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Schatten über Oxford

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
332 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am11.04.20171. Aufl. 2017
Auf dem Dachboden findet die Schriftstellerin Kate Ivory bei Recherchearbeiten eine Schachtel mit Spielzeug und Briefen. Sie gehörte Chris Barnes, einem zehnjährigen Jungen aus London, der während des Krieges zum Schutz vor Luftangriffen nach Oxford verschickt wurde und dort unter mysteriösen Umständen starb. Als sie Nachforschungen anstellt, verstrickt sich Kate immer mehr in diese Geschichte - bis Oxfords Vergangenheit droht für sie zum persönlichen Verhängnis zu werden ...



Ein neuer Fall für die ermittelnde Schriftstellerin Kate Ivory. Eine atmosphärische Kriminalserie mit einer besonderen Heldin, deren scharfe Beobachtungsgabe und ungewöhnliche Methoden die gemütliche britische Stadt Oxford ordentlich durchwirbeln. Perfekt für Liebhaber von intelligenter und charmanter Cosy Crime, für Leser von Martha Grimes und Ann Granger.



Veronica Stallwood kam in London zur Welt, wurde im Ausland erzogen und lebte anschließend viele Jahre lang in Oxford. Sie kennt die schönen alten Colleges in Oxford mit ihren mittelalterlichen Bauten und malerischen Kapellen gut. Doch weiß sie auch um die akademischen Rivalitäten und den steten Kampf der Hochschulleitung um neue Finanzmittel. Jedes Jahr besuchen tausende von Touristen Oxford und bewundern die alten berankten Gebäude mit den malerischen Zinnen und Türmen und dem idyllischen Fluss mit seinen Booten. Doch Veronica Stallwood zeigt dem Leser, welche Abgründe hinter der friedlichen Fassade lauern.

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Produkt

KlappentextAuf dem Dachboden findet die Schriftstellerin Kate Ivory bei Recherchearbeiten eine Schachtel mit Spielzeug und Briefen. Sie gehörte Chris Barnes, einem zehnjährigen Jungen aus London, der während des Krieges zum Schutz vor Luftangriffen nach Oxford verschickt wurde und dort unter mysteriösen Umständen starb. Als sie Nachforschungen anstellt, verstrickt sich Kate immer mehr in diese Geschichte - bis Oxfords Vergangenheit droht für sie zum persönlichen Verhängnis zu werden ...



Ein neuer Fall für die ermittelnde Schriftstellerin Kate Ivory. Eine atmosphärische Kriminalserie mit einer besonderen Heldin, deren scharfe Beobachtungsgabe und ungewöhnliche Methoden die gemütliche britische Stadt Oxford ordentlich durchwirbeln. Perfekt für Liebhaber von intelligenter und charmanter Cosy Crime, für Leser von Martha Grimes und Ann Granger.



Veronica Stallwood kam in London zur Welt, wurde im Ausland erzogen und lebte anschließend viele Jahre lang in Oxford. Sie kennt die schönen alten Colleges in Oxford mit ihren mittelalterlichen Bauten und malerischen Kapellen gut. Doch weiß sie auch um die akademischen Rivalitäten und den steten Kampf der Hochschulleitung um neue Finanzmittel. Jedes Jahr besuchen tausende von Touristen Oxford und bewundern die alten berankten Gebäude mit den malerischen Zinnen und Türmen und dem idyllischen Fluss mit seinen Booten. Doch Veronica Stallwood zeigt dem Leser, welche Abgründe hinter der friedlichen Fassade lauern.

Details
Weitere ISBN/GTIN9783732534647
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum11.04.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Reihen-Nr.8
Seiten332 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2274786
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Ich besuchte Chris und Susie nur ein einziges Mal, während sie in Oxford untergebracht waren, obwohl ich das Anrecht auf eine Bahnfahrkarte im Monat hatte. Vielleicht hätte ich mich bemühen sollen, sie öfter zu sehen, doch ich war der Überzeugung, dass die Kinder glücklich sein mussten. In ihrem Quartier war es warm, und sie bekamen gut zu essen, während wir dort unten in Peckham ganz schön zu kämpfen hatten.

