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Cursed Worlds 1. Aus ihren Schatten ...

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Moon Noteserschienen am04.07.2022
Sis und ihr Bruder Finn leben bei ihrer Großmutter, seit ihre Eltern vor vielen Jahren plötzlich mit Finns Zwillingsbruder verschwanden. Als die Großmutter einen Schlaganfall erleidet und ins Krankenhaus muss, hinterlässt sie ihnen einen Auftrag: Sie sollen nach Spanien reisen und einen Freund ihres Vaters aufsuchen. Der Freund zeigt ihnen das Einzige, was ihnen von ihrer Familie geblieben ist: eine Gewandfibel, d. h. einen magischen Schmuck, der sie zur Überquerung der Weltengrenzen befähigen soll. Sie kommen einem großen Geheimnis auf die Spur - einem Geheimnis, das sie alle töten oder ihre Familie endlich wieder vereinen könnte ...

Rena Fischer lebte nach ihrem Studium einige Jahre in Irland und Spanien, bevor sie anfing, Bücher zu schreiben. In der Jugendfantasy schlägt ihr Herz für das Erschaffen neuer komplexer Welten.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSis und ihr Bruder Finn leben bei ihrer Großmutter, seit ihre Eltern vor vielen Jahren plötzlich mit Finns Zwillingsbruder verschwanden. Als die Großmutter einen Schlaganfall erleidet und ins Krankenhaus muss, hinterlässt sie ihnen einen Auftrag: Sie sollen nach Spanien reisen und einen Freund ihres Vaters aufsuchen. Der Freund zeigt ihnen das Einzige, was ihnen von ihrer Familie geblieben ist: eine Gewandfibel, d. h. einen magischen Schmuck, der sie zur Überquerung der Weltengrenzen befähigen soll. Sie kommen einem großen Geheimnis auf die Spur - einem Geheimnis, das sie alle töten oder ihre Familie endlich wieder vereinen könnte ...

Rena Fischer lebte nach ihrem Studium einige Jahre in Irland und Spanien, bevor sie anfing, Bücher zu schreiben. In der Jugendfantasy schlägt ihr Herz für das Erschaffen neuer komplexer Welten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783969810132
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum04.07.2022
Reihen-Nr.1
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1338 Kbytes
Artikel-Nr.8996393
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2


Sis



Khaos, 12. April 2019 n. Chr.


»Wir können doch nicht einfach abhauen!«, rief Sis und folgte ihrem abenteuerlustigen Bruder und Luke in die Küche. Wie erwartet, wollte er am liebsten auf der Stelle nach Spanien fahren. Sis drehte den Hahn auf und füllte den Teekocher randvoll mit Wasser. Nachdenklich versuchte sie, die neuen Puzzlestücke, die Tess ihnen mit ihrer absurden Botschaft hingeworfen hatte, mit dem Rest der ihr bekannten Vergangenheit zu einem Bild zusammenzufügen. Vergeblich.

»Warum nicht?«, nervte Finn in ihrem Rücken. »Tess kannst du im Krankenhaus eh nicht helfen, und wir haben Ferien.«

Während das Wasser sich erhitzte, trat Sis zu ihm an den Küchentisch und las zum wiederholten Mal die Worte ihrer Großmutter. Finn klappte das Medaillon mit den Fotos auf. Auf der linken Seite des herzförmigen Anhängers sah ihnen ein Junge mit braunen Locken entgegen. Das Bild war schon vergilbt, aber Sis erkannte es sofort, weil es auch in einem Rahmen auf Tess´ Nachttisch stand. Das Foto zeigte ihren älteren Sohn Silas, Sis´ Onkel, bei seiner Einschulung. Er hielt eine riesige Schultüte in Raketenform in der Hand, trug die für Anfang der Achtzigerjahre modische Jeans mit Schlag und dazu ein orangefarbenes T-Shirt. Verschmitzt lächelte er in die Kamera.

Auf einem Bild in einem Familienalbum ein Jahr später lag er in einem Sarg.

»Verkehrsunfall«, hatte Tess gesagt und sich geweigert, mehr darüber zu erzählen. Wie nach einem Verkehrsunfall sah der Leichnam des Jungen auf dem Foto jedoch nicht aus. Wenn Sis so darüber nachdachte, gab es verdammt viele Geheimnisse in ihrer Familie.

