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Mord will keine Zeugen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
333 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am23.12.20211. Aufl. 2021
Als der Obdachlose Miff Ferguson Zeuge eines Mordes wird, entbrennt zwischen ihm und dem Mörder ein gnadenloses Katz-und-Maus-Spiel. Schließlich sucht Miff Zuflucht bei seiner Tante in Weston St Ambrose. Doch als man eine zweite Leiche in einer Scheune entdeckt, wird klar: Miff schwebt nach wie vor in höchster Gefahr. Die Uhr tickt, und um den Fall zu lösen und zu verhindern, dass noch ein Mensch sein Leben verliert, müssen Inspector Jessica Campbell und Ian Carter sich erneut mit der Polizei in Bamford verbünden - und mit Mitchell und Markby ...



Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Zudem schreibt sie an der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Serie, die im viktorianischen England spielt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAls der Obdachlose Miff Ferguson Zeuge eines Mordes wird, entbrennt zwischen ihm und dem Mörder ein gnadenloses Katz-und-Maus-Spiel. Schließlich sucht Miff Zuflucht bei seiner Tante in Weston St Ambrose. Doch als man eine zweite Leiche in einer Scheune entdeckt, wird klar: Miff schwebt nach wie vor in höchster Gefahr. Die Uhr tickt, und um den Fall zu lösen und zu verhindern, dass noch ein Mensch sein Leben verliert, müssen Inspector Jessica Campbell und Ian Carter sich erneut mit der Polizei in Bamford verbünden - und mit Mitchell und Markby ...



Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Zudem schreibt sie an der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Serie, die im viktorianischen England spielt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751710053
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.12.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.6
Seiten333 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2520 Kbytes
Artikel-Nr.5708723
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


KAPITEL EINS

Miff Ferguson lebte nun schon seit zwei Jahren auf der Straße. Nach seiner eigenen Einschätzung war er ganz gut zurechtgekommen, aber dennoch schien jeder Tag eine weitere Hürde im Hindernislauf mit Namen Überleben zu sein.

Heute dachte er über den kommenden Winter nach, der zwar noch nicht unmittelbar vor der Tür stand, aber es konnte nie schaden, vorauszuplanen. Wenn man kein festes Dach über dem Kopf hatte, konnte das Leben auf der Straße im Winter leicht tödlich enden. In letzter Zeit hatte es viel geregnet. Sein kleines Zelt, das gerade groß genug war, dass er in seinen Schlafsack kriechen und sich wie eine Schnecke zusammenrollen konnte, war bis zu einem gewissen Grad wasserdicht, dennoch bahnten sich bei Starkregen Rinnsale den Weg ins Innere. Und vor Schnee und eisigen Temperaturen würde es ihn sicher nicht schützen; falls es einen harten Winter gäbe, benötigte er einen solideren Unterschlupf. Nichts Ausgefallenes, sagte er sich, als er bei Tagesanbruch mit einem Pappbecher heißen Kaffees von einer bereits frühmorgens öffnenden Tankstelle über den Bürgersteig tappte. Das Personal dort kannte ihn. Wenn der Geschäftsführer da war, musste er für seinen Kaffee bezahlen; die Mädchen verlangten nie etwas von ihm. Eine leere Lagerhalle, das obere Stockwerk eines leer stehenden Hauses, irgendetwas mit Ziegeln und Mörtel, das war es, wonach er suchte. Es gab mehrere leere Ladenlokale in der Gegend, aber die waren in der Regel gut durch Alarmanlagen gesichert.

Obwohl es noch früh war, waren schon einige Leute unterwegs. Manche gingen zur Arbeit, andere kamen von der Nachtschicht nach Hause. Die Ladenbesitzer, vor allem die Zeitungshändler, öffneten ihre Geschäfte. Eine alte Dame war offensichtlich auf dem Weg zu einem Frühgottesdienst. Es war überraschend, wie viele Menschen auf den Beinen waren, sobald es hell wurde. Das Tolle an ihnen allen war, soweit es Miff betraf, dass sie sich im Allgemeinen gegenseitig ignorierten. Deshalb war es für jemanden wie Miff eine gute Zeit, um Möglichkeiten auszuloten.

