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Der Kardinal im Kreml

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
560 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.07.2012
Von einem geheimen Ort in der Nähe der afghanischen Grenze aus haben Russen erstmals mit einem Laserstrahl einen US-Spionagesatelliten 'geblendet'. Ein Fall für Jack Ryan.
«Ein Autor, der nicht in Science-fiction abdriftet, sondern realistische Ausgangssituationen spannend zum Roman verdichtet.» DER SPIEGEL

Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextVon einem geheimen Ort in der Nähe der afghanischen Grenze aus haben Russen erstmals mit einem Laserstrahl einen US-Spionagesatelliten 'geblendet'. Ein Fall für Jack Ryan.
«Ein Autor, der nicht in Science-fiction abdriftet, sondern realistische Ausgangssituationen spannend zum Roman verdichtet.» DER SPIEGEL

Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641088576
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum09.07.2012
Seiten560 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4965 Kbytes
Artikel-Nr.1190248
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Sie nannten ihn den Bogenschützen. Das war ein Ehrentitel, auch wenn seine Landsleute vor einem guten Jahrhundert ihre Bogen weggelegt hatten, sobald die ersten Feuerwaffen in ihrem Land auftauchten. In gewisser Hinsicht war der Name ein Symbol für die Zeitlosigkeit des Kampfes. Der erste der Invasoren aus dem Westen - denn als solche sah man sie - war Alexander der Große gewesen, und viele waren ihm gefolgt. Am Ende waren sie alle gescheitert. Ihr islamischer Glaube sei die Grundlage ihres Widerstands, behaupteten die afghanischen Stammeskrieger; doch verbissener Mut war für diese Männer ebenso charakteristisch wie ihre dunklen, erbarmungslosen Augen.

Der Bogenschütze war ein junger Mann und alt zugleich. Wenn er den Wunsch und die Gelegenheit hatte, in einem Bergbach zu baden, sah man die Muskeln an seinem dreißigjährigen Körper; die glatten Muskeln eines Menschen, für den die Überwindung einer dreihundert Meter hohen, nackten Felswand ebensowenig bemerkenswert war wie ein Bummel zum Briefkasten.

Alt an ihm waren die Augen. Afghanen sind durchweg gutaussehende Menschen, deren markante Züge und helle Haut rasch von Wind, Sonne und Staub gegerbt werden und sie älter erscheinen lassen, als sie tatsächlich sind. Die Spuren im Gesicht des Bogenschützen hatte jedoch nicht der Wind hinterlassen. Bis vor drei Jahren war er Mathematiklehrer gewesen, Hochschulabsolvent in einem Land, in dem die meisten es für ausreichend halten, wenn sie den Koran lesen können; er hatte, wie es Sitte war, früh geheiratet und zwei Kinder gezeugt. Doch seine Frau und seine Tochter waren tot, zerrissen von den Raketen eines Suchoi-Kampfflugzeugs. Sein Sohn war verschollen, verschleppt. Nachdem die Sowjets das Dorf seiner Frau aus der Luft zerstört hatten, waren ihre Bodentruppen gekommen, um die überlebenden Erwachsenen zu töten und die Waisen einzusammeln und zur Erziehung und Ausbildung in die Sowjetunion zu schicken. Alles nur, weil seine Frau die Enkel noch einmal der Großmutter zeigen wollte, entsann sich der Bogenschütze, alles nur, weil eine sowjetische Streife wenige Kilometer vom Dorf beschossen worden war. An dem Tag, an dem er davon erfahren hatte - mit einwöchiger Verspätung -, hatte der Mathematiklehrer die Bücher säuberlich auf dem Pult aufgestapelt und war aus der Kleinstadt Ghazni in die Berge gegangen. Eine Woche später war er nach Einbruch der Dunkelheit mit drei Männern in die Stadt zurückgekehrt und hatte sich seiner Vorfahren würdig erwiesen, indem er drei sowjetische Soldaten tötete und ihnen ihre Waffen abnahm. Diese erste Kalaschnikow hatte er noch heute.