Es versetzte ihr einen Stich, als sie über Finns Schulter hinweg auf das Foto rechts von Silas linste. Ihr bezopftes, sehr viel jüngeres Ich stand zwischen einer hellblonden Frau und ihrem schwarzhaarigen Mann. Laura und Michael Winter, ihre Eltern, die ihr so fremd waren wie ihre Namen. Jeder von ihnen hielt einen kleinen Jungen auf dem Arm. Finn und Kieran waren eineiige Zwillinge und sahen sich so ähnlich, dass Sis beim besten Willen nicht sagen konnte, wer von den beiden Finn war.

»Das ist doch Wahnsinn!«, erklärte sie energisch, weil sie fühlte, wie ihr eigener Widerstand ins Wanken geriet. Neugierig war sie nämlich schon, was es mit diesem Haus in Spanien auf sich hatte. Ihr Blick wanderte zu Luke. Der saß am Küchentisch und belegte gerade Sandwiches mit Käse, Tomaten und Salat. Seit er Kampfsport machte, ernährte er sich gesünder und hatte sogar ihren sturen Bruder davon überzeugt, dass Gemüse ihn nicht umbrachte.

»Wie wär´s zur Abwechslung mal mit ein wenig Spontaneität, Sisgard!«, feixte Letzterer gerade. Luke versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen, seine Mundwinkel zuckten jedoch verdächtig.

»Nenn mich gefälligst Sis!« Himmel, wie sie ihren Namen hasste! Noch so ein Geheimnisding in ihrer Familie. Ihre Mutter hatte angeblich diese besondere Melodie im Ohr gehabt, während sie mit Sis schwanger gewesen war, und dann war sie eines Morgens mit dem Namen Sisgard auf den Lippen aufgewacht. Sis hatte ihn gegoogelt, er bedeutete: die Hüterin des Zauberlieds. Für eine Namensänderung benötigte sie vor ihrem achtzehnten Geburtstag die Zustimmung des gesetzlichen Vormunds, und Tess hatte sich geweigert. Zumindest hatte sie durchsetzen können, dass alle sie nur »Sis« nannten.

»Vielleicht finden wir dort wirklich eine Spur von unseren Eltern«, sagte Finn und ließ das Medaillon zuschnappen.

Sis hängte zwei Beutel Hibiskustee in eine Glaskanne und goss das sprudelnde Wasser darüber. »Sie hätte doch längst selbst dort nachgeforscht.«

Dampf schlug ihr entgegen, als sie den Tee nach ein paar Minuten in die Tassen füllte und sich zu den anderen an den Tisch setzte.

»Dann wird das eben ein Urlaubstrip. Jetzt komm, Sis! Du hast noch nie was Verrücktes gemacht!« Finn ließ nicht locker.

Sie stellte die Kanne so schwungvoll ab, dass ein paar Tropfen überschwappten. »Komm mir nicht so! Ich habe schon eine ganze Menge ...«

»Wenn du mal was anstellen willst, verlangst du garantiert nach einem Handbuch mit genauem Regelwerk!«, unterbrach er sie und biss in sein Sandwich.

Luke versteckte sein Grinsen nicht schnell genug hinter der Tasse. Sis versetzte ihm unter dem Tisch einen Stoß gegen das Schienbein, und er gab einen schmerzverzerrten Laut von sich.

»Jetzt sag ihm doch, dass das nicht stimmt!« In Gedanken ging sie fieberhaft gemeinsame Schultage durch, aber etwas richtig Rebellisches wollte ihr auf die Schnelle einfach nicht einfallen. Luke grinste noch breiter, als er die Tasse vom Mund nahm und abstellte. Sie hätte ihn erwürgen können.

»Wie auch immer. Eins steht fest: Für so eine Adventure-Tour braucht ihr einen Profi an eurer Seite. Wenn ihr wollt, fahr ich zum Bahnhof und besorge für morgen drei Zugtickets.«

»Du kommst mit?«, rief Finn und strahlte.

Sis rang die Hände. »Super Idee! Deine Eltern rasten bestimmt sofort aus und verständigen die Polizei!«

Luke war früher einmal für ein paar Tage abgehauen. Er hatte ihnen nie verraten, was genau passiert war, aber seitdem hielt er sich immer öfter bei ihnen auf, und seine Eltern akzeptierten das, ohne ständig an ihrer Tür zu klingeln und ihn nach Hause zu beordern.