Wenn man nachts umherstreifte, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass irgendein Wichtigtuer zum Telefon griff und die Polizei rief. Viele Leute blieben lange in ihren eigenen vier Wänden auf. Miff spekulierte manchmal darüber, was sie taten, was sie vom warmen, bequemen und trockenen Bett fernhielt. Vielleicht saßen sie an ihren Computern, spielten Spiele, schauten Pornos oder versuchten ihr Glück in Onlinecasinos. Oder sie wurden von einem unruhigen Kind gerufen, einem hungrigen Baby, oder sie konnten nicht einschlafen und dachten, eine Tasse Tee könnte helfen. Was auch immer sie taten - und ehrlich gesagt war es Miff egal, was es war -, es bestand immer die Möglichkeit, dass einer von ihnen beschloss, zum Fenster zu gehen und auf die schattige Straße hinunterzuschauen. Eine einsame Gestalt, die dort entlangschlenderte und die Gebäude inspizierte, machte sie nervös.

Nicht dass er die Hausbewohner in irgendeiner Weise beneidet hätte. Miff hatte nicht das Verlangen, sich ihnen dauerhaft anzuschließen und in einer schicken Residenz mit Doppelverglasung und vielleicht einem ehemaligen Garten zu wohnen, der jetzt zubetoniert war, um einen Parkplatz abseits der Straße zu schaffen. Vor allem aber wollte er nicht Teil einer festen Gemeinschaft sein. Das hatte er ausprobiert, und er hatte es gehasst. Nachbarn bedeuteten, dass andere Menschen mehr über dich wussten, als sie das Recht dazu hatten. Sie beobachteten dein Kommen und Gehen. Sie fragten sich, was du beruflich machst. Sie luden dich zu einem netten, kleinen Abendessen ein, das sich als eine Einladung vor die Großinquisition entpuppte. Je weniger sie wussten, desto misstrauischer wurden sie. Es schürte das Feuer ihrer größten Angst: fallende Immobilienpreise. All das hatte Miff erlebt. All das war schließlich unerträglich geworden. Das war der Zeitpunkt gewesen, an dem Miff beschlossen hatte, wegzugehen. Bis jetzt hatte er es nicht bereut. Obwohl, um ehrlich zu sein, der letzte Winter war hart gewesen. Für den kommenden Winter würde er besser planen.

Wenn Miff sich irgendeiner Art von Lebewesen verwandt fühlte, dann den Füchsen, die im Schutz der Dunkelheit herauskamen und den Abfall nach Nahrungsresten durchstöberten. Oder den Katzen. Miff mochte Katzen und fühlte, dass er viel mit ihnen gemeinsam hatte.

Nachts hörten die Katzen auf, so zu tun, als wären sie domestizierte Miezen - Teil einer geordneten Welt -, und wurden zu wilden Wesen. Sie schlichen durch Klappen, die freundliche Hausbesitzer in ihre Hintertüren eingebaut hatten, ins Freie und verließen das Haus als gepflegte, wohlgenährte, anhängliche Familienmitglieder. Noch bevor sie das nächste Blumenbeet erreichten, verwandelten sie sich in räuberische Jäger, klein, aber schnell und rücksichtslos. Kein noch so kleines Geräusch, keine noch so kleine Bewegung entging ihnen, jeden noch so flüchtigen Geruch nahmen sie wahr, und sie verfügten über einen sechsten Sinn, der sie vor Gefahren warnte. Dann waren sie weg, vollendete Athleten, kletterten mühelos eine Mauer, einen Zaun oder einen Baum hoch und schlüpften durch enge Öffnungen, durch die ein Mensch gerade mal eine Hand stecken konnte.

Wenn eine Katze und Miff in der Dunkelheit aneinander vorbeikamen, ignorierten sie einander und gingen jeweils ihren eigenen Geschäften nach. Aber sobald ihre wilden Instinkte befriedigt waren, verwandelten sich die meisten Katzen wieder in domestizierte Miezen und trotteten in gemütliche Häuser, um den Tag zu verdösen, anders als Miff. Dennoch beneidete er sie nicht. Manchmal dachte er, dass die Katzen sich verkauft hatten, indem sie, wenn auch nur stundenweise, ein häusliches Leben akzeptierten.

Tagsüber war er immer fröhlich und plauderte mit Passanten, die anhielten, um ihm wegen seines Unglücks, obdachlos zu sein, ihr Mitgefühl auszusprechen, gelegentlich ein wenig Geld oder ein Sandwich anzubieten oder ihn manchmal wegen seiner Arbeitsscheu zu beschimpfen.

»Probieren Sie es mal aus, Kumpel!«, riet er Letzteren immer. »Versuchen Sie mal, auf der Straße zu überleben.« Meistens brummten sie irgendetwas und gingen weiter, wenn er das zu ihnen sagte.

