümmerte sich normalerweise nicht um öffentliche Angelegenheiten, doch nach dem vielen Wasser, das sie ihr Lebtag schon geschleppt hatte, wurde sie nachdenklich. Nach so vielen versiegten Brunnen und Brunnen voller Gestank und Krankheitserreger, über die sie sich schon gebeugt hatte, wollte sie wissen: Woher kommt das Wasser?

Als sie aus der Waschküche des Großhändlers kam, wo sie Wäsche eingeweicht hatte, kam ihr die Idee, Konrad zu fragen. Die Kleinen spielten unten im Hof, obwohl es schon spät war, und die halbwüchsige Dagmar war bereits zu den Otterbuben hinuntergegangen, auf die sie aufpaßte, wenn Tora backen ging. Nur Konrad war daheim, und er saß wie immer mit einem Buch vor sich am Küchentisch und verbrauchte Licht. Sie ging hin und klappte die Vorderseite hoch und meinte zu erkennen, wie es hieß. »Die Frau«.

»Was ist denn das?«

»Bebels >Die FrauSTRAIK! auf das Caféfenster geschrieben und war weggegangen. Er habe sich angeschlossen, hatte er zur Witwe Göhlin gesagt. Jetzt fürchtete Frida, daß er seine Stelle wieder verlieren würde. Er fing um sechs Uhr morgens an, blieb aber immer bis spät in die Nacht auf.

Auf dem Herd kochte das Wasser, und sie begann Roggenmehl hineinzurühren.

»Beim Großhändler haben se 'ne Wasserleitung«, erzählte sie. »Da braucht man nur aufdrehn.«

»Das ist doch gut«, meinte Konrad, ohne von seinem Buch aufzusehen.

»Weißt du, wo das herkommt?« fragte sie.

»Das Wasser?«

»Ja.«

Er schlug »Die Frau« zu.

»Weißt du das denn nicht? Das pumpen se bei Malstugan rauf. Da haben se doch 'ne Pumpstation gebaut.«

»Aber das muß doch irgendwann mal ausgehn.«

»Das ist Grundwasser«, erklärte Konrad.

Sie wußte nicht, was das war. Konrad begann auf dem Flickenteppich zwischen der Flurtür und der Zimmertür auf und ab zu gehen und vom Wasser zu erzählen, das unter ihnen und unter der ganzen Erde sei, und Frida, die mit dem Rücken zu ihm stand und den Brei rührte, wußte nicht, was sie glauben sollte. Es fülle alle Hohlräume und Spalten in der Erde, sagte er. Es rinne durch lockere Erdablagerungen und Sandschichten und Kiesbänke und dringe überall durch, wo es versickern könne.

»Du weißt aber genau Bescheid, du, wie es unter der Erde aussieht«, sagte sie und schmunzelte. Doch er fuhr, ohne sich von ihr beirren zu lassen, damit fort, über das Wasser zu erzählen, das weder Dianas noch Gabbro aufhalten könnten, wie es in unterirdischen Strömen fließe und wie es, wenn es regne, in den Hohlräumen der Berge perle und gluckse. Die unterirdische Wasserlandschaft sei ein Bild, wenn auch ein gespiegeltes und auf den Kopf gestelltes Bild, der Landschaft auf der Erde mit ihren Höhen und Tälern und tiefen Senken. Das Grundwasser strebe, wie alles andere auch, nach dem Gleichgewicht, sagte Konrad, und wo das Gleichgewicht zwischen dem Druck des Wassers und dem der Luft über der Erde erreicht sei, da befinde sich der Grundwasserspiegel. In den Senken und Niederungen sei er nahe an der Erdoberfläche, und manchmal breche er hervor. Dort sprudelten die Quellen.

Im Park unterhalb des Höhenrückens, dachte Frida. Wo die Heilsarmee immer spielt.

Der Brei war dick geworden und mußte nun nur noch ausquellen. Sie sollte nach David und Anna rufen. Konrad redete noch immer von hydrostatischem und artesischem Druck. Sie hatte eine ganze Weile nicht zugehört.

»Weißt du, warum sie die Himmelsöquelle verstellt haben?« fragte sie. Er wußte jedoch nicht einmal, wo sie gewesen war.

Am Montag ging sie ins Lindhsche Haus zum Waschen. Das Einweichwasser war flockig vom Schmutz, und es roch übel, als sie die Wäsche herauszunehmen begann. Für gewöhnlich achtete sie nicht darauf. Anfangs hatte sie das getan und dann jedesmal, wenn sie schwanger gewesen war. Der Gestank war früher, als die Wäsche zwischen den Waschtagen ein halbes Jahr liegenblieb, auch muffiger gewesen. Am Bottich stand Rut und fischte mit einem Waschholz die Unterhosen des Großhändlers heraus. Sie schwammen wie große, weiße Blasen auf dem schlierigen Wasser.

»Nimm die Hände dazu!« sagte Frida. »Sonst fallen sie dir runter.«

Sie hielt Rut nicht für eine große Hilfe. Sie war erst sechzehn, in der Küche des Großhändlers die Jüngste. Wenn Frida zum Waschen kam, plapperte sie wie ein Wasserfall, denn oben in der Küche hatte sie nicht viel zu sagen.

»Weißt du, daß der Großhändler vierzehn Unterhosen gebraucht hat, seit wir das letzte Mal gewaschen haben?« schwatzte sie. »Das ist doch wohl nicht ganz gescheit, über ein Dutzend Unterhosen seit September! Ich frag mich, ob er noch ein Dutzend im Schrank hat. Aber schau dir die mal an! Man sieht ja kaum, daß die gebraucht wordn ist. Doch, da war immerhin ein kleiner, brauner Fleck, er wischt sich schludrig ab. Hier, nimm, Frida!«

Doch sie ließ sie fallen, und das Waschholz schnellte über den Fußboden davon. Es hatte nicht viel Wucht, landete aber auf Fridas Füßen, und das tat weh. Sie hatte die Segeltuchschuhe an. Die benutzte sie nur beim Waschen, und sie hatte für die Hühneraugen Löcher in den Stoff geschnitten. Wenn ihr nichts drauffiel, konnte sie einen ganzen Tag auf den Holzrosten in der Waschküche umhergehen, ohne sie in nennenswerter Weise zu...
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