Es war in den ersten Januartagen des Jahres 1945. Ich brauchte Chris nur anzuschauen, um zu wissen, dass er seine ganze Hoffnung darauf setzte, ich würde ihn und Susie mit zurück nach London nehmen.

»Das geht leider nicht, Chris, alter Kumpel«, sagte ich.

»Wir möchten gern heim«, flüsterte er erneut. Er hielt meinen Arm umklammert, und sein Griff war so fest, dass es schmerzte. Ich hatte damals nicht gerade viel Fleisch auf den Rippen. »Eigentlich will sie uns gar nicht.«

Natürlich sprach er von Miss Marlyn. Ich hatte sie gerade erst kennen gelernt und verstand nicht recht, warum der Junge sich so anstellte. Sie war größer als die meisten mir bekannten Frauen und besaß eine angeborene Autorität, die Menschen ihrer sozialen Schicht, Männer ebenso wie Frauen, gern an den Tag legen. Trotzdem wirkte sie recht nett. Ihr Gesicht zeichnete sich durch gerade Linien, scharfe Kanten und den kalten Glanz von Elfenbein aus; vielleicht stellten Chris und Susie gar Ähnlichkeiten mit der Hexe aus ihrem Märchenbuch fest. Doch sie lächelte freundlich und bot mir nicht nur eine Tasse Tee mit Zucker an, sondern obendrein auch noch ein Korinthenbrötchen. Sicher haben die Kinder nur Heimweh, dachte ich. Sie wissen nicht, wie gut es ihnen hier geht. Mehr steckt bestimmt nicht dahinter.

Und Susie wirkte im Gegensatz zu Chris eigentlich auch ganz glücklich.

»Danny Watts hat ein neues, junges Hündchen«, erzählte sie und klammerte sich an meine andere Hand. »Er sagt, dass ich es in ein paar Tagen ausführen darf.«

»Klar. Weil es ihm nämlich längst auf die Nerven geht«, erklärte ihr Bruder.

Unser Chris war schon immer in der Lage gewesen, die Menschen zu durchschauen.

Miss Marlyns Augen befanden sich auf gleicher Höhe mit meinen. Sie gab sich nicht einmal die Mühe wegzuschauen, als ich sie anstarrte. Ihre nussbraunen Augen fesselten mich. Nein, sie waren nicht nussbraun - eher meergrün mit braunen Sprenkeln. Und sie hatte schwarze Wimpern und ebensolche Augenbrauen. Während wir uns unterhielten, hielt sie ihren Blick ununterbrochen auf mich gerichtet, als interessiere sie sich brennend für jeden noch so banalen Satz, den ich äußerte.

Ich saß am Küchentisch und trank den Tee, den sie mir in einer Tasse reichte. Schon beim Einschenken war mir der satte Braunton aufgefallen; hier trank man nicht das bleiche Zeug, das uns blieb, wenn unsere Wochenration sich dem Ende zuneigte. Ich süßte ihn mit zwei gehäuften Teelöffeln Zucker - sie blinzelte nicht einmal bei dieser Extravaganz - und fügte aus einem blau-weißen Kännchen Milch hinzu. Das Korinthenbrötchen war dick, voller Früchte und sogar mit Margarine bestrichen. Nachdem ich den Tee getrunken und das Brötchen gegessen hatte, kratzte ich mit dem Löffel den Tassenboden ab, um auch das allerletzte der feuchten, süßen Zuckerkörnchen zu erreichen. Wäre ich allein gewesen, hätte ich die Tasse sicher ausgeleckt wie ein Hund. Doch ich hatte gelernt, mich zu beherrschen, obwohl mir die Mühe vermutlich ins Gesicht geschrieben stand. Ich spürte, wie in meinem Mundwinkel ein Nerv zuckte, doch ich wusste, wie man sich in zivilisierter Umgebung zu benehmen hat. Nachdem ich mit der Tasse fertig war, leckte ich an meinem Zeigefinger, ließ ihn über den Teller gleiten, pickte jeden noch so winzigen Krümel auf und saugte ihn von meinem Finger, um nur ja keinen übrig zu lassen. Ich ertappte Chris dabei, wie er mir einen merkwürdigen Blick zuwarf, doch als er merkte, dass ich ihn ansah, senkte er die Augen. Seine Wangen wirkten leicht gerötet, als ob mein Benehmen ihm peinlich wäre. Ach, Chris, wenn du wüsstest! Mir war egal, was er dachte, denn ich konnte doch nicht einfach gutes Essen vergeuden. Was Nahrung wert war, hatte ich auf die harte Tour lernen müssen. Ich lasse keine Lebensmittel verkommen - weder damals noch heute.