»Die wollten mich in den Ferien ohnehin zu Tante Hannah aufs Land abschieben, schon vergessen? Damit sie ihre Karibikkreuzfahrt genießen können. Morgen früh lasse ich mich von ihnen brav zum Bahnhof bringen und steige dann zu euch in den Zug nach Spanien. Tante Hannah ruf ich von unterwegs an und sag ihr, ich würde nun doch in die Karibik mitfahren.«

Ein diabolisches Grinsen glitt über sein Gesicht, und Sis verkniff sich nur mühsam das Lachen. Wer ließ sich auch gerne die Karibik entgehen? Luke war seit Monaten beleidigt, weil seine Eltern die Reise ohne ihn gebucht hatten. Zum einen, um ihn wegen seiner Aufsässigkeit zu bestrafen. Zum anderen, weil er angeblich als kleiner Junge seekrank geworden war.

Sis seufzte. Die zwei starrten sie erwartungsvoll über ihre Teller hinweg an. Sie hatte ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Was, wenn sich Tess´ Zustand verschlechterte oder sie sich Sorgen um sie machte, sobald sie aus ihrem Koma erwachte und ihre Enkelkinder verschwunden waren? Andererseits konnten sie Tess im Krankenhaus nicht helfen, und außerdem war sie diejenige gewesen, die sie mit ihrer Botschaft nach Spanien schickte. Irgendetwas musste sie sich doch dabei gedacht haben!

»Okay.« Ein lächerlich kurzes Wort für das, was sie damit in Gang setzen sollte.


Kieran



Erebos, Jahr 2516 nach Damianos, erster Mond des Frühlings, Tag 20


Rauch verschleierte Kieran die Sicht, und der Geruch von verbrannter Haut war so intensiv, dass er würgen musste. Zusammen mit seinem Vater kämpfte er sich gegen den Strom von Menschen, die in ihre Häuser flohen, zum Marktplatz durch. Bis zu den Minen kamen sie erst gar nicht, denn schon hier sah es aus wie nach einer Schlacht. Überall lagen Schwerverletzte und Tote auf dem Boden, umringt von weinenden Angehörigen.

Kieran packte in letzter Sekunde einen kleinen Jungen mit rußschwarzen Wangen und brachte ihn vor den schweren Stiefeln zweier Grauer in Sicherheit. Er drückte ihn einer Frau, die sich ängstlich unter dem Vordach zur Dorfschenke verbarg, in die Arme und lief zurück auf den Platz. Sein Vater war irgendwo in der Menge verschwunden. Wunden wurden gewaschen und Verbände angelegt. Das Bein eines Minenarbeiters, an dem er vorübereilte, war so zerfetzt, dass zwei Männer sich gerade anschickten, es zu amputieren. Seine ohrenbetäubenden Schreie erstarben in einer gnädigen Ohnmacht. Die rauchschwarzen, blutgesprenkelten Gesichter der Minenarbeiter, die den Explosionen entkommen waren, erzählten Geschichten von dem Grauen, das sich in den Schächten zugetragen haben musste.

Plötzlich entdeckte er Ulric, der seine Mutter im Arm hielt, während seine Schwester Serafina über einem Mann am Boden kauerte. Gänsehaut bildete sich auf Kierans Armen, und seine Schritte wurden schneller. Björns linker Arm und die Schulter waren zerschmettert und sein Kopf eigentümlich verdreht und blutig. Die Spitzen von Serafinas langem kupfergoldenem Haar färbten sich in den Wunden ihres toten Vaters dunkelrot. Benommen stolperte Kieran auf die beiden zu. Björn war immer wie ein Onkel für ihn gewesen.

Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als Serafina den Kopf hob und ihn ihr tränenverhangener Blick aus kornblumenblauen Augen traf. In der nächsten Sekunde traten zwei Schattenkrieger auf sie zu, rissen sie von ihrem Vater weg und schleuderten sie von sich wie eine Strohpuppe. Gerade noch rechtzeitig sprang Kieran herbei, um sie aufzufangen. Die Grauen packten Björn und trugen ihn fort. Serafinas schmaler Körper bebte in seinen Armen, während sie sich an ihn klammerte. »Wo wart ihr? Sie haben überall nach deinem Vater gesucht!«

Was sie außerdem sagen wollte, ging in einem Schluchzen unter, weil die Schattenkrieger ihren Vater nur zwanzig Schritte entfernt auf einen mittlerweile erschreckend großen Haufen von Toten in der Mitte des Platzes warfen. Sie würden den Leuten keine Zeit für eine Beerdigung und Trauer lassen. Dermoth und die Grauen würden die Leichen mit ihrem magischen Feuer verbrennen, das nichts von ihnen übrig ließ. Danach mussten die Überlebenden zurück an die Arbeit in den Minen gehen. Aus dem Stimmengewirr erhob sich auf einmal der Schrei seines Vaters, und Kieran lief es eiskalt über den...
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