Den Namen Bogenschütze trug er aber aus einem anderen Grund. Der Anführer der kleinen Gruppe von mudschaheddin - Märtyrer Allahs  - war ein einfühlsamer Mann, der nicht auf den Neuankömmling hinabsah, nur weil der seine Jugend mit dem Erlernen fremdländischen Teufelszeugs verbracht hatte. Er warf dem jungen Mann auch seinen anfänglichen Mangel an Glauben nicht vor. Als der Lehrer zu der Gruppe stieß, waren seine Kenntnisse vom Islam höchst oberflächlich, doch der Anführer erinnerte sich an die bitteren Tränen des jungen Mannes, als ihr Imam ihn im Willen Allahs unterwies. Binnen eines Monats war aus ihm der härteste - und erfolgreichste - Kämpfer der Gruppe geworden, eindeutig eine Manifestation von Gottes Willen. Und ihn hatte der Führer schließlich auserwählt, nach Pakistan zu reisen, um mit Hilfe seiner mathematischen und naturwissenschaftlichen Kenntnisse den Einsatz von Boden-Luft-Raketen zu erlernen. Die ersten SAM, mit denen ein stiller, ernster Mann aus Amerikastan die mudschaheddin ausgerüstet hatte, waren sowjetische SA-7 gewesen, bei den Russen als strela oder Pfeil bekannt. Wirksam war diese erste tragbare Luftabwehrrakete nur, wenn sie mit großem Geschick eingesetzt wurde, und über dieses verfügten nur wenige. Unter ihnen war der Mathematiklehrer der Beste, und seine Erfolge mit den russischen Pfeilen trugen ihm bei den Männern der Gruppe den Ehrennamen Bogenschütze ein.

Nun wartete er mit einem neuen Geschoß, der amerikanischen Stinger. Er lag auf dem messerscharfen Grat hundert Meter unter dem Gipfel des Berges, von dem aus er das Gletschertal in seiner gesamten Länge überschauen konnte. Hinter ihm war Abdul, sein Beobachter. Bezeichnenderweise bedeutete sein Name Diener , denn der junge Mann trug zwei weitere Raketen für das Abschußgerät und besaß, wichtiger noch, die Augen eines Falken.

Der Bogenschütze suchte das gebirgige Gelände ab, besonders die Grate, und mit einem Ausdruck, der Jahrhunderte des Kampfes widerspiegelte. Ein ernster Mann, der Bogenschütze. Freundlich zwar, doch man sah ihn nur selten lächeln; er zeigte kein Interesse an einer neuen Frau; in seinem Leben war Platz für nur eine Leidenschaft.

»Da!« sagte Abdul leise und zeigte.

»Ich sehe ihn.«

Das Gefecht auf der Talsohle - eines von mehreren an diesem Tage - hatte dreißig Minuten gedauert, und es war Zeit, daß die sowjetischen Soldaten Unterstützung von ihrem zwanzig Kilometer hinter der nächsten Bergkette gelegenen Hubschrauberstützpunkt bekamen. Die Sonne glitzerte kurz auf der verglasten Nase des Mi-24 Hind, der zehn Meilen entfernt eine Bergkette umflog. Höher, weiter in der Distanz und außer Schußweite kreiste eine zweimotorige Transportmaschine Antonow-26, beladen mit Beobachtungs- und Funkgeräten zur Koordination der Boden- und Luftoperationen. Der Blick des Bogenschützen aber folgte nur dem Mi-24 Hind, einem mit Raketen und Maschinenkanonen bewaffneten Kampfhubschrauber, der in diesem Augenblick von dem kreisenden Befehlsstandflugzeug mit Informationen versorgt wurde.

Die Stinger war für die Russen eine herbe Überraschung gewesen, und bei ihrem Bemühen, mit der neuen Bedrohung zu Rande zu kommen, änderten sie ihre Lufttaktik täglich. Das Tal war tief, aber enger als die meisten. Wenn der Pilot die Mitstreiter des Bogenschützen treffen wollte, mußte er geradewegs in dieser Felskluft anfliegen. Er würde dabei Höhe halten, mindestens tausend Meter über der Talsohle für den Fall, daß die Schützen dort unten ein Stinger-Team bei sich hatten. Wie erwartet näherte sich der Pilot von Lee, damit der Wind sein Rotorgeräusch um wenige, womöglich entscheidende Sekunden verzögerte. Ein Funkgerät in der kreisenden Antonow war auf Frequenzen eingestellt, auf denen die mudschaheddin sendeten, damit die Russen eine Warnung vor ihrem Herannahen abhören und auch Hinweise auf den Standort eines Raketenteams gewinnen konnten. Abdul hatte denn auch ein Funkgerät dabei, das er abgeschaltet in den Falten seiner Kleidung trug.