Susie hopste auf ihrem Stuhl herum, lächelte mich an und zeigte ihre Zahnlücken. Sie hatte die ersten Milchzähne verloren. Chris ließ Anzeichen des mürrischen Halbstarken erkennen, zu dem er bald werden würde; zumindest dachte ich das damals. Mir scheint, dass Kinder im Krieg schneller heranwachsen. Als sorgloser kleiner Kerl in Susies Alter war er jedenfalls einfacher gewesen, früher, als wir ihm an Sonntagnachmittagen mit Harry im Park das Fußballspielen beibrachten.

Den kleinen Imbiss, den Miss Marlyn mir gab, hatte ich bitter nötig. Ich war den ganzen, meist bergauf führenden Weg vom Bahnhof bis zu ihrem Haus in der Armitage Road in Headington gelaufen. Die Anfahrt von Paddington hatte über drei Stunden gedauert, und die Eisenbahnwaggons waren nicht geheizt gewesen. Der Zug war mit kaum dreißig Stundenkilometern durch die zerstörten Londoner Vororte gezuckelt und erst schneller gefahren, als wir das traurig braune, freie Land erreichten. Manchmal blieb er aus unerfindlichen Gründen einfach stehen, und Kälte und Feuchtigkeit krochen immer tiefer in meine Knochen. Im Abteil roch es nach feuchtem Sergestoff, ungewaschenen Körpern und abgestandenem Zigarettenrauch. Die Leute sprachen stockend miteinander, als fühlten sie sich verpflichtet, ein wenig Freundlichkeit zu zeigen. Man konnte fast ihre Gedanken lesen: »Ich muss mir Mühe geben. Da draußen herrscht Krieg.« Sie sprachen vom letzten Luftangriff und tauschten ihre bevorzugten Bomben-Geschichten aus. Einer erzählte einen Witz aus der letzten Sendung von Tommy Hendley, und alle lachten.

»Bald ist es geschafft«, sagte ein Mann in Luftwaffenblau.

Ich weiß nicht, ob er die Bahnfahrt oder den Krieg meinte, denn beide schienen sich ihrem Ende zuzuneigen.

Die meisten Passagiere waren in Uniform. Als ich einstieg, musterten sie mich, als fragten sie sich, warum ich keine Uniform trug, schauten dann aber schnell wieder weg. Ich nehme an, sie konnten mir am Gesicht ablesen, dass ich meinen Beitrag geleistet hatte und inzwischen als untauglich ausgemustert worden war.

An einem der Haltepunkte stand eine Frau mit einem Rollwagen, der mit Pappschachteln beladen war. Picknick. Ein Schilling, stand darauf. Nur mit Mühe brachte ich es fertig, mich nicht aus dem Fenster zu lehnen und eine Schachtel zu kaufen, wie es zwei andere Passagiere taten. In diesen Zügen ohne Speisewagen wusste man nie, wann man das nächste Mal etwas zu essen bekam. Doch ich hatte Chris und Susie versprochen, sie zum Abendessen auszuführen, und brauchte keine zwei Mahlzeiten.