Das einzige Mal, dass er den Kopf eingezogen und so getan hatte, als ob er schliefe, war an dem Tag gewesen, an dem er einen Kerl, mit dem er zur Schule gegangen war, entdeckt hatte, der mit dem ganzen Selbstvertrauen eines erfolgreichen Geschäftsmanns auf ihn zugestiefelt kam. Der alte Schulkamerad war an ihm vorbeimarschiert, ohne ihn zu bemerken, und Miff hatte erleichtert aufgeatmet.

Danach hatte er London verlassen und sich eine Zuflucht in Bamford in den Cotswolds gesucht, wo er es bestimmt vermeiden konnte, jemandem zu begegnen, den er kannte. Wenn sich bei seinen ehemaligen Arbeitskollegen herumgesprochen hätte, dass er auf der Straße lebte, wäre das allein schon schlimm genug. Aber wenn die Sache beim nächsten Klassentreffen bekannt würde, würde die Schulleitung seinen Namen wahrscheinlich von der Liste der Ehemaligen streichen. Seine Eltern wären gedemütigt, denn sie hatten allen erzählt, dass er als Freiwilliger in einem Flüchtlingslager an einem unzugänglichen Ort auf dem Globus arbeitete. Außerdem waren sie vorsichtshalber nach Portugal gezogen.

In Wahrheit war er wirklich am glücklichsten in der Nacht. Nachts gab es keinen Grund, sich zu verstellen. Man konnte man selbst sein. Er mied die Betrunkenen - sie waren immer unberechenbar, bei ihnen wusste man nie. Manchmal taumelten sie nach Hause und durchlebten dabei den Abend noch einmal und kümmerten sich mehr um die anderen Nachtschwärmer als um Obdachlose. Manchmal stürzten sie in einem regelrechten Knäuel aus dem Pub oder dem Klub und fielen sofort über den Ersten her, den sie entdeckten, aus Gründen, an die sie sich am Morgen nicht mehr erinnern würden. Manchmal setzte der Alkohol einen grausamen Humor frei, und ein schlafender Körper wurde zur Zielscheibe. Die Betrunkenen hasste Miff am meisten.

Natürlich sah man nachts alles Mögliche. Aber man hielt den Mund, das war klar. Er kannte einige professionelle Einbrecher vom Grüßen. Er belästigte sie nicht, und sie machten sich seinetwegen keine Gedanken.

Er hatte einen vernachlässigten Bereich der Stadt erreicht. Einst hatte es hier eine belebte Siedlung mit kleinen Produktionsbetrieben gegeben - sie waren schon lange stillgelegt. Während sich die Planer darüber stritten, was mit dem Gelände und seinen maroden Gebäuden geschehen sollte, verkam es langsam und verfiel. Regen drang durch beschädigte Dächer ein; die Fenster waren zerbrochen und lückenhaft vernagelt. Unkraut begann das Areal zu erobern, zusammen mit Wildtieren. Von Zeit zu Zeit gab es auch Menschen hier: solche, die sich den Behörden und unangenehmen Fragen entziehen wollten, und Leute wie Miff. Oder nicht ganz so wie Miff, der seinen Platz nicht mit denen teilen wollte, die eine Gefahr darstellen könnten, seien es Drogenabhängige, die sich den Schädel zugedröhnt hatten, oder Schizophrene, die der nicht vorhandenen »Betreuung in der Gemeinde« überlassen wurden.

Miff war nicht auf der Straße, weil er Drogen nahm, vor der Justiz floh oder an einer psychischen Krankheit litt. Er war hier, weil er eines Tages einfach ausgestiegen war: aus dem ständigen Konkurrenzkampf, aus den Erwartungen anderer Leute, aus der Verantwortung gegenüber anderen Personen. Er hatte nicht das erlitten, was die Ärzte einen »mentalen Zusammenbruch« nannten, sondern nur eine völlige mentale Veränderung seines Blickwinkels. Er war einfach, so erklärte er es sich selbst, aufgewacht, wie aus einem langen, beunruhigenden Traum, und hatte sich auf...

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Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute in der Nähe von Oxford. Bestsellerruhm erlangte sie mit der Mitchell-und-Markby-Reihe, die mit der Jessica-Campbell-Reihe fortgesetzt wird, sowie der siebenbändigen Fran-Varady-Reihe. Zudem schreibt sie an der Lizzie-Martin-und-Benjamin-Ross-Serie, die im viktorianischen England spielt.
Mord will keine Zeugen

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