Langsam hob der Bogenschütze das Abschußgerät und nahm den anfliegenden Hubschrauber ins Visier. Sein Daumen bewegte sich seitwärts zum Aktivierungsschalter, und er schmiegte den Backenknochen an den Leitholm. Augenblicklich belohnte ihn das schrille Zwitschern der Sucheinrichtung des Abschußgerätes. Der Pilot hatte die Lage abgeschätzt, seine Entscheidung getroffen. Zum ersten Zielanflug kam er auf der anderen Seite des Tales nach unten, knapp außerhalb der Reichweite der Rakete. Der Hind hatte die Nase gesenkt, und der Bordschütze, der vorne und leicht unter dem Piloten saß, nahm die Position der Guerillakämpfer ins Visier. Vom Talboden quoll Rauch auf: Die Sowjets markierten mit Mörsergranaten die Stellungen ihrer Gegner, und der Hubschrauber änderte leicht den Kurs. Es war fast soweit. Flammen fauchten aus den Raketenabschußrohren des Hubschraubers, und die erste Salve fegte dem Boden entgegen.

Dann aber stieg eine andere Rauchschleppe auf. Der Hubschrauber wich mit einem ruckartigen Schlingern nach links aus, als die Rauchquelle gen Himmel jagte, zwar in sicherer Entfernung von dem Hind, aber doch ein eindeutiges Gefahrenzeichen. Der Bogenschütze packte die Lafette fester. Der Helikopter kam nun seitlich auf ihn zu, wurde im inneren Ring des Visiers größer. Das Geräusch an der Wange des Bogenschützen veränderte sich. Die Rakete hatte das Ziel nun erfaßt. Der Pilot des Hind beschloß, das Gebiet, aus dem das Lenkgeschoß auf ihn abgefeuert worden war, anzugreifen; zu diesem Zweck zog er die Maschine weiter nach links und drehte sie leicht. Als er die Felsen, aus denen die Rakete gekommen war, mißtrauisch musterte, kehrte er dem Bogenschützen ahnungslos die Austrittsdüse seines Triebwerks zu.

Der Lenkflugkörper signalisierte dem Bogenschützen nun seine Bereitschaft, doch der blieb geduldig. Er versetzte sich in die Lage des Piloten und schätzte, daß er mit seinem Hubschrauber noch näher herangehen würde, ehe er auf die verhaßten Afghanen schoß. Und so kam es. Als der Hind nur noch tausend Meter entfernt war, holte der Bogenschütze tief Luft, stellte die Flugbahnüberhöhung ein und flüsterte ein kurzes Rachegebet. Der Abzug betätigte sich fast wie von selbst.

Die Lafette bäumte sich in seinen Händen auf, als die Stinger im Bogen ausgestoßen wurde und dann ihre Flugbahn zum Ziel erreichte. Trotz der Schleppe aus fast unsichtbarem Rauch konnten die scharfen Augen des Bogenschützen sie verfolgen. Der Lenkflugkörper fuhr die Steuerflügel aus, und diese bewegten sich dann auf Befehl des Computerhirns, einem briefmarkengroßen Mikrochip, um Bruchteile eines Millimeters. Oben in der kreisenden An-26 sah ein Beobachter die winzige Wolke und griff nach dem Mikrophon, um eine Warnung weiterzugeben, doch seine Hand hatte das Instrument kaum berührt, als die Rakete schon traf.

Die Stinger prallte direkt gegen eines der Triebwerke des Hubschraubers und explodierte. Die Antriebswelle des Heckrotors war gebrochen, und der Hind begann sich heftig nach links zu...

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