Eine junge Frau stieg ein und quetschte sich auf die gegenüberliegende Bank. Sie hatte ein weiches, ovales Gesicht und den wie eine Schnittverletzung wirkenden scharlachroten Lippenstift aufgelegt, den alle in diesem Jahr trugen. Diese Mädchen traten in Massen auf und sahen alle gleich aus, wenn sie Schlange standen, im Bus saßen oder mit dem Zug fuhren. Identisch und austauschbar. Die junge Frau in unserem Abteil trug einen dunkelblauen Mantel mit breiten Schultern aus einem schäbigen Stoff, der für die Kälte viel zu dünn aussah. Auf ihren Knien balancierte sie eine prall gefüllte Einkaufstasche. Wahrscheinlich war auch sie auf dem Weg, ihre Kinder zu besuchen, und brachte ihnen allerlei kleine Überraschungen mit, die sie sich vom Mund abgespart hatte und die ihr so wertvoll waren, dass sie sie keinen Moment aus den Augen lassen wollte. Auch ich hatte einen Rucksack dabei. Er lag oben im Gepäcknetz und enthielt Comics, Süßigkeiten und die Briefe, die Sheila am Abend zuvor mühevoll am Küchentisch geschrieben hatte. Am liebsten würde man ihnen die Sterne vom Himmel holen, um sie für die lange Trennung zu entschädigen, doch für den Moment musste eine Tasche voller Kleinigkeiten reichen. Ich lächelte die junge Frau an, um ihr zu zeigen, dass ich sie verstand, doch sie presste nur die Lippen zusammen und wandte den Kopf ab, als hätte ich eine obszöne Bemerkung gemacht.

Also konzentrierte ich mich auf die männlichen Mitreisenden im Abteil, um ihr die Peinlichkeit zu ersparen. Die Gesichter ringsum wirkten erschöpft, und die Müdigkeit färbte auf ihre graue Haut ab. Stammte ihr fahles Aussehen von dem Schmutz, der sich wie ein Film auf alles in der Paddington Station legte, oder war die Farbe dauerhafter? Ein wenig sah es so aus, als könne man sie nicht ganz abwaschen. Mir war diese allgemeine Graufärbung sofort bei meiner Rückkehr nach England aufgefallen - natürlich erst, als ich wieder so weit hergestellt war, dass ich überhaupt etwas bemerken konnte. Abgesehen von der Erschöpfung war sie wohl dem Mangel an Seife zuzuschreiben und dem Umstand, dass es immer an Zeit fehlte, alles vernünftig zu reinigen. Wahrscheinlich war Sauberkeit das Letzte, woran man dachte, wenn es um das schiere Überleben ging. Vermutlich wäre mir diese Graufärbung gar nicht aufgefallen, wenn ich die vergangenen vier Jahre in England verbracht hätte.

Nach einer halben Stunde wurde ich unruhig. Abgeschlossene Räume bereiteten mir Probleme, und das Abteil war viel zu voll mit all den Körpern fremder Menschen. Gern hätte ich ein Fenster geöffnet, doch mir war klar, dass ich damit den Unmut der anderen Passagiere auf mich gezogen hätte. Ich versuchte die vorbeihuschende Landschaft zu betrachten, doch Regen und Wind ließen alles verschwommen und unwirklich erscheinen. Hügel und Weiden, Hecken und Häuser verschwanden und tauchten wieder auf, bis...

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Veronica Stallwood kam in London zur Welt, wurde im Ausland erzogen und lebte anschließend viele Jahre lang in Oxford. Sie kennt die schönen alten Colleges in Oxford mit ihren mittelalterlichen Bauten und malerischen Kapellen gut. Doch weiß sie auch um die akademischen Rivalitäten und den steten Kampf der Hochschulleitung um neue Finanzmittel. Jedes Jahr besuchen tausende von Touristen Oxford und bewundern die alten berankten Gebäude mit den malerischen Zinnen und Türmen und dem idyllischen Fluss mit seinen Booten. Doch Veronica Stallwood zeigt dem Leser, welche Abgründe hinter der friedlichen Fassade lauern.
Schatten über Oxford